INV-GRA911 Höhenweg 1, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-GRA911
Signatur Archivplan:GRA911
Titel:Höhenweg 1
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstadt
Adresse:Höhenweg 1
Versicherungs-Nr.:196
Parzellen-Nr.:1227
Koordinate E:2649938
Koordinate N:1246308

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:In der Gesamtform gut erhaltenes ehemaliges Strohdachhaus kleinbäuerlicher Prägung, das unter Wahrung der historisch wertvollen Bauteile umgebaut und einer grosszügigen Wohnnutzung zugänglich gemacht wurde. Aus der Bauzeit im 18. Jahrhundert haben sich aussagekräftige Teile der originalen Bohlenständerwand und die zweiteilige Hochstud-Dachkonstruktion erhalten. Das Gebäude zeigt ein ungewöhnliches Grundrissmuster mit aussenseitiger Erschliessung und rückwärtig auskragendem Wohnraum. Typisch für Kleinbauern- und Handwerkerhäuser ist der knapp bemessene Scheunenteil mit hintereinander angeordnetem Tenn und Kleinviehstall.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach der Ausgestaltung der Holzdetails dürfte das Gebäude aus dem späteren 18. Jh. stammen. Im Brandkataster von 1875 wird es als "Wohnhaus, 2-stöckig, mit 2 Wohnungen, 2 Tremkellern und Scheune von Holz, mit Strohdach" beschrieben. Damaliger Eigentümer waren Daniel Lehner (vordere Wohnung und ½ Scheune) und Kaspar Lehner (hintere Wohnung und ½ Scheune) [1]. Ursprünglich handelte es sich um einen reinen Holzbau; die südseitige Stubenfront aus verputztem Fachwerk dürfte im späteren 19. Jh. entstanden sein. Die Umdeckung von Stroh auf Ziegel erfolgte in der Zeit um 1900.
Seit den 1980er Jahren fanden sukzessive bauliche Veränderungen statt, wobei die Grundanlage des Hauses respektiert und wichtige Teile der originalen Bausubstanz beibehalten wurden (1986-88 Umbau des Wohnteils mit Anhebung der Geschosshöhen; 1995 Ausbau von Scheune und Dachraum zu Wohnzwecken; 2010-12 Neugestaltung der Westfassade und des Hausvorplatzes) [2].
Beschreibung:Mit Firstrichtung West-Ost in die Gabelung von Höhenweg und Rütenengasse gestelltes Kleinbauernhaus, das sich mit seinem charakteristisch abgewalmten Dach als ehemaliges Strohdachhaus zu erkennen gibt. Die mit Flachziegeln eingedeckten Dachflächen zeigen seit dem Estrichausbau von 1995 kleinformatige Verglasungen und Dreiecksgauben, welche sich recht harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Das Dachgerüst bilden zwei Firstständer (Hochstüde), wobei der eine in der Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn verläuft und der andere über dem Wohnteil abgefangen ist. Mit Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben sind die wesentlichen Elemente des für Strohdachhäuser typischen Dachaufbaus noch vorhanden und im grosszügig ausgebauten Dachraum nach wie vor sichtbar (frühere Rauchschwärze der Hölzer durch Sandstrahlung entfernt).
Der originale hölzerne Wandaufbau ist auf der nördlichen Hausrückseite, teilweise auch an der westlichen Stirnseite und im Hausinnern noch vorhanden. Die Basis bildet ein auf einen Mauersockel gesetzter eichener Schwellenkranz von kräftigen Dimensionen. Das zweigeschossig hochgeführte Ständergerüst ist mit Brustriegeln, Geschossrähmen und verblatteten Kopfhölzern ausgesteift, die Wandfüllung besteht aus liegend eingefügten Bohlen. Im Erdgeschoss wurden die gereihten Fensteröffnungen wohl nachträglich vergrössert, im Obergeschoss aber haben sich teils noch die ursprünglichen, kleinformatigen Lichtöffnungen erhalten. Ungewöhnlich mutet die über die Gebäudeflucht hinausragende nordwestliche Hausecke an, welche aber aufgrund der hölzernen Wandkonstruktion als originaler Gebäudeteil einzuschätzen ist.
Einen deutlichen Kontrast zum originalen hölzernen Wandaufbau bildet die im 19. Jh. erneuerte südliche Stubenfront, welche als verputztes Fachwerk mit grossformatigen, axial angeordneten Einzelfenstern in Erscheinung tritt. Südliche Stirnseite als Ständerwand mit Vollverglasung und vorgesetztem Lattenrost neu interpretiert. Das ehemalige Tenntor ebenfalls mit Vollverglasung und Lattenrost.
Das Gebäude verfügt über eine eigenwillige Grundrissanlage, welche wohl mit der zwischenzeitlichen Nutzung als Zweifamilienhaus in Verbindung zu bringen ist.
Der südliche Haupteingang befindet sich nicht wie üblich neben dem Tenn, sondern führt entlang der talseitigen Stirnfront in einen Stichgang, welcher in einen kleinen Erschliessungsbereich mit quergestellter Treppe ins Obergeschoss mündet. Vom Stichgang aus führt ein direkter Zugang in den grosszügigen südlichen Hauptwohnraum (früher in Stube und Nebenstube unterteilt). Den rückwärtigen Bereich nimmt die ehemals zweigeschossige Rauchküche ein, welche noch über einen zweiten, direkten Zugang von der Hausrückseite verfügt. Östlich schliesst an die Küche eine ehemalige Kammer an (heute Sanitärraum). Ebenfalls von der Küche aus wird das nordwestlich auskragende Eckzimmer betreten. Im Obergeschoss war ursprünglich wohl nur der südliche Teil zu Wohnzwecken ausgebaut. Unter der Stube befindet sich ein kleiner Kellerraum mit Balkendecke.
Der hangseitig anschliessende Ökonomieteil zeigt die kleinbäuerliche Ausprägung mit Tenn und rückwärtig angeordnetem kleinen Stall, an den zu einem späteren Zeitpunkt noch ein Schweinestall unter Satteldach angefügt wurde.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[2] Freundliche Mitteilung des Eigentümers (2016).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35772
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds