INV-GRA912 Eifeldstrasse 15, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GRA912
Signatur Archivplan:GRA912
Titel:Eifeldstrasse 15
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Eifeld
Adresse:Eifeldstrasse 15
Versicherungs-Nr.:252
Parzellen-Nr.:1489
Koordinate E:2650440
Koordinate N:1245467

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Östlich der Wyna auf freiem Feld stehendes ehemaliges Strohdachhaus, das den vielfältigen Wandaufbau aus Holz, Fachwerk und massivem Mauerwerk wie auch die unterschiedlich gestaltete Dachkonstruktion in wesentlichen Teilen bewahrt hat. Das Gebäude gibt ein beredtes Zeugnis einer sukzessiven baulichen Veränderung und Entwicklung vom Kleinbauernhaus zum mehrteiligen Gebäudekomplex ab. Der zentrale Kernbau aus dem frühen 18. Jahrhundert besitzt insbesondere an der südlichen Stubenfront noch aussagekräftige Teile der traditionellen Bohlenständerkonstruktion, ebenso die dreiteilige rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion im Dachraum. Für die Gesamterscheinung und die Baugeschichte des Hauses gleichermassen von Bedeutung sind die östliche Erweiterung durch einen zusätzlichen kleinen Wohnteil mit Gewölbekeller sowie die westliche Verlängerung des Scheunenteils zur Strasse hin.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude weist eine interessante, wenn auch nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte auf [1]. Anhand der konstruktiven Details ist davon auszugehen, dass der zentrale Bereich, ein Bohlenständerbau mit drei Hochstüden, im frühen 18. Jh. entstanden ist. In der ursprünglichen Konstellation handelte es sich um einen kleinbäuerlichen Vielzweckbau mit vierteiligem Wohnungsgrundriss sowie anschliessendem Tenn und Stall (Mittertennhaus). Ob dieser Gebäudeteil tatsächlich am heutigen Standort errichtet oder nachträglich hierher versetzt wurde, ist nicht zweifelsfrei erwiesen. So kann auf der grundsätzlich sehr verlässlichen Michaeliskarte um 1840 an dieser Stelle kein Gebäude ausgemacht werden, wohl aber auf der Siegfriedkarte von 1880 [2].
Im Verlauf des 19. Jh. wurde das Gesicht des Hauses in mindestens zwei Bauetappen erheblich verändert. Vorerst erfolgte eine ostseitige Erweiterung um einen zusätzlichen Wohnteil, mit darunter gelegenem Gewölbekeller. Der als Mauerbau und Fachwerk erstellte Anbau erhielt eine Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl und wies im Unterschied zum strohgedeckten Kernbau von Beginn weg ein Ziegeldach auf. Der Dachkonstruktion wie auch der biedermeierlichen Stubeneinrichtung nach zu schliessen, dürfte der Anbau um die Mitte des 19. Jh. stattgefunden haben [3].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1875 wird das Gebäude als "Wohnhaus, 2-stöckig, mit 2 Wohnungen, gewölbter und Tremkeller, Scheune, mit Anbau einer Wohnung und Schopfanbau, von Stein und Holz, mit 5/6 Stroh- und 1/6 Ziegeldach" beschrieben [4]. Damaliger Eigentümer war Jakob Sager, Schneider. Die Umdeckung des Kernbaus von Stroh auf Ziegelbelag fand gemäss Brandkataster 1898 statt. Vermutlich zur gleichen Zeit erfolgte die Erweiterung des westlichen, an das alte Tenn anschliessenden Scheunentrakts mitsamt der strassenseitigen Schildmauer aus Bruchsteinen [5]. Eine Modernisierung der Küche mit Entfernung des alten Rauchfangs ("Chemihutte") fand 1948 statt [6]. Zurzeit ist ein Umbau des ehemaligen Bauernhauses vorgesehen, wobei wesentliche Teile der Wand- und Dachkonstruktion wie auch der inneren Raumordnung und der Ausstattung beibehalten werden soll.
Beschreibung:Der auffallend langgestreckte Baukörper erhebt sich auf freiem Feld in der Wynaebene, wo er mit Firstrichtung Nordost-Südwest giebelständig an einen alten Fussweg, die heutige Eifeldstrasse, gestellt ist. Unter dem mächtigen, durchlaufenden Satteldach mit strassenseitigem Gehrschild sind unterschiedlich gestaltete Hausteile angeordnet, die ein anschauliches Bild der vielfältigen Baugeschichte vermitteln.
Den ältesten Teil des Gebäudekomplexes bildet die in Bohlenständerbauweise errichtete innere Wohnung, die an der südlichen Stubenfront noch weitgehend in der ursprünglichen Form erhalten ist (nördliche Fassade stärker verändert). Die Basis bildet ein eichener Schwellenkranz, in den kräftige, zweigeschossig hochgeführte Ständer eingelassen sind. Mit dem horizontal abschliessenden Wandrähm sind diese durch breite, verblattete Kopfhölzer verstrebt, deren zimmermannstechnische Ausgestaltung ins frühe 18. Jh. weist. Die Wandfüllungen bestehen aus liegend eingefügten Bohlen. Insbesondere im Bereich des Obergadens zeigen sich noch vollumfänglich die bauzeitlichen Verhältnisse mit durchlaufendem profiliertem Brustriegel und niedrigen Fensteröffnungen. Diese weisen noch bleiverglaste Füllungen mit "Läufterli" (Schiebeflügel) auf. Demgegenüber wurde die Reihenbefensterung im Erdgeschoss (Sprossenfenster mit Schiebeflügeln) im 19.Jh. – vermutlich in Zusammenhang mit der ostseitigen Hauserweiterung – leicht vergrössert, als man zur Tennseite hin einen nachträglichen Hauseingang schuf. Dadurch erfuhr auch das Erschliessungssystem eine Änderung, indem ein neuer Korridor entlang dem Tenn geschaffen und nordseitig ein Aussenaufgang ins Obergeschoss errichtet wurde. Der ursprüngliche Hauseingang dürfte sich auf der Nordostseite des Kernbaus befunden haben, die ursprünglichen Erschliessungsverhältnisse sind aber nicht mehr eindeutig zu klären [7].
Originaler Bestandteil des ehemals strohgedeckten Kernbaus ist die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion, welche aus drei Firstständern, Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Teilen der alten Rafenlage besteht. Ein Windverband zur Längsaussteifung des Dachgerüsts war offenbar von Anfang an nur spärlich ausgebildet; anlässlich der Hauserweiterung im 19. Jh. wurde er wie die stirnseitigen Walmrafen entfernt.
Der Wohnteil des Kernbaus wies auch in den ursprünglichen Verhältnissen einen vierteiligen Grundriss auf, doch waren die Räume anders angeordnet (vgl. Grundrissskizze in der Bilddokumentation). Die eigentliche Wohnstube befand sich auf der Südostseite des Hauses, westlich schloss die tennseitig gelegene Nebenstube an. Auch auf der nördlichen Hausrückseite war die Lage von Küche und Kammer gegenüber den heutigen Verhältnissen vertauscht. Ein neben der Küche gelegener Aufgang führte in eine geräumige Kammer über der Stube, an die eine zweite Kammer über der Nebenstube anschloss. Demgegenüber war der gesamte nordseitige Bereich des Hauses ursprünglich zweigeschossig, als Rauchküche, ausgebildet. Der Ökonomieteil des Kernbaus war wesentlich kleiner und umfasste das heute noch bestehende Tenn sowie einen südwestlich anschliessenden kleinen Stall, welcher anlässlich der Scheunenerweiterung im ausgehenden 19. Jh. ersetzt wurde.
Die nordwestliche Hauserweiterung aus der Mitte des 19. Jh. ist gegenüber dem alten, hölzernen Wohnteil niveaumässig versetzt. Sie besteht aus einem nur leicht eingetieften Gewölbekeller aus massivem Mauerwerk und einem darauf gesetzten eingeschossigen Wohnteil aus Fachwerk, der wohl als Altenteil (Stöckli) gedacht war. Der Kellersockel springt auf der Nordseite deutlich über die Fassadenflucht des Kernbaus vor, so dass sich hier eine Laubenplattform für das Stöckli ergibt. Der über einen nördlichen Stichgang erschlossene Anbau bewahrt weitgehend noch die ursprüngliche Ausstattung. In der Küche befindet sich ein Sandsteinplattenherd mit Rauchfang ("Chemihutte") aus Blech; in der Stube ein grüner Kachelofen mit weissem Fries und zweistufiger Kunst auf verzierten Sandsteinfüsschen, ferner eine gestrichene Sichtbalkendecke, Brettertäfer sowie Türen mit aufgedoppeltem Rahmenwerk und originalen Beschlägen. Das Dachgerüst besteht aus einer stehenden Stuhlkonstruktion, welche mit gleicher Firsthöhe an die Hochstudkonstruktion des Kernbaus anschliesst.
Der um 1900 erneuerte und erweiterte Scheunenteil setzt sich aus dem alten Tenn des Kernbaus, einem östlich anschliessenden Stall und einem schmalen Futtertenn zusammen. Den strassenseitigen Abschluss bildet eine massive Stirnmauer mit Gehrschild. Das zugehörige Sparrendach ist auf zeittypische liegende Stuhljoche abgestützt. Beidseitig schliessen hölzerne Annexbauten unter vorgezogenem Schleppdach an.
Vor der südlichen Stubenfront erstreckt sich ein alter Bauerngarten, der in seiner Anlage noch gut erkennbar ist. Zum näheren Umfeld der Hofanlage gehört ein in Ständerbauweise erstelltes Bienenhaus.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Baugeschichtliche Untersuchung und Dokumentation des Gebäudes 2016 durch die Kantonsarchäologie (Bericht Cecilie Gut).
[2] In einer Gebäudeaufnahme der Bauernhausforschung von 1963 wird ein ehemaliger, zum Zeitpunkt der Aufnahmen aber bereits abgegangener Kachelofen mit Inschrift "1829" in der Stube des Kernbaus erwähnt (Materialien Bauernhausforschung, Gränichen, AG 73a). Wie diese mündlich überlieferte Datierung mit der Baugeschichte des Hauses in Verbindung zu bringen ist, muss hier offenbleiben.
[3] In der Gebäudeaufnahme von 1963 wird ein Anbaudatum des "Stöcklis" um 1860 genannt (Materialien Bauernhausforschung, Gränichen, AG 73a).
[4] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[5] In einer Gebäudeaufnahme von 1963 wird die Erneuerung des westlichen Scheunenteils etwas früher, 1883, datiert (Materialien Bauernhausforschung, Gränichen, AG 73a).
[6] Gemäss Kurzinventar von 1991.
[7] Detaillierte Ausführungen hierzu im bauarchäologischen Bericht von 2016.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
- Baugeschichtliche Untersuchung und Dokumentation des Gebäudes 2016 durch die Kantonsarchäologie (Bericht Cecilie Gut).
- Materialien Bauernhausforschung, Gränichen, AG 73a (1963).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35778
 

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