INV-GRA913 Hochspüelstrasse 63, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GRA913
Signatur Archivplan:GRA913
Titel:Hochspüelstrasse 63
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hochspüel
Adresse:Hochspüelstrasse 63
Versicherungs-Nr.:261
Parzellen-Nr.:846
Koordinate E:2651145
Koordinate N:1245453

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Aus der Zeit um 1800 stammendes Strohdachhaus kleinbäuerlicher Prägung, das in seiner Gesamtform gut erhalten ist. Der nachträglich aufgemauerte Wohnteil hat die ursprüngliche, funktionsbetonte Fassadengliederung mit Reihen-, Zwillings- und Einzelfenstern bewahrt. Typologisch von Interesse ist das durchgehend rauchgeschwärzte Rafendach, das nicht wie üblich auf Hochstüde, sondern auf Dreieckstreben abgestützt ist. Im locker bebauten Ortsteil Hochspüel fügt sich der Baukörper harmonisch ins steil ansteigende Gelände ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Anhand seiner eigenwilligen Dachkonstruktion mit rauchgeschwärzten Dreieckstreben ist die Entstehungszeit des Hauses in die Zeit um 1800 einzuschätzen. Als Vergleichsbeispiel kann ein Kleinbauernhaus von 1809 in Murgenthal-Riken angeführt werden, welches über ein ähnliches, ebenfalls noch auf Strohbelag ausgelegtes Dachgerüst verfügt [1]. Im Brandkataster von 1875 ist das Gebäude im Hochspüel als "Wohnhaus, 2-stöckig, mit gewölbtem Keller und Scheune, mit Strohdach" verzeichnet; damaliger Eigentümer war Jakob Schaffner [2]. Für 1907 ist die Umdeckung von Stroh auf Ziegel belegt. Möglicherweise zur gleichen Zeit oder wenig später dürften die alten Holzwände des Wohnteils durch verputztes Mauer- und Fachwerk ersetzt worden sein, jedoch unter Beibehaltung der ursprünglichen Fenstereinteilung. Um 1960 hat die damalige Besitzerfamilie Turner-Sahli eine üppige Tenntormalerei mit Hellebardenmann und Familienwappen angebracht [3].
Beschreibung:Das ehemalige Kleinbauernhaus ist mit Firstrichtung hangabwärts ins Gelände gestellt. Der kleinformatige längliche Baukörper duckt sich unter einem tief heruntergezogenen Vollwalmdach, welches heute mit einfach verlegten Flachziegeln eingedeckt ist. Eine konstruktionsgeschichtliche Rarität stellt die original erhaltene, durchgehend rauchgeschwärzte Dachkonstruktion dar. Abweichend von der gängigen Form des Hochstuddaches ist das Dachgerüst hier nicht auf durchlaufende Firstständer (Hochstüde), sondern auf kräftige Dreieckstreben abgestützt. Mit Firstpfette, Unterfirst und den fächerförmigen Rafenlage zeigt es gleichwohl noch charakteristische Elemente der traditionellen Hochstudkonstruktion. Diese "reduzierte" Form des Dachgerüsts ist gelegentlich bei kleinformatigen Strohdachhäusern aus der Zeit um 1800, also in einer Spätphase der Strohdachhäuser, anzutreffen.
Die Aussenwände treten heute als verputzte Wandflächen in Erscheinung, und an der talseitigen Stirnfront ist der Mauersockel durch eine Betonsubstruktion ersetzt. Von der ursprünglichen Ständerkonstruktion sind an der südlichen Stubenfront noch Teile des eichenen Schwellenkranzes, des zweigeschossig aufgeführten Ständergerüsts mit verblatteten Kopfhölzern sowie die Reihenbefensterung mit profiliertem Brustriegel vorhanden, des weiteren noch Bohlenwände im Hausinnern.
Die Erschliessung des Wohnteils erfolgt nordseitig über einen entlang der Ökonomie geführten Stichflur, der auch vom Tenn her betreten werden kann. Die Hauptwohnräume Stube und Nebenstube befinden sich auf der Südseite des Hauses, während die ehemals zweigeschossige offene Rauchküche den nördlichen, rückwertigen Bereich einnimmt (nachträglicher Einzug einer Decke mit gemauertem Rauchfang). In den Obergaden, welcher lediglich südseitig zwei einfache Schlafkammern enthielt, gelangte man über eine Aussentreppe.
An bauzeitlicher Ausstattung sind im Innern noch überschobene stehende Wandtäfer sowie einzelne Brettertüren mit aussen eingeschnittenen Profilierungen und originalen Beschlägen vorhanden. Von der alten Befensterung zeugt ein ausrangiertes Fenster mit Schiebeflügel und fein profilierten, in Gehrung gefügten Holzsprossen. Hausinneres ansonsten modernisiert, Obergaden zu Wohnzwecken ausgebaut (Inneres gemäss Kurzinventar von 1991).
Der hangseitige Ökonomieteil zeigt eine bei Kleinbauernhäusern verbreitete Nutzungskonstellation mit Tenn und rückwärtig angeordnetem kleinen Stall. Letzterer ragt auf der Nordseite leicht über die Flucht des Wohnteils hinaus. Auf der Südseite ist das originale Tenntor mit stichbogig ausgeschnittenem "Mannstürli" erhalten. Es ist mit einer auffälligen Malerei aus den 1960er Jahren, mit Hellebardenmann und Wappen der Familie Turner-Sahli, verziert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Räber 2002, S. 104-105, 309-313.
[2] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[3] Gemäss Kurzinventar von 1991.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35784
 

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