INV-HEK905 Schmittengässli 2, 1680 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HEK905
Signatur Archivplan:HEK905
Titel:Schmittengässli 2
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:Schmittengässli 2a
Versicherungs-Nr.:23
Parzellen-Nr.:64
Koordinate E:2659032
Koordinate N:1248617

Chronologie

Entstehungszeitraum:1680
Grundlage Datierung:Mündliche Überlieferung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Schmiede

Dokumentation

Würdigung:Die "Alte Schmitte" ist ein spätbarock geprägter Mauerbau, der gemäss mündlicher Überlieferung aus der Zeit um 1680 stammt und somit zum ältesten Baubestand in Hendschiken gehört. Der prominent in einer Krümmung der alten Dorfstrasse stehende ländliche Gewerbebau ist trotz jüngerer Umbauten ein wertvoller bau- und gewerbegeschichtlicher Zeuge. Die strassenseitige Hauptfassade zeigt zwei rundbogige Eingänge, von denen der rechte in die einstige Schmiedewerkstatt und der linke in die darüber liegenden Wohnräume führt. Davor erstreckt sich der für das Schmiedegewerbe charakteristische, von einem ausladenden Vordach geschützte ehemalige Werkplatz. Die zum Gewerbebetrieb gehörende angebaute Scheune wurde 2005 durch einen Neubau im gleichen Volumen ersetzt (Scheunenersatz nicht Teil des Schutzumfangs).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Angeblich wurde der Mauerbau 1680 errichtet, worauf auch seine barocke Formensprache hindeutet [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit Hufschmiede, Waschhaus und gewölbtem Keller, von Stein unter Ziegeldach" aufgeführt. Zum Hauptgebäude gehörte eine "Scheune von Mauer und Holz mit Ziegeldach", was die Existenz einer kleinen Landwirtschaft nebst dem Gewerbebetrieb bezeugt. Eigentümer der Liegenschaft war zu jener Zeit Friedrich Aeschbach, Schmied [2].
Von der Familie Aeschbach ging die Liegenschaft 1919 an Alfred Baumann, Fabrikarbeiter. In den 1980er Jahren gelangte sie in die Hände der heutigen Besitzer, welche 1989 eine umfassende Renovation des Wohnhauses samt Dachausbau vornahmen. 2005 wurde die südöstlich angebaute Scheune durch einen volumengleichen Neubau ersetzt [3].
Beschreibung:Die "Alte Schmitte" steht markant in einer Biegung der alten Dorfstrasse, dem heutigen Schmittengässli, in leicht ansteigendem Gelände (vgl. Michaeliskarte). Der behäbige, traufständig zur Strasse ausgerichtete Mauerbau ruht unter einem steilen, geknickten Satteldach mit Halbwalm an der nordwestlichen Stirnfront. Die ehemals ruhigen, mit Biberschwanzziegeln eingedeckten Dachflächen sind seit dem Umbau von 1989 mit diversen Gaubenaufbauten besetzt.
Die nach Nordosten zum Schmittengässli gerichtete Hauptfassade prägt ein für das Schmiedegewerbe kennzeichnender offener Werkplatz mit Muschelkalk-Plattenbelag und schützendem Pultdach. Dieses ruht auf Wandkonsolen und einem Paar kräftiger Eichenpfosten. Unter dem Vordach geborgen sind die Eingänge zum Treppenhaus (links) und zur einstigen Schmiedewerkstatt (rechts). Die beiden unterschiedlich bemessenen Portale verfügen über kräftige, gefaste Rundbögen, welche auf eine Entstehungszeit wohl noch im 17. Jh. verweisen. Der Hauseingang zeigt ein zweigeteiltes Türblatt mit gestemmter Füllung, während die Tür zur Schmiede eine ein viergeteilte Füllung mit originalem schmiedeeisernem Klopfer besitzt. Ein dritter traufseitiger Eingang in einen Nebenraum ist als schlichte Rechtecktür ausgebildet. Im Gegensatz zur funktionsbetonten Gliederung des Werkstattgeschosses ist das Obergeschoss mit den Wohnräumen zur Strasse hin streng axial mit fünf hochrechteckigen Einzelfenstern besetzt. Demgegenüber zeigt die nordwestliche Stirnfront eine leicht unregelmässige, mehr auf die innere Nutzungsordnung bezogene Gliederung. Sämtliche Tür- und Fenstergewände sind handwerklich solide aus Muschelkalk gefertigt. Über die rückwärtige Traufseite zieht sich eine hölzerne Laubenfront (erneuert).
Vor den Umbauarbeiten von 1989 präsentierte sich das Hausinnere in folgendem Zustand [4]: Im Erdgeschoss nehmen das Treppenhaus, die frühere Schmitte und der einstige Waschraum die vordere Gebäudehälfte ein. Rückwärtig schliessen über zwei tonnengewölbten Kellern halbgeschossig versetzte Kammern an, die als Abstellräume dienen. Im Obergeschoss belegen Stube und Nebenstube samt einer Kammer über dem Treppenaufgang das strassenseitige Vorderhaus. Den rückwärtigen Bereich nehmen Küche, Kammer und ein Vorraum mit Treppe ins Dachgeschoss ein. Das Wohngeschoss bewahrt grosse Teile der historischen Interieurs wie Sichtbalkendecken, Wandvertäferungen sowie Füllungstüren samt originalen Beschlägen. Prunkstück der Stube ist ein dem späteren 18.Jh. zuzuordnender Kastenofen aus grünen, glatten Füllkacheln. Den weissgrundigen, blaubemalten Zierfries schmücken idyllische Landschaftsprospekte, welche vermutlich aus der Werkstatt des Aarauer Hafners Johann Jakob Fischer (1746–1809) und aus der Hand des Ofenmalers Conrad Kuhn stammen [5]. Die seitlich anschliessende Sitzkunst ist jüngeren Datums. Ebenfalls von der Küche aus beheizt wird ein in der hinteren Kammer stehender Ofen mit glatten, grünen Kacheln und gedrechselten Holzfüssen.
Auf der Südostseite des Hauses schliesst anstelle der 2005 abgebrochenen Scheune ein in Stein und Holz gehaltener Neubau im gleichen Volumen an (Vers.-Nr. 24; nicht Teil des Schutzumfangs). Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht ein zur Liegenschaft gehörender kleiner Wagenschopf mit Giebeldach, welcher in schlichter Gerüstbauweise mit luftdurchlässigen Staketenwänden aufgeführt ist (Vers.-Nr. 25).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Aussage der früheren Besitzerin (Bauernhausforschung 1987).
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
[3] Gemeinde Hendschiken, Bauakten.
[4] Beschreibung gemäss Bauernhausforschung 1987, auf der auch die Angaben im Kurzinventar von 1999 beruhen. Anlässlich der Aktualisierung des Bauinventars 2020/21 konnte das Haus nicht besichtigt werden.
[5] Vgl. Räber 2002, S. 198-199 (Abb. 406a).
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 87.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002 (Abb. 175).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VII-8/8.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36360
 

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