INV-HEK909 Speicher bei Mattenstrasse 1, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HEK909
Signatur Archivplan:HEK909
Titel:Speicher bei Mattenstrasse 1
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:bei Mattenstrasse 1
Versicherungs-Nr.:61
Parzellen-Nr.:925
Koordinate E:2658919
Koordinate N:1248661

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Würdigung:Vermutlich noch ins 17. Jahrhundert zurückgehender stattlicher Steinspeicher mit Gewölbekeller, welcher im Dorfzentrum von Hendschiken prominent in Erscheinung tritt. Der infolge einer Strassenerweiterung an einer Ecke leicht beschnittene, im Übrigen aber intakt erhaltene Baukörper bewahrt noch die ursprünglichen Tür- und Fenstergewände aus Muschelkalk sowie als interessantestes Ausstattungselement einen gemauerten Tresor im oberen Speicherraum. Als überaus selten gewordenes Beispiel eines gemauerten Speicherbaus im Aargau und namentlich im westlichen Kantonsteil kommt dem markanten Gebäude eine überaus grosse bautypologische und nutzungsgeschichtliche Bedeutung zu. Zusammen mit dem unmittelbar benachbarten, ebenso markanten Transformatorenhäuschen (Bauinventarobjekt HEK920) setzt es einen wichtigen ortsbaulichen Akzent.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Aufgrund seiner kompakten, spätgotisch geprägten Form mit giebelbündigem Dachabschluss und Rundbogenportal ist der zweigeschossig aufragende Steinspeicher noch ins 17.Jh. einzuordnen, womit er zu den ältesten Vertretern dieses Bautyps im Aargau und namentlich auch in der westlichen Kantonshälfte gehört [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Speicher von Stein mit gewölbtem Keller unter Ziegeldach" beschrieben; Eigentümer waren zu gleichen Teilen Hans Jacob Zobrist und Johann Ulrich Zobrist [2]. Der Steinspeicher ist Teil einer bäuerlichen Liegenschaft, deren strohgedecktes Hauptgebäude in den 1930er Jahren einem Brand zum Opfer fiel und in der Folge als Wohnhaus mit grossvolumiger freistehender Scheune neu aufgebaut wurde (Mattenstrasse 1).
In jüngerer Zeit ist die Dottikerstrasse dem ehemaligem Kornspeicher bedrohlich nahe gerückt. So musste anlässlich eines Trottoirausbaus von 1976 die südwestliche Gebäudeecke im unteren Bereich abgeschrägt werden. In den Speicherräumen wird vom Eigentümer ein „Hoflädeli“ betrieben.
Beschreibung:In der Mitte des Dorfes, unmittelbar bei der Verzweigung von Dottiker- und Dintikerstrasse, steht das Speichergebäude unmittelbar im Strassenraum. Der stattliche, zweigeschossig aufragende Steinbau trägt ein knappes, stirnseitig bündiges und traufseitig nur knapp vorstehendes Satteldach. Die spärlich gesetzten Fensteröffnungen, von denen die grösseren vergittert sind, weisen Gewände aus Mägenwiler Muschelkalk auf. Gleiches gilt für die rundbogig ausgebildeten Eingänge, von denen der eine stirnseitig in den Gewölbekeller, ein zweiter traufseitig in den unteren Speicherraum und ein dritter wiederum auf der Stirnseite über einen laubenartigen Vorbau ins obere Speichergeschoss führt (Laubenerschliessung nicht mehr begehbar). Ebenfalls auf der östlichen, scheunenzugewandten Giebelseite findet sich noch eine Türöffnung in den Dachraum (nicht mehr benutzbar). Für einen Speicherbau ungewöhnlich ist das kreisrunde, mit einem Fischblasen-Masswerk ausgestattete Giebellicht, welches möglicherweise in Zweitverwendung eingesetzt wurde.
Im Gewölbekeller hat sich ein aus Kopfsteinen gepflästerter Boden erhalten. Als Rarität erwähnenswert ist auch eine tresorartige Wandnische im oberen Speicherraum, welche mit einem Eisentürchen verschlossen werden konnte (Inneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung 1987 und Kurzinventar 1998).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Der älteste bekannte Steinspeicher (Baujahr 1526) auf aargauischem Boden stand im Fricktaler Dorf Herznach und musste 1977 wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden. Im Berner Aargau gibt es nach heutiger Kenntnis überhaupt keinen grossvolumigen Steinspeicher aus dem 16. Jh. mehr und nur noch sehr wenige aus dem 17./18. Jh. Etwas grösser ist die Zahl der gemauerten Speicher noch im östlichen Kantonsteil. Zu den gemauerten Speichern im Aargau vgl. Räber 1996, S. 371-373; Räber 2002, S. 396-399.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 87.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VII-8/9.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36384
 

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