INV-HOB904 Turnhalle mit Theatersaal, 1924 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOB904
Signatur Archivplan:HOB904
Titel:Turnhalle mit Theatersaal
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Talstrasse 7
Versicherungs-Nr.:114
Parzellen-Nr.:121
Koordinate E:2654967
Koordinate N:1253539
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654967&y=1253539

Chronologie

Entstehungszeitraum:1924
Grundlage Datierung:Inschrift (Wappentafel am Ziergiebel)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Schulhaus (Bauinventarobjekt HOB903)
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrzweckanlage

Dokumentation

Inschriften:"1924" (Wappentafel am Ziergiebel)
Würdigung:Die von der Strasse leicht zurückversetzte, durch jüngere Anbauten mit dem Schulhaus (Bauinventarobjekt HOB903) verbundene Turnhalle von 1924 ist ein gut proportionierter, langgezogener Mauerbau unter geknicktem Walmdach. Die Fassaden werden von Lisenen und schmückenden Zierelementen aus Kunststein gegliedert und akzentuiert. Ein geschweifter, die Trauflinie durchbrechender Giebel mit dem Gemeindewappen betont die Mittelachse mit dem zentral angelegten Saaleingang. Im Innern ist der auch als Theatersaal und Versammlungslokal genutzte Bau als Mehrzweckhalle eingerichtet. Er bewahrt unter anderem die bauzeitliche Dachkonstruktion mit gebogenen Hetzerbindern samt Lüftungsvorrichtung sowie den Bühnentrakt mit dem Bühnenrahmen, der noch die ursprüngliche Farbfassung samt Schablonenmalerei zeigt. Das schön erhaltene, mit Zickzackbändern, stilisierten Blattmotiven und Gestirnen bemalte Holzwerk der Decke lässt den Einfluss des Expressionismus erkennen, während die Wandmalereien eher historisierend sind.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nördlich des 1868 erbauten Schulhauses (Bauinventarobjekt HOB903) stand einst das Strohdachhaus von Lehrer Samuel Wild, in dem dieser ab dem späten 18. Jh. Unterrichtsstunden hielt. 1922-24 wurde an seiner Stelle eine Mehrzweckhalle in Form einer Turnhalle mit integriertem Bühnenhaus sowie einem Vestibül mit abgetrenntem Office errichtet. Als Planautor kommt Albert Froelich, Brugg und Charlottenburg, in Frage [1]. In mehreren Bauphasen entstand später ein Verbindungstrakt zum Schulhaus, der die Gemeindeverwaltung beherbergt. Neue Garderoben, Sanitäranlagen und einen Geräteraum brachte man 1971 in einem auf der Hangseite eingetieften Anbau unter, der von Carl Froelich, Brugg, geplant wurde [2].
Beschreibung:Die langgezogene, parallel zur Hauptstrasse ausgerichtete Turnhalle trägt ein geknicktes Walmdach, das in der Mittelachse der Vorderfront von einem geschweiften Ziergiebel durchbrochen wird. Den Baukörper rhythmisieren im zentral angelegten Saalbereich fassadenhohe, von Eierstabkapitellen bekrönte Lisenen und grossflächige Rechtecklichter. Die zweigeschossigen Seitentrakte mit den Nebenräumen (Bühnengarderoben, Office) sind mit dreiteiligen Reihenfenstern versehen, die wie die Saalfenster wulstig profilierte Gesimse aufweisen, ansonsten aber nur von einem schmalen, kaum sichtbaren Gewände eingefasst werden. Oben schliessen die mit einem zeittypischen Besenwurf verputzten Fassaden mit einem Kranzgesims ab, ebenso der Ziergiebel über dem als Portal ausgestalteten längsseitigen Halleneingang. Darin ist das von einer Girlande umschlossene Gemeindewappen mit dem Baujahr "1924" eingelassen, das wie alle Hausteinarbeiten aus Kunststein besteht. Besonders aufwändig ist die doppelte, auf volutenartigen Konsolen ruhende Gesimsbekrönung zum darunterliegenden Eingang ausgeführt.
Zwei Bühneneingänge, die noch die bauzeitlichen Türblätter mit giebelförmig zulaufenden Füllungen und über Eck gestellten, vergitterten Quadratfenstern bewahren, flankieren das vorkragende Treppenhaus des nordseitigen Bühnentrakts. Der von einem Kunststeingewände gerahmte Haupteingang befindet sich indessen auf der dem Schulhaus zugewandten und von einem späteren Überbau geschützten südlichen Schmalseite. Durch diesen gelangt man in einen Vorraum mit angegliedertem Office und bauzeitlichem Treppenlauf, der noch die steinernen Stufen und das schmiedeeiserne Neobiedermeiergeländer bewahrt. Das Kernstück bildet die Mehrzweckhalle, die sich vollständig erhalten hat und durch konstruktive wie gestalterische Details besticht. Der Raum wird von einer schiffsbauchartig abgeschrägten, dunkel gebeizten Decke überspannt, die mit dezent eingesetzter Dekorationsmalerei vorwiegend in Blau, Grün und Weiss akzentuiert ist.
Getragen wird die Decke von gebogenen, seitlich auf Kunststeinkonsolen abgestützten Hetzer-Holzbindern, die an den Leibungen von einem expressionistischen Zickzackband mit Blattmotiv begleitet werden. Die Fasen der auf den Bindern ruhenden Balken sind mit einem hellblauen und petrolgrünen Strich hervorgehoben. In der Mitte jedes Jochs ist ein quadratisches Feld ausgeschieden, das mit einem hölzernen Deckel verschlossen ist. Darauf ist jeweils ein gestirnsartiges Motiv aufgemalt, das als Hinweis auf die Bedeutung der Öffnung gelesen werden kann. Es handelt sich dabei um die noch funktionsfähige, bauzeitliche Lüftung der Halle. Zur Inbetriebnahme können die Deckel mittels Seilzügen wie Falltüren angehoben werden, so dass die warme, feuchte Luft durch den kalten Dachraum entweichen und ein Luftaustausch erfolgen kann.
Im Norden wird die Halle durch eine Zwischenwand vom dahinter liegenden Bühnenhaus abgetrennt. In die Wand eingelassen ist noch der originale, hölzerne Bühnenrahmen, der die ursprüngliche Farbfassung mit einer vegetabilen Verzierung in Schablonentechnik bewahrt. Das Bogenfeld zeigt das von Eichenlaub und Lorbeer umrankte Emblem der Turnerbewegung mit dem Motto "Frisch, fromm, fröhlich, frei". Auf der gegenüber liegenden Seite befindet sich eine von Rud. Furter signierte Malerei mit dem von einer neobarocken Kartusche umrahmten Strohdachhaus, das vor der Turnhalle an diesem Ort stand [3].

Zur Turnhalle gehört ein wohl etwas jüngerer Wandbrunnen aus Kunststein (ehemals separates Bauinventarobjekt HOB915D), der sich beim Treppenaufgang an der Nordfassade befindet. Die Vorderfront zeigt im Relief eine Blüte, flankiert von zwei Füllhörnern.
Anmerkungen:[1] Vgl. etwa die von Froelich erbaute Mehrzweckhalle in Windisch (Bauinventarobjekt WIN902) von 1911/12, wo eine ähnliche Bauaufgabe in aufwändigerer Gestalt gelöst werden konnte.
[2] Gemäss Bauplänen, Baugesuchsarchiv Gemeinde Holderbank.
[3] Boner 1961, S. 13-14.
Literatur:- Georg Boner, Holderbank. Aus dem Werden und Wachsen der Gemeinde, Holderbank 1961, S. 13-14.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
 

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INV-HOB915D Brunnen bei der Turnhalle (formell entlassen), 1940 (ca.) (Dossier (Platzhalter))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37116
 

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