INV-HOL904 Bändlistrasse 4, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOL904
Signatur Archivplan:HOL904
Titel:Bändlistrasse 4
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Holziken
Ortsteil / Weiler / Flurname:Im Bändli
Adresse:Bändlistrasse 4
Versicherungs-Nr.:43, 44 (Scheune)
Parzellen-Nr.:398
Koordinate E:2644591
Koordinate N:1240945

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau

Dokumentation

Würdigung:Stattliches Bauerngehöft, das in seiner aussergewöhnlichen Gesamtanlage und Fassadengestaltung aus der Zeit um 1800 stammen dürfte, möglicherweise aber auf einen älteren Vorgängerbau zurückgeht. Der sich in der Dachgestaltung vom Ökonomieteil abhebende Wohnteil präsentiert sich in der Art eines bernisch geprägten Landhauses mit nicht allzu hohem, leicht geknicktem Walmdach und annähernd zentral angeordnetem Hauseingang. Sämtliche Hausteinarbeiten sind in ockerfarbenem Sandstein ausgeführt. Das Portalgewände mit der Gesimsbekrönung im Stil Louis-XVI und die elegant proportionierten Rechteckfenster mit gekehlten Blockbänken verteilen sich auf sechs Achsen. Daran schliesst in nordöstlicher Richtung unter niedrigerem First ein Ökonomieteil an, der mit einem Zwischentrakt zur Unterbringung der Knechte an herrschaftliche Verhältnisse erinnert. Im Innern haben sich Teile der Raumstruktur samt zwei Gewölbekellern erhalten. Dem Gebäude kommt als ehemaliges Postbüro eine gewisse lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Baugeschichte des stattlichen Hofs ist nicht restlos geklärt. Mit dem geknickten Walmdach, den axial gegliederten Fassaden und dem im Stil des Louis-XVI gestalteten Portalgewände präsentiert sich das Wohngebäude als Bauzeuge der Zeit um 1800. Der leicht aus der Mitte verschobene Hauseingang und die unregelmässig gesetzten Fensterachsen deuten auf eine Entstehung oder auf einen tiefgreifenden Umbau im späten 18. Jh. hin. Ob sich in der Bausubstanz noch ein Vorgängerbau von 1711 verbirgt, wie von den früheren Eigentümern mündlich überliefert, müsste mittels bauarchäologischer Untersuchungen u.a. des Dachwerks geklärt werden [1].Der sich in der Dachgestaltung absetzende, in der vorderseitigen Fassadengestaltung jedoch nahtlos anschliessende Ökonomietrakt dürfte gleichzeitig mit dem Wohnbau um 1800 überprägt oder dann erst angefügt worden sein.
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 ist das "Wohnhaus mit Bescheurung von Stein, zwei Stok hoch mit Ziegeldach" mit einem Schätzwert von 6'000 Franken ausgewiesen [2]. Eigentümer sind Hans Rudolf und Jakob Döbeli, unter deren Namen auch ein benachbartes "Farbhaus" verzeichnet ist. Von Johann Rudolf Döbeli ging die Liegenschaft 1867 an Johannes Märki, 1882 an Samuel Lienhard-Zehnder und 1896 an Rudolf Müller, der den Hof ab 1925 gemeinsam mit Otto Müller bewirtschaftete. Zeitweise soll das Gebäude auch das Postbüro von Holziken beherbergt haben. Seit wann das Gebäude in zwei Stockwerkswohnungen unterteilt ist, ist nicht bekannt.
Der Ökonomieteil (Vers.-Nr. 44), bestehend aus einem Zwischentrakt mit Gang, Remise und darüberliegenden Knechtekammern, einem Tenn, Stall und Futtertenn, wurde nachträglich nach hinten und Nordosten erweitert und in den 1940er Jahren im Stallbereich in Kalksandstein neu aufgemauert. Weitere Veränderungen des 20. Jh. sind die Umwandlung des stichbogigen Remisentors zu einem Rechtecktor, und die Überformung der linksseitigen Erdgeschossfenster am Wohngebäude (Nasszellen, Stube). Auf der Rückseite des Wohnbaus wurde die Laube 2013 erneuert und mit einer Aussentreppe versehen [3].
Beschreibung:Das stattliche Gehöft liegt ausserhalb der Siedlung, am nordwestlichen Hangfuss des Hügelausläufers, der südlich von Holziken das Uerken- vom Suhrental trennt. Hinter dem Gebäude fliesst ein von der Uerke abgezweigter Bach in Richtung Dorf. Von der weiter oben am Hang verlaufenden Bändlistrasse her führt eine Zufahrt frontal zum hangparallel ins Gelände gestellte Haus. Dieser gliedert sich in einen stattlichen Wohnteil unter geknicktem Walmdach und einen nordostseitig unter Satteldach mit niedrigerem First anschliessenden Ökonomieteil. Mit von der Scheune abgesetztem Dachs tritt der Wohnteil als optisch eigenständiger Baukörper in den Vordergrund. Die traufbetonte Fassadengestaltung zieht sich indessen in Materialität und Flucht einheitlich über beide Gebäudeteile hin.
Das Wohnhaus ist in der Art eines bernischen Landhauses als zweistöckiger Mauerbau errichtet, wobei das leicht geknickte Walmdach durch hoch ansetzende Aufschieblinge die typische, breit gelagerte Form erhält. Die mächtigen, verputzten Mauern aus Sandstein sind mit sechs auf zwei Fensterachsen streng axial, aber nicht ganz regelmässig gegliedert. Aus ockerfarbenem Sandstein sind auch das Portal und die Fenstergewände gehauen. Letztere weisen einen Ladenfalz und ein elegantes Blockgesims mit unterseitiger Kehle auf. Den leicht aus der Mittelachse verschobenen Hauseingang akzentuiert ein kräftig vorspringendes, kantiges Kranzgesims über einem vegetabil verzierten Schlussstein sowie Louis-XVI-Konsolen mit zeittypischem Tropfenornament. Die rückwärtige Front besass früher eine Terrasse aus Sandsteinplatten [4]. Unter dem hinteren Hauseingang führen einige Treppenstufen zum Keller hinab. Beidseits einer schmalen, gewölbten Mittelpartie mit der Treppe zum Hausflur liegen quer zur Firstrichtung zwei tonnengewölbte Räume [5].
Das unter teilweiser Beibehaltung der ursprünglichen Raumstruktur in zwei Stockwerkswohnungen unterteilte Innere ist modernisiert. Im Erdgeschoss öffnet sich der durchlaufende Korridor mit Treppenhaus zur Linken auf die nach Südosten ausgerichtete Stube (durch den Einbau eines Badezimmers und WCs verkleinert) und die dahinterliegende Küche mit anschliessender Nebenstube. Die andere, heute in einen Vorplatz und vier kleinere Räume unterteilte Haushälfte gliederte sich früher in zwei Kammern, von denen die vordere zeitweise als Postbüro diente [6]. Die obere Wohnung, die über die rückwärtige Laube einen eigenen Zugang besitzt, zeigt eine ähnliche Aufteilung beidseits eines Mittelgangs.
Die zugehörige Ökonomie zeigt eine unübliche Nutzungsabfolge, indem zwischen Tenn und Wohnhaus ein Zwischentrakt mit den ehemaligen Knechtekammern im Obergeschoss sowie einem Gang und einer Remise im Erdgeschoss eingeschoben ist. Das Tenn bewahrt beidseitig noch mächtige Korbbogentore samt den originalen Torflügeln, während die Einfahrt der Remise heute ein Rechtecktor aufweist (bogenförmiges Gewände im Mauerwerk noch erhalten). Der Bereich des Stalls und aussenliegenden Futtertenns wurde in Kalksandstein erneuert.
Anmerkungen:[1] Vgl. Kurzinventar 1995.
[2] Gemeindearchiv Holziken, Brandkataster von 1829. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0242-0244: Brandkataster Gemeinde Holziken 1850-1938.
[3] Baugesuchsarchiv Gemeinde Holziken.
[4] Das Material soll beim Muhener Strohdachhaus wiederverwendet worden sein (gemäss Kurzinventar 1995).
[5] Gemäss Kurzinventar 1995.
[6] Gemäss Kurzinventar 1995.
Literatur:- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Uerken-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, 146.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 41.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0242-0244: Brandkataster Gemeinde Holziken 1850-1938.
- Gemeindearchiv Holziken, Brandkataster von 1829.
- Baugesuchsarchiv Gemeinde Holziken.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37254
 

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