INV-JON921 Weidstrasse 2, 1812 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-JON921
Signatur Archivplan:JON921
Titel:Weidstrasse 2
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Jonen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wigass
Adresse:Weidstrasse 2
Versicherungs-Nr.:93
Parzellen-Nr.:435
Koordinate E:2672519
Koordinate N:1238563
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672519&y=1238563

Chronologie

Entstehungszeitraum:1812
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Nach dem Dorfbrand von 1811 entstandenes, stattliches Bauernhaus, das in Mischbauweise aus Stein und Fachwerk aufgeführt und im klassizistischen Stil mit weitgehend symmetrischen Fensterachsen ausgestattet wurde. Mit dem elegant geknickten Steilgiebeldach und den stirnseitigen Klebdächern weist das Gebäude typische Merkmale des Freiämterhauses aus dem frühen 19. Jahrhundert auf. Im Verband mit der gleichaltrigen freistehenden Scheune bildet es eine ortsbildprägende landwirtschaftliche Baugruppe am südlichen Dorfrand.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Am 1. September 1811 wurde Jonen von einer grossen Brandkatastrophe heimgesucht, der ein Grossteil der damals strohgedeckten Bauernhäuser zum Opfer fiel [1]. Den Wiederaufbau nahm man unverzüglich an die Hand; bereits 1812 entstanden 34 neue Häuser, die bis auf zwei Ausnahmen nun alle ein Ziegeldach erhielten. Da zwischen den einzelnen Bauten ein Mindestabstand von 150 Schuh vorgeschrieben wurde, ergab sich im Vergleich zum Vorzustand eine stärker aufgelockerte Bebauungsstruktur.
Im Zuge des Wiederaufbaus von 1812 entstand südlich des alten Dorfkerns, an der Verbindungsstrasse zum zürcherischen Ottenbach, eine stattliche bäuerliche Hofanlage mit Wohnhaus, freistehender Scheune und Nebengebäude. Als Bauherr überliefert ist Johann Bürgisser, von dem die Liegenschaft schon bald an die Gebrüder Balthasar und Bernhard Keusch überging. Balthasar Keusch (1754-1831) war eine in der Region gut verankerte, einflussreiche Persönlichkeit, wirkte er doch als Fürsprecher und Kelleramts-Seckelmeister, während der Zeit der Helvetik auch als Bezirksrichter. Nach dem "Stecklikrieg" im Sommer 1802 wurde er sogar in die provisorische Regierung des Kantons Baden berufen. Nach dessen Tod übernahmen die Nachkommen des früher schon verstorbenen Bruders Bernhard das Anwesen. Bernhard Keuschs Enkelin vermählte sich mit Plazid Bürgisser, womit der Hof wiederum in die Hände der Familie Bürgisser gelangte [2].
Beschreibung:Die Hofanlage befindet sich im südlichen Dorfteil unmittelbar an der Verbindungsstrasse zum zürcherischen Ottenbach. Gut einsehbar bildet das stattliche Wohnhaus mit der zugehörigen, in gleicher Firstrichtung verlaufenden Stallscheune einen grosszügigen Hofplatz, der nach Norden hin von einem quergestellten Nebengebäude abgeschlossen wird.
Das kubisch wirkende Wohngebäude ist eine Mischkonstruktion mit massiv gemauertem Sockel und Erdgeschoss sowie sorgfältig in Sichtfachwerk aufgeführtem Oberbau [3]. Den oberen Abschluss bildet ein steiles, leicht geknicktes Satteldach, getragen von einer Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl (originale Biberschwanzeindeckung nicht mehr vorhanden). Die als Schauseite ausgebildete südliche Giebelfront ist mit vier Fensterachsen exakt symmetrisch gegliedert. Eine besondere optische Wirkung entfaltet das Giebelfeld mit den zwei Klebdächern und dem rautenförmigen Fachwerkbild. Gleichermassen sorgfältig gestaltet, jedoch nur nur mit drei Fensterachsen ausgestattet hat man die nördliche Giebelfassade. Die Traufseiten sind mit je drei Fensterachsen in leicht verschobener Anordnung besetzt. Beidseits führt eine einarmige Aussentreppe zu den mittig gelegenen Hauseingängen, welche von vergitterten Seitenfenstern begleitet sind. Auf der hofabgewandten Ostseite haben sich die historischen Verhältnisse mit Treppenstufen aus Sandstein, ornamental gestaltetem Eisengeländer sowie vierfeldrigem gestemmtem Türflügel mit Rautenschnitzerei und gesprosstem Oblicht erhalten.
Von den beiden Hauseingängen gelangt man jeweils über einen kleinen Vorraum in die zentral gelegene Küche. Die Hauptwohnräume Stube und Nebenstube nehmen das nach Süden gewandte Vorderhaus ein, während das nordseitige Hinterhaus in drei kleinere Kammern unterteilt ist. Die halbgeschossig ins Terrain eingetieften Tremkeller, welche sich unter der gesamten Gebäudefläche erstrecken, verfügen über insgesamt drei Aussenzugänge und einen Innenabgang. Hausinneres weitgehend modernisiert (gemäss Bauernhausforschung 1988).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bürgisser 1991, S. 22-23, 38-39.
[2] Geschichtliches nach Bürgisser 1991, S. 191-192.
[3] Anlässlich einer Fassadenrenovation von 1984 wurde das zwischenzeitlich verputzte Fachwerk wieder sichtbar gemacht (Angaben Bauernhausforschung 1988).
Literatur:- Walter Bürgisser, Jonen. Aus der Vergangenheit von Dorf und Pfarrei, Jonen 1991 (2. erweiterte Auflage).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Jonen, III-11/10.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37746
 

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