INV-JON923 Obschlagen 7, 9, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-JON923
Signatur Archivplan:JON923
Titel:Obschlagen 7, 9
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Jonen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obschlagen
Adresse:Obschlagen 7, 9
Versicherungs-Nr.:149 A, B
Parzellen-Nr.:89, 87
Koordinate E:2672714
Koordinate N:1239534
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672714&y=1239534

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Kurz vor 1800 für zwei Söhne des damaligen Mühlenbesitzers errichtetes Doppelbauernhaus, das als stattlicher Fachwerkbau mit Steilgiebeldach und regionaltypischen stirnseitigen Klebdächern prominent in Erscheinung tritt. Das am Äussern sorgfältig renovierte Gebäude bildet mit der zugehörigen kleinen Scheune ein schmuckes, landschaftsprägendes Ensemble am nordwestlichen Rand des kleinen Weilers Obschlagen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der am Ausgang des Jonenbachtals gelegene kleine Weiler Obschlagen hat seine bäuerlich-gewerbliche Bebauung aus dem 18. und 19. Jh. fast vollständig bewahrt [1]. Lange Zeit bestand die Ansiedlung lediglich aus einer Getreidemühle (vgl. Bauinventarobjekt JON925) mit angegliedertem Landwirtschaftsbetrieb [2]. Das vorliegende Doppelbauernhaus spiegelt die bauliche Erweiterung im ausgehenden 18. Jh., als nach dem Tod des damalige Mühlenbesitzer Leonz Huber (1735-1798) der Grundbesitz unter seinen drei Söhnen aufgeteilt wurde. Der älteste Sohn Jakob (1757-1817) erhielt dabei die Mühle, während für die beiden jüngeren Söhne Jost (1767-1844) und Melchior (1772-1825) zwei neue Bauernhäuser mit zugehörigen Scheunen errichtet wurden.
Das Haus Obschlagen 7, 9 (Vers.-Nr. 149) dürfte somit im ausgehenden 18. Jh. entstanden sein. Im ersten Brandkataster von 1812 wird es als "zweistökiges Hauss von Stein und Holtz mit Ziegel gedekt" aufgeführt; zur Liegenschaft gehörte zu jener Zeit eine hölzerne, mit Stroh gedeckte Scheune, welche später abgebrochen und an anderem Standort durch die heutige Stallscheune Vers.-Nr. 148 ersetzt wurde [3].
Nach dem frühen Tod von Melchior Huber 1825 ging die Liegenschaft an dessen beiden Söhne Kaspar und Bernhard über, welche vermutlich die bestehende Hausteilung längs des Firsts vornahmen. Vermutlich im späteren 19. Jh. wurde ein seitlicher Schopfanbau in die Wohnnutzung des westlichen Hausteils einbezogen. In den 1970er Jahren fand unter dem Eigentümer des östlichen Hausteils, Architekt Ernst Streiff, eine fachgerechte Fassadenrenovation mit Modernisierung im Innern statt.
Beschreibung:Der markante, unter dem First geteilte Fachwerkbau steht quer zum Hang und blickt mit der Schaugiebelfront direkt nach Süden. Der zweigeschossige längliche Baukörper ruht unter einem steilen, leicht geknickten Giebeldach, das von einer Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen getragen wird und als Rarität noch mit handgefertigten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die Stirnfronten zeigen regionaltypische Klebdächer mit kerbschnittverzierten Bügen, im Giebelfeld auf ungewöhnliche Weise kombiniert mit Flugsparrendreiecken. Der talseitig freistehende Kellersockel ist aus gemörteltem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Der Fachwerk-Oberbau verfügt über ein zweigeschossig durchlaufendes Ständergerüst, welches in einen eichenen Schwellenkranz mit verzinkten Eckverbindungen eingelassen ist. Das Riegelbild der südlichen Schaufassade ist symmetrisch aufgebaut. Die Stubenfront zählt 2 mal 3 Fensterachsen über durchlaufendem Gesims, welches an die Tradition der Reihenbefensterung erinnert. Das Obergeschoss dürfte ursprünglich zwei gekuppelte Öffnungen besessen haben, von denen jeweils die äusseren aufgehoben wurden. Aus der Bauzeit stammen die Lichtöffnungen im Giebelfeld, welche noch mit der mit Butzenscheiben-Verglasung ausgestattet sind. Im Vergleich zur südgerichteten Stubenfront sind die beiden Trauffassaden deutlich zurückhaltender und in unregelmässiger Anlage befenstert. Der westliche Hausteil verfügt im südlichen Bereich über einen traufseitigen Anbau unter Schleppdach.
Die beiden gegengleich organisierten Wohnteile sind von den Traufseiten her zugänglich, wo man von der Haustür direkt in die mittig gelegene Küche bzw. in einen kleinen Vorraum gelangt. Südlich an die Küche schliesst jeweils die Stube, nördlich eine zusätzliche Kammer an. Der Treppenaufgang in die Räume des Obergeschosses befindet sich in der Küche. An historischer Ausstattung ist in der östlichen Stube ein "grüner Dixhuitième-Kastenofen mit gemaltem Tierfries am weissen Kachelgesims" bezeugt [4]. Der östliche Kellerraum wird heute als Büro genutzt.
Südwestlich des Wohnhauses erhebt sich mit gleicher Firstrichtung eine zugehörige kleine Scheune aus dem 19. Jh. (Vers.-Nr. 148), welche als schlichter Ständerbau mit vertikaler Bretterschalung aufgeführt ist. Bemerkenswert ist der aus massivem Bruchsteinmauerwerk gefügte Stallbereich. In Anlehnung an die regionaltypische Bauweise ist das Gebäude mit stirnseitigen Klebdächern und traufseitig vorkragender Heubühne ("Vorbühne") ausgestattet. Den bauzeitlichen Verhältnissen entspricht auch die Eindeckung des Daches mit einfach verlegten Biberschwanzziegeln.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) wird dem Weiler Obschlagen nationale Bedeutung zugemessen.
[2] Zur Geschichte und baulichen Entwicklung von Obschlagen vgl. Widler 1998, S. 62-65, Stammbaum der Familie Huber S. 58; Räber 1996, S. 46.
[3] Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938.
[4] Gemäss Felder 1967, S. 290.
Literatur:- Walter Bürgisser, Jonen. Aus der Vergangenheit von Dorf und Pfarrei, Jonen 1991 (2. erweiterte Auflage).
- Max Widler, Es bsonders Volk, Litzi. Mörgeln, Obschlagen – die Aussenhöfe von Jonen, Jonen 1998.
- Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 4, Basel 1967.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996 (Abb. 570).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 114.
Quellen:- Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Joonen 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Jonen, III-11/28.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37758
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds