INV-KIL903 Zürcherstrasse 1, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-KIL903
Signatur Archivplan:KIL903
Titel:Zürcherstrasse 1
Bezirk:Baden
Gemeinde:Killwangen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Hist. Name Objekt:St. Victor
Adresse:Zürcherstrasse 1
Versicherungs-Nr.:1
Parzellen-Nr.:862
Koordinate E:2668381
Koordinate N:1254286
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2668381&y=1254286

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Aus der mittelalterlichen Kapelle St. Viktor hervorgegangenes Kleinbauernhaus des frühen 19. Jahrhunderts. Der gemauerte Biedermeierbau bildet mit den Nachbarliegenschaften Zürcherstrasse 15/17 (Bauinventarobjekt KIL905), Zürcherstrasse 4 (KIL904) und Zürcherstrasse 8 (KIL906) eine kleine historische Gebäudegruppe am nordwestlichen Ortseingang von Killwangen. Im Gewölbekeller, an der Scheunenwand und im vorgelagerten Garten erkennbare Mauerreste des ehemaligen Gotteshauses verleihen dem unauffälligen Gebäude eine besondere kulturhistorische Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bau- und Nutzungsgeschichte gemäss Kunstdenkmälerband [1]:
"Um 1370 Erwähnung einer Kapelle in Killwangen. Abt Johann Müller von Wettingen (1486-1521) liess das kleine Gotteshaus zu Ehren der Thebäerheiligen Urs und Viktor und ihrer Gefährten neu errichten, wie es scheint aus Anlass einer Reliquienschenkung aus Solothurn. 1517 wurde es durch den apostolischen Legaten und Bischof von Veroli, Ennius Philonardus, geweiht. Nach der Reformation holte Abt Christoph Silberisen (1563-1594) die Reliquien und den Altar ins Kloster Wettingen. Später wurde die Kapelle profanen Zwecken zugeführt; um die Mitte des 19. Jh. gingen Teile ihrer Umfassungsmauer im Neubau eines Landwirtschaftsgebäudes auf. Der kleine Sakralbau lag am Platz des heutigen Mittertennhauses Zürcherstrasse 1. Nach Nüscheler [2] bestand die Kapelle aus einem 24 x 12 Schritte messenden Rechteckschiff und einem 12 Schritte tiefen eingezogenen Chor mit Halbkreisschluss. In der nordwestlichen Stirnwand des Gehöfts ist vom Heuboden aus ihre aus Bollen- und Bruchsteinen gefügte Giebelmauer mit den beiden Dachschrägen und einem zugemauerten Rechteckfenster noch deutlich wahrzunehmen. Im Boden des südostseitigen Gartens wurden vorzeiten die Chorfundamente festgestellt."

Das biedermeierliche Bauernhaus dürfte nach heutigen Erkenntnissen im früheren 19. Jh. entstanden sein. Auf der Michaeliskarte von 1840 ist der Baukörper bereits in der heute bestehenden Form eingezeichnet, jedoch noch mit "St. Victor" beschriftet (vgl. Bilddokumentation).
In den letzten Jahren hat man das Hausinnere einer kontinuierlichen Erneuerung unterzogen. Das ehemalige Tenn wurde zur Erschliessungszone umfunktioniert, darüber entstand ein zusätzliches Zimmer mit zwei neuen strassenseitigen Fensteröffnungen. Der Stall dient heute als Werkstatt, der rückwärtige Teil des Heuraums als Garderobe. Im Erdgeschoss des alten Wohnteils wurde mit dem Ausbruch der Binnenwände eine offener Wohn- und Küchenzone geschaffen [3].
Beschreibung:In traufständiger Ausrichtung zur Strasse erhebt sich der längliche Baukörper unter durchlaufendem, geknicktem Satteldach (Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und gezapften Kopfhölzern). Der Wohnteil zeigt eine regelmässige Fassadengliederung mit drei auf zwei Fensterachsen. Die ursprüngliche Nutzungskonstellation mit kleinem Vorraum und Treppenaufgang ins Obergeschoss, innenliegender Küche sowie stirnseitig anschliessender Stube und Nebenstube ist trotz baulicher Veränderungen noch nachvollziehbar, ebenso die Verhältnisse im Obergeschoss mit den einfachen Schlafkammern. Ein strassenseitig zugänglicher Gewölbekeller erstreckt sich quer zum First unter der Stube und der Nebenstube.
Westseitig schliesst an die Wohnung der Scheunentrakt mit Tenn und Stall an, ergänzt durch einen stirnseitigen Pultdachanbau sowie rückwärtige Schopfanbauten unter Schleppdach (heute als gedeckter Sitzplatz genutzt). Auf der Innenseite der Giebelmauer ist das massive Mauerwerk der ehemaligen Kapelle mitsamt einer vermauerten Fensteröffnung noch deutlich ablesbar. Im Stallbereich haben sich die Konturen eines ehemaligen Eingangsportals erhalten. Desgleichen wurden in der rückwärtigen Kellerwand Teile von älterem Mauerwerk gefunden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Hoegger 1995, S. 55. Mit Quellenangaben in den Anmerkungen.
[2] Nüscheler 1873, S. 550-551.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995.
- Arnold Nüscheler, die Gotteshäuser der Schweiz, Zürich 1873.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Killwangen II-9/1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=38172
 

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