INV-LEN943 Poststrasse 13, 1877-1878 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN943
Signatur Archivplan:LEN943
Titel:Poststrasse 13
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:nördl. Vorstadt
Adresse:Poststrasse 13
Versicherungs-Nr.:188
Parzellen-Nr.:17
Koordinate E:2655895
Koordinate N:1248897

Chronologie

Entstehungszeitraum:1877 - 1878
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Gepflegtes spätklassizistisches Wohnhaus, das 1877/78 für den Arzt Jakob Bertschi errichtet wurde. Der zeittypisch schlicht gestaltete, verputzte Mauerbau, der von einem knappen, flach geneigten Walmdach abgeschlossen wird, wendet sich mit seiner dreiachsigen, in der Mitte zurückhaltend akzentuierten Schaufassade zur Poststrasse. Es hat sich in der äusseren Erscheinung im wesentlichen erhalten. Nördlich gegenüber der Stadtkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN003) gelegen, dokumentiert das freistehend erbaute ehemalige Arztwohnhaus als eines der letzten Elemente unmittelbar ausserhalb der Altstadt die historische Bebauung der nördlichen Lenzburger Vorstadt. Es besitzt damit erheblichen Situationswert und bildet so ein Pendant zur biedermeierlichen Wohnhauszeile Niederlenzerstrasse 4/6 (Bauinventarobjekt LEN933).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1877/78 für Arzt Jakob Bertschi errichtet. Der Eintrag lautete auf ein „Wohnhaus, 3 Keller u. Anbau v. Stein & Rieg“ [1]. 1931 ging die Liegenschaft an die beiden Erbinnen Johanna Hünerwadel-Bertschi und Hedwig Bertschi über, 1937 in das alleinige Eigentum der ersteren.
In den vergangenen Jahren wurde das Haus innen wie aussen renoviert, wobei die Jalousieläden in Metall ersetzt wurden; die Innenräume erfuhren eine Umgestaltung.
Beschreibung:Das freistehende Wohn- und ehemalige Arzthaus erhebt sich unmittelbar gegenüber der Stadtkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN003), wo es ausserhalb der ehemaligen Stadtbefestigung eines der letzten Elemente der Vorstadtbebauung des 19. Jh. bildet. Von seiner Erstellung 1895 bis zum Abbruch im Jahr 2003 bildete der Stadtbahnhof der Seetalbahn die unmittelbare Umgebung des Hauses. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau präsentiert sich im spröden spätklassizistischen Stil. Er trägt ein flach geneigtes, kurzfirstiges Walmdach, das über einem mit Konsölchen bestückten hölzernen Kranzgesims ansetzt. Der kompakte Baukörper hat seine bauzeitliche Instrumentierung mit sorgfältig gearbeiteten Sandsteingewänden und einem umlaufenden Stockwerkgesims bewahrt. Als Schaufront tritt die zur Poststrasse gerichtete dreiachsige Südfassade in Erscheinung, deren Mittelachse durch gekuppelte Fensteröffnungen, im Obergeschoss zudem durch eine giebelförmige Verdachung akzentuiert wird. Die Obergeschossfenster sind mit gefelderten Brüstungen auf die Geschossgurte abgestützt; die fein profilierten Gesimsbekrönungen ruhen auf schmalen Konsolen. Die Jalousieläden sind in Metall ersetzt.
Der Hauseingang nimmt die Mitte der ebenfalls dreiachsigen Ostfassade ein und besitzt wie das untere Zwillingsfenster der Südfassade ein Gewände mit dreieckig zulaufendem Sturz. Er wird von einer kurzen, geraden Freitreppe erreicht, die noch das filigrane, bauzeitliche Eisengeländer mit Spitzbogenmotiven bewahrt. Erhalten ist auch das bauzeitliche Türblatt samt Oblicht. Etwas einfacher gestaltet ist die zweiachsige Westfassade. An der nach Norden gerichteten Rückfront springt unter abgeschleppter Dachfläche ein Treppenhausrisalit vor, der auch über einen Hintereingang betreten werden kann. Heute präsentieren sich die Fassaden in einem etwas grellen Gelb.
Das Innere wird über das an der Rückfront gelegene Treppenhaus erschlossen, das über einen winkelförmigen Gang mit dem seitlichen angelegten Hauseingang verbunden ist. Es zeigt noch die ursprüngliche Raumstruktur und einige wenige Ausstattungsstücke, darunter einen schönen spätklassizistischen Zylinderofen. Unter einem Teppichbelag erhalten ist die hölzerne Wangentreppe mitsamt Staketengeländer und gedrechseltem Antrittspfosten. In den Räumen dürften unter den modernisierten Oberflächen teilweise noch die alten Böden erhalten sein. Die Pfetten-Rafen-Konstruktion des Dachgerüsts stützt sich auf die in verputztem Fachwerk ausgeführten Kniestockwände. Unter dem Haus erstrecken sich drei geräumige Gewölbekeller, deren Oberflächen erneuert wurden.
Der Vorgartenbereich zur Strasse und zu den Nachbarhäusern hin ist heute teilweise als Grünfläche gestaltet. Auf der Hausrückseite ist ein grosser Parkplatz eingerichtet, der unmittelbar an die räumlich wenig definierte Überdachung der Kerntangente anschliesst.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938. – Die Identifikation als Pfarrhaus im ISOS ist falsch. Der Vorgängerbau des bestehenden, gemäss Brandkataster 1895/96 als solches errichteten Pfarrhauses lag an gleicher Stelle ebenfalls schräg gegenüber, d.h. nordöstlich der Kirche. Vgl. auch Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 401 u. 415.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39564
 

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