INV-LGG902 Altes Schulhaus und Sigristenhaus, 1741-1749 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LGG902
Signatur Archivplan:LGG902
Titel:Altes Schulhaus und Sigristenhaus
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Leuggern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Leuggern
Adresse:Chilerainle 1, 3
Versicherungs-Nr.:107, 106
Parzellen-Nr.:541, 1643
Koordinate E:2658552
Koordinate N:1270140
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658552&y=1270140

Chronologie

Entstehungszeitraum:1741 - 1749
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Autorschaft:Johann Caspar Bagnato (Landau i.Pf. 1696-Mainau 1757), Architekt; Ferdinand Weitzenegger
Würdigung:Durch den bekannten süddeutschen Architekten Johann Caspar Bagnato errichtetes Schulhaus von 1741-49, das mit dem älteren Sigristenhaus von 1706/07 eine zusammenhängende Gebäudezeile bildet. Der im Auftrag des damaligen Komturs, Freiherr Johann Ignaz Wilhelm von Gymnich, erstellte Walmdachbau, der seine angestammte Funktion bis 1889 erfüllte, ist in seiner repräsentativen Gestalt als Dorfschulhaus für die damalige Zeit eine ganz ausserordentliche Erscheinung. Er bildet zusammen mit seinem Nachbarhaus eine prominente Baugruppe am Südfuss des Kommende- und Kirchhügels.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Kernbau der zusammengebauten Zeile ist das hangseitig gelegene Sigristenhaus, das möglicherweise bereits eine Schulstube enthielt [1]. Es wurde 1706 begonnen und im Frühling 1707 „under dach und fach gethan“ [2]. Der 1730 eingesetzte Komtur Freiherr Johann Ignaz Wilhelm von Gymnich berief 1737 den bekannten süddeutschen Architekten Johann Caspar Bagnato [3] nach Leuggern. Dieser wurde in den darauffolgenden Jahren neben umfangreicheren Arbeiten an der Kommende unter anderem auch mit dem Neubau eines Schulhauses beauftragt, wobei die Verantwortung für die einfacheren Bauaufträge bei Bagnatos Bauleiter Ferdinand Weitzenegger lag. 1741 begann man auf der Talseite des Sigristenhauses mit dem Bau eines Schulhaus, an dem offenbar noch bis 1749 gearbeitet wurde. Im Zusammenhang damit erneuerte man zudem das Dach über dem etwas älteren Sigristenhaus.
Für seine Entstehungszeit war der Neubau zweifellos eine aussergewöhnliche Leistung. Bis zum Bau seines Nachfolgers (Bauinventarobjekt LGG901) im Jahr 1889 diente er als einziges Schulhaus von Leuggern, anschliessend als Kaplan- und Organistenwohnung. 1892 wurde gemäss Brandkataster das Erdgeschoss zu einer Wohnung umgebaut [4]. Vielleicht gleichzeitig entstanden auch ein Schleppachanbau an der Westseite und der bestehende Verputz. Das Alte Schulhaus wie auch das Sigristenhaus wurden in jüngerer Zeit renoviert.
Beschreibung:Der Gebäudekomplex von Sigristenhaus und Schulhaus bildet eine quer in den Abhang des Kirchhügels gestellte Zeile. Als talseitiger Kopfbau ragt das 1741-49 von Bagnato errichtete Alte Schulhaus an der Nordseite der steil ansteigenden Hauptstrasse ausgesprochen prominent auf. In seiner barocken Gesamtgliederung ist es, gemessen an der Bauaufgabe, vergleichsweise herrschaftlich gestaltet. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau wird von einem eleganten Vollwalmdach mit hochliegendem Knick abgeschlossen und zählt im Kernbau fünf auf zwei Fensterachsen. Bedingt durch die Hanglage steht das Kellergeschoss des wuchtigen Baukörpers strassenseitig fast vollständig frei. Mit Ausnahme eines vermauerten Lichts im Obergeschoss der Ostfassade hat sich die originale Fassadengliederung in Gestalt von Rechteckfenstern mit gefalzten steinernen Fassungen erhalten. Die nach Osten gerichtete und von der Strasse her gut einsehbare Längsfassade nimmt in ihrer Mitte den Hauseingang auf, der von einer einläufigen Freitreppe mit filigranem Drahtgeländer aus der Zeit um 1900 erschlossen wird. In der Mitte der strassenseitigen Südfassade liegt ein rundbogiger Kellerzugang, der in den 1990er Jahren noch Reste einer rötlichen Gewändefassung (caput mortuum?) zeigte und die wohl noch bauzeitlichen Türflügel bewahrt (darüber ein jüngerer Vorbau).
Aus der Zeit um 1900, als das Gebäude in ein Wohnhaus umgewandelt wurde, datiert der heutige Besenwurf-Verputz mit dem durch eine Quadrierung ausgezeichneten Sockelgeschoss. Vielleicht schon etwas früher oder im Zusammenhang damit entstand der Schleppdachanbau an der Westseite mit der versetzten Geschossteilung. Anlässlich der jüngsten Renovation ging die Eindeckung mit alten Biberschwanzziegeln verloren; gleichzeitig erhielten die Fassaden eine etwas grelle Farbfassung. Hausinneres nicht gesehen.
Bergseitig schliesst an das Gebäude das etwas ältere Sigristenhaus an, ein zweigeschossiger Mauerbau unter geknicktem Satteldach. Das bescheidene Wohnhaus, das in seiner heutigen Erscheinung wohl das Resultat eines Umbaus des 19. Jh. ist, zählt auf der Vorderseite drei Achsen einfacher Rechteckfenster mit gefalzten Steingewänden; der seitlich gelegene Eingang wird von einer kurzen Freitreppe erreicht. Hangseitig schliesst ein stärker veränderter Hausteil an, der ursprünglich als Ökonomieteil diente. Hausinneres nicht gesehen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Welti 1953, S. 16 sowie Gubler 1985, S. 271-273.
[2] Zit. nach Welti 1953, S. 16.
[3] Vgl. zu Johann Caspar Bagnato (1696-1757), von dem im Aargau u.a. die Pfarrkirchen von Zuzgen (1737-39) und Wegenstetten (1741) und die Propstei Klingnau (1746-53) stammen, Gubler 1985.
[4] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
Literatur:- Hans Martin Gubler, Johann Caspar Bagnato, 1696-1757, und das Bauwesen des Deutschen Ordens in der Ballei Elsass-Burgund im 18. Jahrhundert. Ein Barockarchitekt im Spannungsfeld von Auftraggeber, Bauorganisation und künstlerischem Anspruch, Sigmaringen 1985, S. 271-273.
- Hermann J. Welti, Aus der Geschichte der Pfarrei Leuggern, Leuggern 1953, S. 16
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39636
 

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