INV-LGG911 Mandacherstrasse 2, 17. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LGG911
Signatur Archivplan:LGG911
Titel:Mandacherstrasse 2
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Leuggern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hettenschwil
Adresse:Mandacherstrasse 2
Versicherungs-Nr.:166
Parzellen-Nr.:1320
Koordinate E:2657293
Koordinate N:1270021
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657293&y=1270021

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:Nicht deutbare Inschrift am Türsturz des Hauseingangs
Würdigung:Im Kern wohl aus dem 17. Jahrhundert stammender Wohnteil eines ehemaligen bäuerlichen Vielzweckbaus, dessen grosszügige Dimensionen auf eine vermögende Bauherrschaft hindeuten. Mit dem vollständigen Ersatz des Ökonomieteils und den teils massiven baulichen Eingriffen am Wohnteil wurde der Zeugenwert des stattlichen Gebäudes im Lauf der letzten Jahrzehnte erheblich beeinträchtigt. Geblieben sind die konstruktionsgeschichtlich interessanten traufseitigen Fachwerkwände (heute aufgedoppelt), die weitgehend intakte Dachkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert sowie als grosse Rarität die rätselhafte Inschrift über dem Hauseingang. Als Auftakt des alten Dorfkerns von Hettenschwil an der Landstrasse von Leuggern her kommt dem Gebäude auch erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das ehemals strohgedeckte Gebäude könnte nach der altertümlichen Konstruktion seiner Fachwerkwände noch ins 17. Jh. datieren. Im Lauf des 18. und 19. Jh. erlebte es mehrere sukzessive Bauphasen, die an der strassenseitigen Fachwerkwand noch abzulesen sind. Die bestehende Dachkonstruktion dürfte im frühen oder mittleren 19. Jh., wohl im Zusammenhang mit der Umdeckung des Wohnteils auf Ziegel, entstanden sein. Gemäss dem ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 besass das Gebäude damals bereits teilweise ein Ziegeldach; der Eintrag von 1876 beschreibt es als „Wohnhaus, Scheune & Schopf v. Stein, Rieg & Holz, 2 gew[ölbte] Keller, 4/9 harte, 5/9 weiche Bed[achung]“ [1]. 1850 befand sich die Liegenschaft im Eigentum des Johann Stänzler (Stenzler), bevor sie 1865 an Leonz und Andreas Stänzler, 1875 an die Erben des Leonz Stänzler sowie Cölestin Vögele überging. Erst 1927 wurde das verbliebene Strohdach, das sich sicherlich auf den Ökonomieteil beschränkte, ebenfalls auf Ziegel umgedeckt.
1972/73 wurde er Wohnteil umgebaut, wobei dem man das Riegelwerk der traufseitigen Strassenfront vollständig aufdoppelte und diverse Umgestaltungen im Inneren vornahm, so den Ausbau des bis dahin nicht dauernd bewohnten Obergeschosses 1996-99 wurde der Ökonomieteil durch einen Neubau ersetzt; gleichzeitig hat man die Erdgeschossräume des Wohnteils zu einer durchgehenden Gaststube zusammengelegt [2]. 2016 erfolgte ein Ausbau des Daches, was grosse stirnseitige Balkone und traufseitige Lukarnenaufbauten mit sich brachte.
Beschreibung:Das ausgesprochen stattliche Bauernhaus erhebt sich leicht von der Strasse zurückversetzt auf einer Geländeterrasse bergseits der Strasse am Ortseingang von Hettenschwil, wo es den Auftakt des nördlichen, zeilenförmig ausgeprägten Bebauungsastes des bis heute gut erhaltenen Weilers bildet. Vom ehemaligen bäuerlichen Vielzweckbau ist noch der nach Nordosten gerichtete Wohnteil erhalten, während der südwestlich anschliessende Ökonomieteil annähernd im gleichen Volumen durch einen Neubau ersetzt wurde (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Der grosszügig bemessene Wohnteil, der seine heutige Gestalt durch mehrere Bauphasen im 18. und 19. Jh. erhielt, ist mit seiner Stubenfront nach Südosten auf die Strasse ausgerichtet und wird von einem steilen, geknickten Satteldach abgeschlossen.
Die ursprünglich nur von zwei Lichtern durchbrochene Stirnwand ist massiv aufgemauert. Die beiden Trauffassaden hingegen sind über einem mächtigen Schwellenkranz als Fachwerkkonstruktion aufgeführt, wobei der Wechsel im Wandaufbau auf eine sukzessive Entstehung hindeutet. Zuletzt dürfte die stirnseitige Verlängerung entstanden sein, die um eine Fensterachse über die Schwelle des Kernbaus hinausreicht. Die heutige Einzelbefensterung entstand im Lauf des 19. Jh. Die Gefache besassen vor dem Umbau von 1972/73 Bruchstein- und Flechtwerkfüllungen mit Lehmverstrich. Eine Besonderheit ist die eigenartige Inschrift, die am Geschossrähm über dem vorderen Hauseingang eingeritzt ist und bis heute nicht entziffert werden konnte (vgl. Bilddokumentation) [3]. Seit dem Umbau von 1972/73 ist das Fachwerk strassenseitig vollständig aufgedoppelt. Die Inschrift wird heute vom unsorgfältig platzierten Schriftzug des Restaurants fast vollständig verdeckt. Verschwunden ist das noch 1999 vorhandene Türblatt aus dem 18. Jh. mit schmucker, rautenförmiger Aufdoppelung. An der rückseitigen Trauffront ist noch eine alte Flugpfettenkonstruktion erhalten. Die Stirnseite wurde beim jüngsten Umbau im Ober- und im Dachgeschoss über zwei grosse Balkon-Loggien geöffnet; gleichzeitig entstanden drei strassenseitige Lukarnenaufbauten.
Das Erdgeschoss zeigte vor den Umbauten der letzten Jahrzehnte neben einem durchgehenden Quergang die übliche Viererteilung, wobei das Vorderhaus Stube und Nebenstube, das Hinterhaus Küche und Kammer enthielt. Eine zusätzliche, stirnseitige Zimmerflucht dürfte bei der nachträglichen Verlängerung entstanden sein (vgl. Grundrissaufnahmen 1968). Heute sind Stube, Nebenstube und stirnseitig anschliessende Kammer unter teilweiser Entfernung der Binnenwände zu einer grossen Wirtsstube verbunden. Der Zugang erfolgt über den Vordereingang und den auf halber Haustiefe unterbrochenen Quergang, der im rückwärtigen Bereich heute als Zugang zur privaten Wohnung dient. Die ehemalige Stube besitzt teilweise noch einfaches gestemmtes Täfer des 19. Jh. Von der Ausstattung hat sich ein spätbarockes Buffet aus Kirschbaumholz erhalten. Das früher offenbar nicht oder jedenfalls nicht dauerhaft bewohnte Obergeschoss wurde 1972/73 als separate Wohnung vollständig neu ausgebaut. Von der alten Konstruktion ist hier einzig noch die Dachbalkenlage aus grob bearbeiteten Hölzern erhalten. Das wohl im mittleren 19. Jh. entstandene Dach ist eine mächtige Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl. Zwei grosse, quer zum First über die gesamte Haustiefe reichende Gewölbekeller sind von der rückwärtigen Traufseite her zugänglich.
Der 1996-99 durch einen Neubau ersetzte Ökonomieteil war ein Bohlenständerbau, der mit seinem charakteristisch abgewalmten, weit herabgezogenen Dach noch die ehemalige Strohdeckung erahnen liess.
Die strassenseitige Ansicht wird heute durch eine unruhige Gartengestaltung dominiert. Rückwärtig schliesst eine grosse offene Fahrzeughalle an den erneuerten Ökononomieteil an.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0723-0725, Brandkataster Gemeinde Leuggern, 1851-1938.
[2] Angaben gemäss Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Leuggern XI-13/11 sowie Kurzinventar 1999.
[3] Vgl. Räber 1996, S. 208f.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 208f. (Abb. 373)
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Leuggern XI-13/11.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Bestandesaufnahmen 1968, Mappe 103 c-1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39690
 

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