INV-MAD904 Oberdorf 61a/b, 1566 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MAD904
Signatur Archivplan:MAD904
Titel:Oberdorf 61a/b
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Mandach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Hist. Name Objekt:"Chloster" (ehem. Kellerhof des Klosters Säckingen)
Adresse:Oberdorf 61
Versicherungs-Nr.:61A, B
Parzellen-Nr.:34, 35
Koordinate E:2656117
Koordinate N:1266493

Chronologie

Entstehungszeitraum:1566
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Zehnthaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Inschriften:"1566" (Türsturz Hauseingang Südostfassade)
Würdigung:1566 datierter, im Volksmund auch unter dem Namen «Chloster» bekannter spätgotischer Steinbau, der wohl mit dem aus den Quellen bekannten Meier- oder Kellerhof des Klosters Säckingen in Mandach zu identifizieren ist. Das Gebäude, das mit zwei Reihenfenstern und mehreren Doppelfenstern sowie spätgotisch gekehlten Giebellichtern wesentliche Teile seiner ursprünglichen Befensterung bewahrt, gehört neben der Pfarrkirche und dem Pfarrhaus zum ältesten Baubestand von Mandach. Zusammen mit dem unmittelbar gegenüber gelegenen bäuerlichen Vielzweckbau Oberdorf 105 (Bauinventarobjekt MAD912) rahmt es in prominenter Lage an einer Biegung der Strasse von Hottwil den Eingang zum haufenförmigen Dorfkern, womit ihm ein hoher Situationswert für das Ortsbild (ISOS national) zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer heute stark abgewitterten Jahrzahl auf dem Türsturz des Hauseingangs an der südöstlichen Traufseite wurde das Gebäude im Jahr 1566 errichtet, was mit den Bauformen der spätgotischen Staffelfenster korrespondiert. Es war noch Mitte des 20. Jh. im Volksmund als «Chloster» bekannt und dürfte mit dem früheren Meier- oder Kellerhof des Klosters Säckingen zu identifizieren sein [1]. Zum Wohnhaus gehörte ein mächtiges, strohgedecktes Ökonomiegebäude, das als Zehntenscheune gedient haben soll und nach einer Jahrzahl am Tenn von 1573 stammte (vgl. Bilddokumentation) [2]. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1815 wird die Liegenschaft als «ein 2stökiges steinernes mit Ziegeln gedektes Haus» erwähnt [3]. Sie war damals schon unter vier Parteien aufgeteilt, wobei die Wohnungen gemäss dem Eintrag von 1850 geschossweise und parallel zum First getrennt waren. Gemäss Eintrag von 1829 war das Gebäude zudem mit vier Tremkellern ausgestattet, die je einer Wohnung zugeordnet waren. Eigentümer der Hausteile A-D waren 1816 Hans Jakob Märki, Ammann, Hans Jakob Geissmann, Samuel Märki sowie Heinrich Märki. 1850 war die (süd-)östliche Hälfte des Obergeschosses zusätzlich unterteilt, so dass die Liegenschaft insgesamt fünf Parteien umfasste.
1912 wurde die Scheune erneuert [4]. 1936 erfolgte am Wohnhaus eine Erneuerung der Dachkonstruktion [5].
Beschreibung:Das Wohnhaus steht in prominenter Lage an der Strasse von Hottwil unmittelbar gegenüber dem Bauernhaus Oberdorf 105 (Bauinventarobjekt MAD912), mit dem es zusammen den südöstlichen Dorfeingang von Mandach markiert. Es handelt sich um einen stattlichen spätgotischen Mauerbau von zwei Geschossen, der mit der Giebelfront nach Südwesten und mit der Traufseite nach Südosten zur Strasse ausgerichtet ist. Das Giebeldach schloss ursprünglich in der für spätgotische Steinbauten charakteristischen Art an der Stirnseite praktisch fassadenbündig ab (vgl. Bilddokumentation) und besass nach Ausweis der bis heute bestehenden Kragsteine hier noch ein Vordächlein. Wesentliche Teile der originalen, spätgotisch gekehlten Befensterung haben sich an der Südwest- und der Südostfassade erhalten. Auffallend sind im Obergeschoss der Stirnseite zwei ehemals dreiteilige Staffelfenster, die im Inneren der Stube von einer Fenstersäule getrennt werden. Heute sind jeweils die inneren Flügel der beiden Fenster vermauert. Ein vierteiliges Staffelfenster, dessen Mittelpfosten nachträglich entfernt wurde, findet sich im Erdgeschoss der Südostfassade; die zwischenzeitlich vermauerten seitlichen Kompartimente wurden vor einigen Jahren wieder freigelegt. Spätgotisch sind auch noch zwei ehemalige Doppelfenster, deren Mittelpfosten heute ebenfalls fehlen, sowie die kleinen Giebellichter. Weitere, unregelmässig gesetzte Fensteröffnungen dürften nach den Gewänden in dieser Form aus dem frühen 20. Jh. stammen. Der südöstliche Hauseingang bewahrt das rechteckige Türgericht mit der heute stark abgewitterten Jahrzahl 1566 am Sturz, dazu ein rautenförmig aufgedoppeltes Türblatt. Der hofseitige Hauseingang war einst mit einem Rundbogengewände versehen.
Im Inneren des bis heute unter dem First geteilten Hauses lässt sich noch die frühere Unterteilung unter vier Parteien nachvollziehen. Die Erschliessung der beiden Hausteile erfolgt jeweils traufseitig. Die Küchen sind ebenfalls traufseitig in der Mitte angelegt. An den nordwestseitigen Hauseingang schliesst ein Stichgang mit 1932 erneuertem Treppenaufgang ins Obergeschoss an. Ein Türgewände des Erdgeschosses zeigt eine fächerartige Verzierung und möglicherweise Spuren einer Jahrzahl. Die obergeschossige Stube präsentiert sich als grosser quadratischer Raum. Die Fenstersäule zwischen den ehemals dreiteiligen Staffelfenstern ist als gefaster Sandsteinpfeiler mit Kämpfer und Basis ausgebildet. Erhalten sind zudem einige ältere Türblätter. Ansonsten ist keine nennenswerte historische Ausstattung vorhanden. Unter drei Vierteln des Gebäudes erstrecken sich Kellerräume mit Eichenbalkendecken. Ein hangseitiger Keller ist terrainbedingt etwas versetzt angelegt. (Inneres gemäss Kurzinventar 1993.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 361 sowie Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation. Der Hof wird erwähnt in Walther Merz, Die Rechtsquellen des Kantons Argau [sic], Teil 2, Bd. III: Das Oberamt Schenkenberg, Aarau 1927, S. 238 u. 242-251.
[2] Historische Aufnahmen im Besitz der Eigentümer sowie Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation.
[3] StAAG, Brandkataster Mandach.
[4] Notizen zu den historischen Aufnahmen im Besitz der Eigentümer sowie Jahrzahl an der südwestlichen Traufseite.
[5] Freundl. Hinweis der Eigentümer (1993).
Literatur:- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 361.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation.
- Staatsarchiv Aargau (StAAG): ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Mandach 1815-1849; CA.0001/0154-0156, Brandkataster Gemeinde Mandach, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1815: , 1828: , 1850: , 1876: ).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Mandach IV-14/1 (1997).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=40332
 

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