INV-MEL905 Restaurant zum Rosengarten, 1925-1928 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-MEL905
Signatur Archivplan:MEL905
Titel:Restaurant zum Rosengarten
Bezirk:Baden
Gemeinde:Mellingen
Hist. Name Objekt:Schloss "Hünegg"
Adresse:Bahnhofstrasse 9
Versicherungs-Nr.:176
Parzellen-Nr.:233
Koordinate E:2663037
Koordinate N:1252494
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2663037&y=1252494

Chronologie

Entstehungszeitraum:1925 - 1928
Grundlage Datierung:Bildquelle; Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wirtschaft, Restaurant

Dokumentation

Würdigung:Das Restaurant zum Rosengarten, das in seiner heutigen Erscheinung von einem Umbau des frühen 20. Jahrhunderts geprägt ist, weist als einziges Haus am rechten Reussufer einen mittelalterlichen Kern auf. Das Gebäude ist aus einem Meierhof und Herrschaftssitz des 14.-16. Jahrhunderts hervorgegangen, von welchem es das stattliche Volumen, Mauern von beeindruckender Stärke sowie zwei Fenstergewände mit spätgotischer Kehlung bewahrt hat. Als ehemaliges Schloss "Hünegg", Postbüro (1841-64) und zuletzt Gasthof blickt es auf eine bewegte Besitzer- und Nutzungsgeschichte zurück. Der markante, schräg gestellte Baukörper bildet zusammen mit dem benachbarten Diebold-Haus von 1814 (Bauinventarobjekt MEN906) den historischen Kern der rechtsufrigen Vorstadtbebauung und entfaltet im Strassenraum einen hohen Situationswert.
Bei geplanten Umbaumassnahmen mit Eingriffen ins Mauerwerk und Erdreich sollte der Archäologische Dienst beigezogen werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das stattliche Gebäude, das beachtliche Mauerstärken aufweist, dürfte in seinem Kern mindestens auf das 14. Jh. zurückgehen. Bereits vor 1331 liessen die Herren von Trostberg, die ihren Stammsitz auf einer Burg ob Teufenthal hatten, zur Verwaltung des rechtsufrigen Trostberger Twings an dieser Stelle ein Steinhaus errichten. Der Standort ist durch die Lage des bereits vor der kyburgischen Stadtgründung um 1230 bestehenden alemannischen Dorfes Mellingen auf derselben Flussseite begründet. 1331 ging das Gebäude in bürgerlichen Besitz über. Nachdem die Trostburger 1364 ihre Gerichtsrechte der Stadt Mellingen verkauft hatten, liess der neue Eigentümer des Guts, Hans Dachselhofer, dieses zu einem Herrschaftssitz umbauen. Als Schloss "Hünegg" blieb es in der Folge fast zwei Jahrhunderte lang der Stammsitz dieses alten angesehenen Mellinger Geschlechts. Angehörige der Dachselhofer machten sich als Wohltäter der Kirche und des Klosters Königsfelden verdient und besetzten wichtige Ämter, wie jenes des ersten Landvogts der Eidgenossen zu Baden. Der letzte Eigentümer aus dieser Familie erwarb als Söldnerführer in Mailand den Rittertitel, worauf er sich nach seinem Wohnsitz Ritter Hans von Hünegg nannte. Als Oberst in päpstlichen Diensten führte er 1521 fünfzehn Mellinger an. 1536 wurde das Schloss an den Söldnerhauptmann Jakob Fuchsberger aus Rottweil verkauft, der hier ebenfalls Soldaten anwarb und als abenteuerliche, draufgängerische Gestalt in die Geschichte einging. Fuchsberger hatte 1531 bereits im zweiten Kappelerkrieg gekämpft und nahm im Dienst des französischen Königs an zahlreichen Schlachten teil, bis er in einem Kriegszug gegen die Hugenotten bei Dreux in der Normandie ums Leben kam [1]. Nach mehrmaliger Handänderung im 17. und 18. Jh. erfuhr der Wohnsitz zu Beginn des 19. Jh. einen durchgreifenden Umbau (vgl. Fotos kurz vor 1900). 1805 enthielt er zum ersten Mal eine Gastwirtschaft. Von 1841 bis 1864 war im ersten Obergeschoss das Postbüro für Mellingen, den Rohrdorferberg und Fislisbach eingerichtet, welches von Posthalter Franz Xaver Wassmer (1841-49) und später von seiner Witwe Genoveva Antonia Wassmer (1849-1864) geführt wurde. An die Vergangenheit als Postlokal erinnerte bis Ende 20. Jh. ein Medaillon mit Posthorn an der Decke der Gaststube [2]. Laut Brandkatastereintrag gehörte der "Rosengarten" 1928 einem Landwirt Ernst Gauch und einem Maurermeister Jakob Spiler aus Niederwil, die schon zwei Jahre später an den Wirt Ernst Angstmann-Kaufmann weiterverkauften. Ein sprunghafter Anstieg des Versicherungswertes von 45'000 auf 72'000 Franken lässt darauf schliessen, dass das altehrwürdige Gebäude zwischen 1925 und 1928 ein neues Dach und die heutige Fassadengestaltung erhielt [3]. Der östlich gelegene Rosengarten aus dem späten 19. Jh. musste nach 1940 Parkplätzen weichen.
Über das Aussehen des Schlösschens "Hünegg" um 1640 gibt ein Kupferstich (vgl. Fotodokumentation) von Matthäus Merian Auskunft: Der über einem hohen Kellersockel errichtete giebelständige Mauerbau trägt darauf ein knappes, abgewalmtes Satteldach. Er besitzt an der Südostseite ein Erkertürmchen mit Spitzhelm und an der Nordwestecke einen zweigeschossigen Latrinenanbau. An der strassenseitigen Stirnfront befindet sich im Giebel eine auffallend grosse, ehemals rundbogige Aufzugsöffnung, die nebst weiteren unregelmässig verteilten Öffnungen verschiedenen Formats bis zum durchgreifenden Umbau in den 20er Jahren des 20. Jh. bestehen blieb (vgl. Aufnahme von 1897, Fotodokumentation).
Beschreibung:Das ehemalige Schlösschen "Hünegg" und heutige Restaurant zum Rosengarten erhebt sich an verkehrstechnisch günstiger Lage nahe bei der Reussbrücke. Auf das hohe Alter des Gebäudes deutet die markante Schrägstellung, die ihre Ursache in der früheren - vor der Begradigung vermutlich noch ein Stück parallel zur Reuss verlaufenden - Strassenführung haben dürfte. Gegenüber dem benachbarten Diebold-Haus von 1814, das die Ausrichtung des ehemaligen Schlosses "Hünegg" übernahm, steht das Restaurant zum Rosengarten etwas weiter in den Strassenraum vorgerückt und tritt dadurch prominent in Erscheinung.
In seiner heutigen Form präsentiert es sich als breit gelagerter, dreigeschossiger Mauerbau von kubischer Gesamtwirkung. In das geknickte Walmdach sind auf den beiden der Strasse zugewandten Seiten Zwerchgiebel mit geschweiften seitlichen Mauerabschlüssen eingeschnitten. Eckpilaster mit Fugenstrich und Putzdekor rahmen die Fassaden, eine Geschossgurte über dem Erdgeschoss trennt den Restaurant- vom Wohnbereich.
Die bereits im 19. Jh. überprägte Südostfassade zeigt vier gleichmässig verteilte Achsen mit Rechteckfenstern, während sich an der ehemaligen Stirnseite nach Nordosten teilweise noch die von Merian überlieferte Disposition der Fenster und Durchgänge ablesen lässt. Als Relikt der "Schlösschenarchitektur" haben sich an der Rückfront am 2. Obergeschoss zwei Fenstergewände mit spätgotischer Kehlung erhalten, die ursprünglich Mittelpfosten besassen.
Hausinneres mehrfach modernisiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Kaufmann 1945, S. 21-26; Hunziker 1966, 19-22; Mellingen 1996, S. 82-84.
[2] Stöckli 2002, S. 84-86; Stöckli 1997, S. 11.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0051: Brandkataster Gemeinde Mellingen 1899-1938.
Literatur:- Mellingen. Bilder einer aargauischen Kleinstadt, hg. v. Einwohnergemeinde Mellingen, Mellingen 1996, S. 82-84.
- Otto Hunziker, Mellingen-Dorf. Vom Alamannenweiler zum städtischen Vorort, Mellingen 1966, S. 19-22.
- Philipp Kaufmann, Das Haus Hünegg zu Mellingen und seine Bewohner (hg. v. Otto Hunziker), in: Badener Neujahrsblätter 1945, S. 21-26.
- Rainer Stöckli, Rund um Mellingen. Beiträge zum Umfeld einer aargauischen Kleinstadt, Mellingen 1997, S. 11-12.
- Rainer Stöckli, Die Post in Mellingen, in: Mellinger Städtlichronik 2002, S. 80-93.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0051: Brandkataster Gemeinde Mellingen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41118
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds