INV-MEN917 Altersheim Villa "Falkenstein", 1857 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MEN917
Signatur Archivplan:MEN917
Titel:Altersheim Villa "Falkenstein"
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Menziken
Adresse:Schwarzenbachstrasse 9
Versicherungs-Nr.:257
Parzellen-Nr.:485
Koordinate E:2657226
Koordinate N:1232166
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657226&y=1232166

Chronologie

Entstehungszeitraum:1857
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:MEN920
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Inschriften:"1857" (Türsturz)
Würdigung:Das von einer historisierenden Umgestaltung der Jahrhundertwende geprägte Wohn- und Fabrikgebäude aus dem Jahr 1857 ist ein stattlicher, dreigeschossig aufragender Mauerbau unter einem geraden Gehrschilddach. Das grosse Volumen des Baukubus, die eng gesetzten Fensterachsen und das sich mit hohen gewölbten Räumen von den darüber liegenden Geschossen absetzende Parterre verweisen auf die gewerbliche Vergangenheit als Baumwollfabrik mit Färberei. Vom Umbau zum reinen Wohnhaus zeugen der geschweifte Knickgiebel über dem Mittelrisalit und der Loggia-Vorbau mit neugotischen Masswerkbrüstungen. Das von der Fabrikantenfamilie Irmiger etwas oberhalb des Dorfes am Hang errichtete Gebäude ist einer der letzten Zeugen der in Menziken einst bestimmenden Baumwollindustrie. Es bildet mit dem etwas älteren Wohnhaus der Familie Irmiger (Bauinventarobjekt MEN920) gegenüber ein seltenes Ensemble von wirtschafts- und sozialhistorischem Wert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der gemäss Jahrzahl im Türsturz 1857 für "Melchior Irmiger's Söhne" errichtete Bau diente laut Brandkataster in den ersten Jahren nur als „Fabrikgebäude mit gewölbtem Plainpied (Erdgeschoss), Laube und Magazin“. Das Wohnhaus auf der gegenüber liegenden Seite der Schwarzenbachstrasse war bereits 1822 für den Vater Melchior Irmiger erstellt worden (Bauinventarobjekt MEN920). Kurz vor 1870 ging das Wohnhaus an Adolf Irmiger, während Jakob Irmiger den Fabrikbau übernahm. Die Fabrikation baumwollener und halbleinener Artikel und der Handel mit englischen, französischen und deutschen Manufakturwaren (Briefkopf von 1878) wurde unter dem Namen „M. Jrmigers Söhne“ weitergeführt. Die dazugehörende Rot- und Blaufärberei war vermutlich in den gewölbten Erdgeschossräumen der Fabrik untergebracht. In den oberen Geschossen waren spätestens ab 1876 auch Wohnräume eingebaut.
Ab 1899 wurde das Gebäude nur noch als Wohnhaus genutzt. In dieser Zeit erfuhr das Äussere die für das heutige Erscheinungsbild prägende historisierende Umgestaltung mit Loggia-Vorbau und geschweiftem Knickgiebel.
Jakob Irmigers gleichnamiger Sohn (1853-1938), der ebenfalls zeitweise das Amt eines Bezirksverwalters bekleidet und sich als Initiator bei der Gründung der Bank Reinach und des Spitals Menziken verdient gemacht hatte, überliess das Gebäude nach seinem Tod als Schenkung dem Spitalverein Menziken, der darin 1941 auf Wunsch des Verstorbenen das Altersheim "Falkenstein" in Betrieb nahm [1].
Die aus Anlass der Umnutzung in ein Altersheim vorgenommenen Veränderungen betreffen am Aussenbau vor allem die Befensterung der rückwärtigen Trauffassade, über der nachträglich ein Giebelaufbau errichtet wurde. Das Innere wurde unter Veränderung der Raumaufteilung den Erfordernissen der neuen Nutzung angepasst und modernisiert. Die gewölbten Parterreräume dienen seitdem als Aufenthaltsräume bzw. als Küche (gemäss Kurzinventar 1992/95). Der Hauptbau wird auf der Rückseite seit einigen Jahren durch einen angehängten Erweiterungsbau ergänzt.
Beschreibung:Das ehemalige Fabrik- und Wohngebäude ist ein traufständig zur Schwarzenbachstrasse erstellter, stattlicher Mauerbau über langrechteckigem Grundriss. Auf die industrielle Vergangenheit verweist die für einen Wohnbau ungewöhnliche Dreigeschossigkeit mit betont hohen Räumen im Erdgeschoss. Für eine gute Belichtung sorgen die in klassizistischer Regelmässigkeit durch vier bzw. sechs Fensterachsen gegliederten Fassaden, welche - mit Ausnahme der Rückseite – durchwegs die schlichten, gefalzten Rechteckgewände aus der Bauzeit bewahren. Aus dieser stammt auch die typische gerade Form des Satteldachs. Ursprünglich dürfte dieses mit einem kleinen Dreieck- oder Zwerchgiebel über der Trauflinie den zweiachsigen Mittelrisaliten an der strassenseitigen Hauptfront bekrönt haben. Anstelle dieses spätklassizistischen Elements ragt heute ein eingeschossiges Zwerchhaus mit neubarock inspiriertem Knickgiebel empor, das die Umgestaltung zum Wohnbau um 1900 markiert. Dieser zweiten Bauphase, der die romantisierende Haltung des Historismus und Jugendstils zugrunde liegt, ist auch der aufwändige Loggia-Vorbau aus Muschelkalk mit hohen Bogenöffnungen und neugotischen Masswerkbrüstungen zuzuordnen. Der im 2. Obergeschoss auf Steinkonsolen frei auskragende Balkon mit feingliedrigem Biedermeiergeländer gehört hingegen zum ursprünglichen Bestand. Um 1900 erhielt das Gebäude die heutige Fassadendekoration im Putz, bestehend aus einer Eckquaderung und einer begleitenden Profilleiste unter dem Giebel. Die Traufgesimse wurden als Ansätze eines Vordaches ums Eck auf die Stirnseiten geführt.
Der südseitige Vordereingang unter der Loggia ist von einem mehrfach gestuften Gewände aus gelblichem Kalkstein gerahmt, in dessen Türsturz zwischen zierlichen Blattornamenten die Jahrzahl 1857 eingemeisselt ist. Er mündet auf einen mit einer Flachtonne überwölbten Stichgang, der sich wiederum auf die mit Kreuzgratgewölben ausgestatteten Parterre-Räume öffnet. In diesen war wohl die erwähnte Baumwollfärberei untergebracht. Die oberen Geschosse sind über ein Treppenhaus und L-förmige Korridore in der rückwärtigen Haushälfte erschlossen (gemäss Kurzinventar 1992/95).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938. - Biographisches Lexikon des Kantons Aargau 1803-1957, S. 407 (Jakob Irmiger). – www.vamus.ch/industriekultur. - 50 Jahre Altersheim Falkenstein Menziken, Jubiläumsbericht, (Menziken 1991).
Literatur:- Biographisches Lexikon des Kantons Aargau 1803-1957, S. 407 (Jakob Irmiger).
- 50 Jahre Altersheim Falkenstein Menziken, Jubiläumsbericht, (Menziken 1991).
- www.vamus.ch/industriekultur
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41352
 

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