INV-MER908 Mühlestrasse 12, 1500 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MER908
Signatur Archivplan:MER908
Titel:Mühlestrasse 12
Bezirk:Muri
Gemeinde:Merenschwand
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mühle
Adresse:Mühlestrasse 12
Versicherungs-Nr.:173
Parzellen-Nr.:60
Koordinate E:2670464
Koordinate N:1234674
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2670464&y=1234674

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1500
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:In Teilen erhaltener bäuerlicher Vielzweckbau aus der Zeit um 1500, der sich durch sein charakteristisch schwach geneigtes Giebeldach als ehemals schindelgedecktes Tätschhaus zu erkennen gibt. Als selten gewordener Vertreter dieser ältesten ländlichen Bauform im oberen Freiamt kommt ihm trotz seines fragmentarischen Erhaltungszustandes eine grosse bautypologische und konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zu. Nach den Erkenntnissen der Bauernhausforschung ist das Merenschwander Tätschhaus das am weitesten nördlich gelegene Beispiel dieses Haustyps im Aargau, was ihm einen zusätzlichen hauskundlichen Quellenwert verleiht [1]. Hinzu kommt ein erheblicher Situationswert innerhalb des gut erhaltenen Mühlebezirks, der vom gegenüberliegenden Mühlenbau (Bauinventarobjekt, MER909) dominiert wird, einem mächtigen Freiämterhaus aus dem Jahr 1768.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die knaggenartige Form der Kopfhölzer an der Dachkonstruktion lässt auf eine Entstehungszeit des Gebäudes bereits im 15. Jh. oder spätestens um 1500 schliessen [2]. Gemäss Brandkataster wurde das Haus zwischen 1850 und 1875 auf Ziegel umgedeckt [3], und vielleicht gleichzeitig ersetzte man die ursprünglichen, für die Bauzeit typischen Reihen- und Zwillingsfenster durch die heute bestehenden, axial angeordneten Einzellichter. In jüngster Zeit wurde der ehemalige Scheunentrakt durch einen volumengleichen Neubau ersetzt. Das zuvor schon mehrmals veränderte Hausinnere hat beim letzten Eigentümerwechsel eine weitgehende Neugestaltung erfahren.
Beschreibung:Der langgestreckte Vielzweckbau unter charakteristischem, flach geneigtem Tätschdach steht als Teil des Mühlenbezirks mit seiner Firstrichtung quer zum Tal des Wissenbachs und wendet sich mit seiner Giebelseite gegen Südosten. In der Grundanlage handelt es sich um eine Mehrreihen-Ständerkonstruktion mit zwei Wand- und zwei Innenständern im Querschnitt, die auf einem Eichenschwellenkranz aufsetzt und bis auf Kniestockhöhe hinaufreicht. Sie ruht auf einem Bruchstein-Mauersockel mit zwei Trämkellern. Giebelfront und südwestliche Traufseite sind mit einer jüngeren Verbretterung verschalt, während das mit Kanthölzern ("Flecklingen") gefüllte Wandgerüst einzig an der nordöstlichen Traufseite offenliegt. Das Haus zeigt heute rechteckige Einzelfenster, die wohl als Resultat eines Umbaus im 19.Jh. zu betrachten sind. Die ursprüngliche Erschliessung erfolgte an der Giebelseite, wo eine alte doppelläufige Freitreppe mit Sandsteinstufen zum Hauseingang führt. Das Türgewände flankieren schmale Fenster, die zur Belichtung des grossen, in Firstrichtung durchlaufenden Vorraums dienten. Wie eine Fotografie von 1938 zeigt, lag an der nordöstlichen Traufseite ehemals ein zweiter Hauseingang. Seine Stelle bezeichnet heute ein niedriges querrechteckiges Fenster, während die Einzelfenster an dieser Hausseite wohl im Zusammenhang mit dem Einbau einer modernen Küche verkleinert wurden. Nördlich schloss ehemals der Ökonomietrakt an, der durch einen volumengleichen Neubau ersetzt ist. An der Stelle des früheren Tenns liegt heute der Hauseingang.
Das Innere wurde beim jüngsten Umbau weitgehend neu ausgebaut, wobei von der Raumstruktur noch der in die Gebäudetiefe entwickelte zentrale Raum, ehemals die Küche, mit beidseitig anschliessenden Kammern erhalten ist. In der ehemaligen Küche sind noch die Einfeuerungsöffnungen des heute entfernten Kachelofens sichtbar, in der heutigen Küche und im Abstellraum ein freiliegender Ständerbalken mit den Versatzstellen der ehemals anstossenden Deckenbalken (die Geschossdecke ist ersetzt).
Über dem vorderen Teilen des Wohntrakt ist die ursprüngliche, russgeschwärzte Tätschdachkonstruktion erhalten, eine über einem Kniestock ansetzende Firstsäulenreihe in Kombination mit einem stehenden Stuhl. Andreaskreuze dienen der Längsverstrebung, während längere, gekrümmte Streben sowie kurze, sehr altertümlich wirkende Kopfhölzer die Konstruktion in Querrichtung verstärken. Sie zeigt sich hier vollständig russgeschwärzt. Firstpfette und Rafenlage wurden wohl bei der Umdeckung des Hauses von Brettschindeln auf Tonziegel im Lauf des 19. Jh. erneuert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Räber 1996, S. 124.
[2] In der unweit entfernten Gemeinde Maschwanden auf der Zürcher Reusstalseite wurde ein Haus mit typengleichen knaggenartigen Kopfhölzern dendrochronologisch ins Jahr 1453/54 datiert (Gutachten der Kantonalen Denkmalpflegekommission Zürich, KDK 27-2014). Ähnliche Kopfhölzer fanden sich auch an einem 1476 datierten Tätschhaus in Aettenschwil, Gemeinde Sins (Räber 1996, S. 273-276, Abb. 536).
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0514-0517; Brandkataster Gemeinde Merenschwand, 1850-1938.
Literatur:- Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 97 (Abb. 99), 120, 125, 142f. (Abb. 196b, 197), 271 (Abb. 527k).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Merenschwand VIII-14/7.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Bestandesaufnahmen 1968 (Grundriss).
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0514-0517; Brandkataster Gemeinde Merenschwand, 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41514
 

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