INV-MER909 Mühle Dorf, 1768 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MER909
Signatur Archivplan:MER909
Titel:Mühle Dorf
Bezirk:Muri
Gemeinde:Merenschwand
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mühle
Adresse:Mühlestrasse 16
Versicherungs-Nr.:171
Parzellen-Nr.:62
Koordinate E:2670441
Koordinate N:1234648
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2670441&y=1234648

Chronologie

Entstehungszeitraum:1768
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühle

Dokumentation

Inschriften:"1768" (Türsturz Giebelfront)
Würdigung:Behäbig wirkendes Mühlengebäude aus dem 18. Jahrhundert, das seine Grundform und wesentliche Teile der Raumgliederung mit Mühlekeller und darüberliegenden Wohnräumen bewahrt hat. Neben seinem hohen lokal- und gewerbegeschichtlichen Zeugniswert kommt dem Bau ein erheblicher Situationswert für den in sich geschlossenen Mühlebezirk zu. Als mächtiges Freiämterhaus mit knappem Krüppelwalmdach und Klebdächern dominiert er das an ursprünglicher Bausubstanz reiche Ensemble, das zu den ältesten Teilen von Merenschwand gehört. Sein direktes Gegenüber ist das wohl auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Tätschhaus (Bauinventarobjekt MER908); zu erwähnen sind in der unmittelbaren Umgebung des Hauses zudem ein Wegkreuz (Bauinventarobjekt MER921B), einige Kleinobjekte und die Wappensteine einer älteren Mühle (Bauinventarobjekt MER925).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Mühle im Merenschwander Oberdorf wird erstmals 1274 erwähnt und gehörte seither und noch 1765 dem Kloster Frauenthal. Der Mühlebetrieb, der wohl auch Bauern aus den zugerischen und zürcherischen Nachbarregionen bediente, umfasste im 17. Jh. zwei Häuser mit drei Mahlgängen, Sägerei, Reibe und Stampfe sowie 26 Jucharten Ackerland [1]. Zum Betrieb der Mühle diente der rund 200 Meter südöstlich vom Mühlenviertel liegende, noch bestehende Weiher, wie eine Planaufnahme aus dem Jahr 1861 dokumentiert. Von hier aus floss das Wasser durch eine teilweise eingedeckte Leitung zuerst zur Mühle, bevor es in der talwärts anschliessenden Knochenstampfe und Säge ein zweites Mal zum Antrieb eines Wasserrades genutzt wurde [2].
Von einem Vorgängerbau des bestehenden Mühlengebäudes dürften zwei mit Wappen geschmückte und mit der Jahrzahl 1607 versehene Werkstücke (Bauinventarobjekt MER925) stammen, die zusammen mit einem dritten Wappenstein bei einem Umbau der Mühle Ende der 1920er Jahre zum Vorschein kamen [3] und heute in der Fassade des zur Mühle zugehörigen Waschhauses (Vers.-Nr.170) eingelassen sind. Das bestehende Gebäude soll angeblich aus der Zeit des 2.Villmergerkriegs (1712) stammen [4]. Auf das Baujahr könnte aber auch die besser zu den Bauformen passende Jahrzahl 1768 am Türsturz der ostwärts gerichteten Hauptfassade verweisen. Um 1900 wurde der gemauerte Sockelbereich mit einer Putzquaderung geschmückt, die Obergeschosse mit Zierelementen des Schweizer Holzstils. Noch 1922 war die Mühle in Betrieb, als die Wasserrechtskonzessionen auf den neuen Eigentümer Gottfried Stutz übertrugen wurden [5].
Beschreibung:Das Mühlengebäude erhebt sich am alten Fahrweg durch das leicht ins Terrain eingeschnittene Tälchen des Wissenbachs und bildet hier den Kern eines kleinen Siedlungsbezirks, der mit dem benachbarten Tätschdachhaus wohl noch in das 15. Jh. zurückreichende Bausubstanz aufweist. Mit einem knappen, geknickten Krüppelwalmdach und giebelseitigen Klebdächern zeigt der Hauptbau der Mühle die typischen Merkmale eines Freiämter oder Innerschweizer Ständerbaus des 18. Jh. An der Nordseite ist das Dach über einen wohl schon sehr alten Anbau herabgeschleppt, wodurch das Haus ein breitbehäbiges Aussehen erhält. Der hohe, talseitig zwei Stockwerke umfassende Gebäudesockel ist aus verputztem Mauerwerk aufgeführt. Über ihm erhebt sich ein Ständerbau, der ein weiteres Vollgeschoss und zwei mit Kammern ausgebaute Dachgeschosse umfasst.
Das vermutlich mit Flecklingen (Kanthölzern) ausgefachte Gerüst wurde wohl im 19. Jh. mit Holzschindeln verrandet. Vielleicht gleichzeitig oder spätestens um 1900 erfuhr der Bau einige kleine Veränderungen, welche den Wunsch nach einem damals modernen Aussehen dokumentieren. Während der Mauersockel an seinen Kanten eine Putzquaderung erhielt, versah man die Klebdächer mit verschalten Untersichten und dekorativ ausgesägten Traufbrettern in der Art des Schweizer Holzstils. Auch wurde an der talwärts gewandten Schaufront das unterste der ursprünglich drei Klebdächer zu einer Balkonlaube umgestaltet, die ein zeittypisches, feingliedriges Eisengeländer erhielt. Wohl weil man dieses später zum Haus wiederum unpassend fand, wurde es in den 1970er oder 80er Jahren durch die heutigen Brettstaketen ersetzt [6].
Im gemauerten Gebäudesockel belichtet eine auffallende, halbkreisförmige Fensteröffnung den anderthalbgeschossigen Mühlenraum, dem an der südlichen Traufseite das ummauerte Radhaus vorgelagert ist. Dieses enthielt gemäss dem Aufnahmeplan von 1861 zwei Mühlräder, die aus einem offenen Kännel gespeist wurden, während das Wasser unterirdisch unter dem Vorplatz der Mühle abfloss. Nördlich beherbergt der Gebäudesockel zwei balkengedeckte Keller, darüber ein erstes Wohngeschoss, dessen Aussenwand ebenfalls als verrandete Holzkonstruktion ausgeführt ist. Der Mahlraum, der keine Reste des alten Mechanismus bewahrt, beherbergte in den 1980er Jahren ein Kulturlokal und dient heute als Lagerraum. Er ist ebenso giebelseitig erschlossen wie die mehrmals veränderten Wohngeschosse.
Unmittelbar gegenüber dem Mühlenbau lag auf der anderen Strassenseite die im Aufnahmeplan von 1861 dokumentierte Knochenstampfe und Säge, die noch auf einer Fotografie des frühen 20. Jh. auftaucht und das Wasser der Mühle vor dem Abfluss in den Wissenbach ein zweites Mal nutzte.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Sauerländer 1999, S. 121-123.
[2] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0025/13, Wasserwerkskonzessionen Gemeinde Merenschwand: Plan von 1861; Beschriftungen der Gebäude auf aufgeklebter Skizze von 1899.
[3] Freiämterzeitung, 25.8.1933.
[4] Ebd.
[5] Staatsarchiv Aargau, DB W01/0083/11, Wasserwerkskonzessionen Gemeinde Merenschwand: Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrats vom 12.6.1922.
[6] Vgl. historische Aufnahmen: Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung, Materialien, Bestandesaufnahmen 1968.
Literatur:- Dominik Sauerländer, Geschichte des Amtes Merenschwand. Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte einer Luzerner Landvogtei von den Anfängen bis zum Jahre 1798, Baden 1999, S. 121-123.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Merenschwand VIII-14/4.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung, Materialien, Bestandesaufnahmen 1968.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0025/13, DB.W01/0083/11: Wasserwerkskonzessionen Gemeinde Merenschwand.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41520
 

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