Ansichtsbild: |
|
|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1848 - 1849 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mühle |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
|
Dokumentation |
Inschriften: | "1868" (Türsturz Hauseingang) |
Würdigung: | Vorwiegend spätklassizistisch geprägtes Mühlengebäude, das 1849 nach einem Brand grösstenteils neu errichtet wurde. Der zweigeschossige, traufbetonte Mauerbau wird von einem Satteldach mit beidseitigen Quergiebeln überhöht. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das gewerbegeschichtlich interessante Gebäude, das seit etwa 1870 als Fabrik diente, mit dem Umbau zu einem reinen Wohnhaus um 1920, als man die Giebelpartien des Zwerchhauses und der Stirnseiten erneuerte. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine Mühle in Niederrohrdorf ist seit dem 14. Jh. urkundlich nachgewiesen [1]. Das bestehende Gebäude wurde 1849 für Müller Franz Meier erbaut, nachdem der Vorgängerbau im Oktober 1848 bis auf den ersten Stock abgebrannt war [2]. Möglicherweise verwendete man beim Wiederaufbau die stehengebliebenen Fassaden des Vorgängerbaus. Über das Wasserrecht samt den Wasserstandsverhältnissen existiert ein Verbal des kantonalen Experten, Architekt Caspar Joseph Jeuch, aus dem Jahr 1859. Das mittelschlächtige Wasserrad belebte damals u.a. zwei Mahlgänge, ein Rönnle und einen Griesstäuber. Die Mühle wurde vom Mühlibach gespiesen, und bei Wasserknappheit konnte Wasser von zwei oberhalb der Mühlematt angelegten Teichen zugeleitet werden (vgl. Michaeliskarte um 1840 in der Bilddokumentation). Die Radkammer befand sich gemäss dem Situationsplan von Jeuch an der rückwärtigen Traufseite. Um 1870 kaufte Wilhelm Egloff, der Sohn des EGRO-Gründers Kastor Egloff, die Mühle und eröffnete einen Betrieb für die Fabrikation von Blechwaren (EGRO: Metallwarenfabrik Egloff Rohrdorf) [3]. Auf diese Umnutzung und entsprechende bauliche Veränderungen bezieht sich höchstwahrscheinlich die Jahrzahl 1868 am Türsturz des Hauseingangs. Später erfolgte ein Umbau der Fabrik in ein Wohnhaus, der nach seinen Bauformen (Dreiecksfenster im Giebel, Hohlkehle) in die Zeit um 1920 zu datieren ist. 2003 erfolgte eine Renovation mit Ausbau des Dachgeschosses [4]. |
Beschreibung: | Die Alte Mühle liegt wenig nördlich vom eigentlichen Dorfkern am ehemaligen Mühlebach. Es handelt sich um einen traufbetonten Mauerbau spätklassizistischer Prägung, der von einem Satteldach mit tiefliegendem Knick abgeschlossen wird und sich mit einem Quergiebel nach Süden wendet. Der zweigeschossige verputze Baukörper ist mit acht auf vier Fensterachsen gegliedert, wobei im Erdgeschoss der nach Süden gerichteten, traufseitigen Hauptfassade nur jede zweite Achse mit einem Fenster besetzt ist; der Hauseingang ist in anderer Achsenteilung als im Obergeschoss mittig angeordnet. An den Stirnseiten sind die Fenster zu jeweils zweimal zwei enger gestellten Paaren zusammengefasst. Die Einzelfenster werden von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt. Der Hauseingang besitzt ein ausgesprochen tiefes, profiliertes Gewände mit klassizistischer Gesimsbekrönung; auf dem Sturz ist das wohl auf den Umbau zur Fabrik zu beziehende Jahr 1868 eingemeisselt. Wohl vom Umbau zu einem reinen Wohnhaus stammt die Gestaltung der Giebelpartien im Zwerchhaus wie auch an den Stirnseiten. Gedrungener proportionierte Einzelfenster, originelle dreiecksförmige Lüftungsöffnungen, die an den Stirnseiten zu dreien angebracht sind, und die Hohlkehlen der Dachuntersicht verweisen in ihrer Gestaltung auf die Zeit um 1920. Wohl aus derselben Zeit stammt das rautenförmig verzierte Schmiedeeisengeländer des Hauseingangs. Die rückwärtige nördliche Traufseite besitzt zwischen zwei weitgehend fensterlosen Seitenstücken eine risalitierte, gleichfalls von einem Quergiebel abgeschlossene Mittelpartie. Diese ist heute ebenso mit einem stählernen Balkonvorbau versehen wie die westliche Giebelseite. Beim Umbau von 2003 wurde das Dach mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Hausinneres mehrfach verändert (gemäss Kurzinventar 1998). |
Anmerkungen: | [1] Vgl. ausführlich Egloff et al. 1979, S. 85-88. [2] Geschichtliches nach Egloff et al. 1979, S. 182, 204. [3] 1873 teilte Kastor Egloff der Baudirektion in Aarau mit, „dass die meinem Sohn Wilhelm angehörige Mühle schon längere Zeit vollständig in eine Fischbandfabrik umgewandelt ist und nach Belieben eingesehen werden kann“; zit. nach Egloff et al. 1979, S. 200. 1878 bewilligte die Regierung nachträglich die Veränderung des Wasserwerks und erteilte eine neue Konzession. [4] Baugesuchsarchiv. |
Literatur: | - Anton Egloff et al., Chronik Niederrohrdorf, Niederrohrdorf 1979, S. 85-88, Tf. zw. S. 96 u. 97, S. 182, 200-205. - Peter Hoegger, Der Bezirk Baden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VI), Basel 1976, S. 434. |
Quellen: | - Gemeinde Niederrohrdorf, Baugesuchsarchiv: Umbau 2003. |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43638 |
|
Social Media |
Share | |
|