INV-NIR907 Holzrüti 15, 1820 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-NIR907
Signatur Archivplan:NIR907
Titel:Holzrüti 15
Bezirk:Baden
Gemeinde:Niederrohrdorf
Ortsteil / Weiler / Flurname:Holzrüti
Adresse:Holzrüti 15
Versicherungs-Nr.:15
Parzellen-Nr.:8
Koordinate E:2664455
Koordinate N:1252009
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664455&y=1252009

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1820
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Stattliches Vielzweckgebäude klassizistischer Prägung, das wohl kurz nach dem Dorfbrand von Holzrüti im Jahr 1818 errichtet wurde. Das in Mischbauweise erstellte Bauernhaus, das sich in einen gemauerten Wohnteil und eine mehrheitlich hölzerne Ökonomie mit gemauerter Stirnseite teilt, ist in seinem äusseren Erscheinungsbild praktisch ohne Störungen erhalten. Als prägdener Bestandteil des Weilers Holzrüti, der locker in die zur Reussebene gerichtete Talmulde gebaut ist und ein gut erhaltenes Ortsbild zeigt, kommt dem Gebäude ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1818 zerstörte ein Brand etwa den halben Weiler Holzrüti, der daraufhin in aufgelockerter Bauweise wiederaufgebaut wurde [1]. Das hier beschriebene Gebäude, das im locker bebauten oberen Teil des Weilers steht und mit seinen klassizistischen Bauformen in die Zeit kurz nach 1800 weist, dürfte nach diesem Brand entstanden sein. Es soll früher mit dem auf der anderen Strassenseite gelegenen, 1864 für Jakob Notter erbauten Vielzweckbau Vers.-Nr.13 (Bauinventarobjekt NIR908) zusammengehört haben [2].
Zur Zeit (2016) erfolgt eine schonende Renovation des Gebäudes.
Beschreibung:Der grossvolumige bäuerliche Vielzweckbau gehört zu den obersten Häusern des ortsbaulich gut erhaltenen Weilers Holzrüti, die eine lockere Baugruppe in der zum Reusstal hin geöffneten Talmulde bilden. Der langgestreckte, traufbetonte Baukörper ist in Mischbauweise erstellt und wird von einem hochragenden geraden Satteldach abgeschlossen. Er teilt sich nach dem Schema des Mittertennhauses in einen massiv aufgemauerten, verputzten Wohnteil auf der Südseite und eine nördlich anschliessende, mehrheitlich hölzerne Ökonomie mit Tenn, Futtertenn und Stall. Der zweigeschossige Wohnteil, der auf einem weitgehend freiliegenden Kellersockel aufsetzt, ist in den strengen klassizistischen Formen der Zeit kurz nach 1800 gehalten und traufseitig mit vier, stirnseitig mit drei Fensterachsen versehen. Der nach Osten gerichteten traufseitigen Hauptfront ist eine mit Muschelkalkplatten abgedeckte Terrasse vorgelagert, die parallel zur Hausfront von einer Freitreppe erschlossen wird. Beim schmiedeeisernen Geländer handelt es sich vielleicht um einen nachträglich hierher versetzten Gartenzaun. Der Hauseingang liegt in der dritten der paarweise gruppierten vier Fensterachsen. Die stirnseitigen Fensterachsen sind entsprechend der Raumaufteilung im Inneren leicht unregelmässig verteilt. Im mächtigen Dachgeschoss öffnen sich zwei Einzelfenster und ein rechteckiges Giebellicht. Die Türeinfassungen und die Mehrzahl der Fenster zeigen gefalzte Muschelkalkgewände, während man für die witterungsgeschützten Fenster unter dem Dachvorsprung der Vorderfront Holzrahmen verwendete. Erhalten sind auch noch die alten hölzernen Jalousieläden. Das vergleichsweise steile Rafendach war noch in den 1990er Jahren mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt; heute zeigt es Falzziegel. Der Ökonomieteil wurde schon vor längerer Zeit mit Welleternit eingedeckt.
Mit Ausnahme der nördlichen Stirnmauer war die Ökonomie ursprünglich als Ständerkonstruktion ausgeführt. Sie bewahrt ihr bauzeitliches Aussehen noch im Bereich des Tenntors, das mit einer Mannstür versehen ist. Der Stallbereich wurde wohl in der Zeit um 1900 aufgemauert. An die nordseitige Stirnmauer schliesst ein Remisenanbau aus dem späten 19. oder frühen 20. Jh. an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
(Hausinneres nicht gesehen.)
Vor dem Haus erhebt sich an der Strasse ein Wegkreuz von 1808 (Bauinventarobjekt NIR911F).

Aktennotiz Besichtigung vom 29. Juni 2017:
Auf Anfrage der Familie Ramser, Eigentümerin der Liegenschaft, wurde ein halb eingefallenes Gewölbe besichtigt, das sich östlich des Scheunenteils auf freiem Feld befindet. Die stark eingewachsene Öffnung, welche sich immer wieder mit Wasser füllte und Überschwemmungen des Hofplatzes verursachte, wurde kürzlich freigelegt, vom Schwemmsand befreit und ausgepumpt. Dabei kam ein halb eingestürztes Tonnengewölbe von ca. 11.50 m Länge, 2.50 m Breite und mindestens 1.70 m Tiefe zum Vorschein. Die Gewölbeform ist auffallend flach, seitlich schliesst ein gewölbeloser Einstiegsbereich von etwa 1 m Breite an. Im Schlamm des Grundes finden sich zwei Baumstämme, welche wohl nicht nachträglich hineingelangt sein können. Der eine Stamm steht noch als Stütze im Scheitel des Gewölbes, der andere liegt im Schlamm. Gemäss Kantonsarchäologie (Stephan Wyss) könnte es sich bei dieser Anlage um eine Zisterne, womöglich in Kombination mit einem Sodbrunnen, handeln.

Zusätzliche Informationen zum Haus: Es handelt sich um ein ausnehmend stattliches Bauernhaus mit Mittelquergang und beidseits angeordneten Räumen. Die südliche Stirnseite nehmen eine geräumige Stube sowie die Küche mit früher abgetrennter Küchenkammer ein (Räume heute zusammengelegt). Scheunenseitig schliessen zwei Kammern und ein interner Verbindungsgang zum Tenn an. Das Obergeschoss umfasst diverse Kammern, die über einen Mittellängsgang erschlossen sind. Unter Stube und Küche erstreckt sich quer zum First ein mächtiger tonnengewölbter Keller; ein zweiter, kleinerer Gewölbekeller befindet sich unter der nordöstlichen Kammer. Im sorgfältig renovierten Wohnteil ist ein Grossteil der historischen Bausubstanz erhalten (Deckenbalkenlagen, Wände zum Teil aus Lehm-Flechtwerk, Böden, Türen). Als Besonderheit zu erwähnen ist ein in die südliche Stirnmauer eine eingelassene Wandnische mit Tongefäss, welche wohl zur Kühlung von Lebensmitteln diente [3]. Den stattlichen Charakter des Bauernhauses unterstreicht die solide Sparrendachkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und strebengestützter Firstpfette (Kopfhölzer gezapft). Beim nordseitig an den scheunentrakt anschliessenden Anbau dürfte es sich um eine ehemalige Trotte handeln (auf der Michaeliskarte von 1840 und der siegfriedkarte von 1880 sind südwestlich der Liegenschaft im Gebiet "Rebhügel" noch Rebflächen eingezeichnet). Zumindest die massiven Aussenmauern mit den grossformatigen stirnseitigen Öffnungen scheiunen älteren Datums zu sein und könnten durchaus aus der Bauzeit des Hauses (um 1820) stammen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Albert Nüssli, Das Untervogthaus zu Holzrüti, in: Der Reussbote, 31.12.1976.
[2] Freundl. Mitteilung der Eigentümer der Liegenschaft Holzrüti 13 (1998).
[3] Vgl. Räber 1996, S. 260.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Niederrohrdorf II-14/4.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43650
 

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