Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-OBB906 |
Signatur Archivplan: | OBB906 |
Titel: | Überthal 1, 3 |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Bözberg |
Ehem. Gemeinde: | Oberbözberg (bis 31.12.2012) |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Überthal |
Adresse: | Überthal 1, 3 |
Versicherungs-Nr.: | 507A, B (alt 7A, B) |
Parzellen-Nr.: | 1034, 1035 |
Koordinate E: | 2653674 |
Koordinate N: | 1262065 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | OBB906 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Aus der Zeit um 1800 stammendes Doppelwohnhaus mit rückwärtigem Anbau samt Gewölbekeller. Das gut erhaltene, mit viel originaler Bausubstanz ausgestattete Gebäude fiel 2003 einem Grossbrand zum Opfer. Unter Einbezug der erhalten gebliebenen Umfassungsmauern und der beiden Gewölbekeller wurde der Gebäudekomplex 2006 in seiner äusseren Form wiederaufgebaut. Obschon der Verlust an historischer Bausubstanz erheblich ist, kann der Liegenschaft aufgrund der lokalgeschichtlichen Bedeutung und der überaus prägenden Stellung im national eingestuften Ortsbild von Überthal weiterhin eine kommunale Schutzwürdigkeit zugesprochen werden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Siedlungsanlage von Überthal geht vermutlich in spätmittelalterliche Zeit zurück, als hier ein Lehenshof des Klosters Königsfelden bestand. 1682 ging der Hof für 6000 Gulden an den aus Staffelbach stammenden Samuel Fehlmann über, welcher als Stammvater des Bözberger Geschlechts der Fehlmann gilt. In der Folge wurde das grosszügige Anwesen unter zwei Söhnen und später unter mehreren Nachkommen aufgeteilt. So sind in Überthal 1750 drei und 1850 bereits sechs Haushaltungen verzeichnet [1]. Das vorliegende Doppelwohnhaus Überthal 1/3 dürfte aus der Zeit um 1800 stammen; eine überlieferte Jahreszahl 1803 an einem Sitzofen kann als glaubhaftes Baudatum gelten. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit 2 Wohnungen samt Schopf und Stökli von Stein mit Ziegeldach, 2 gewölbten Kellern und Tremkeller" aufgeführt; Eigentümer der beiden Hausteile waren Abraham Fehlmann und Heinrich Fehlmanns Witwe [2]. 1839 fand eine "Verbesserung der Fassaden" statt, 1887 wird ein "Anbau mit Weinpresse" neu verzeichnet. In den 1970er Jahren wurde die seit Jahren leerstehende, teilweise baufällige Liegenschaft sorgfältig instand gestellt. Am 1. Juli 2003 fiel sie zusammen mit dem Nachbarhaus einer Feuersbrunst zum Opfer [3]. Immerhin konnten wesentliche Teile der Aussenmauern samt Fenstergewände sowie zwei Gewölbekeller gerettet werden. Es erfolgte eine typengleiche Rekonstruktion des Gebäudes unter einbezug der verbliebenen Bauteile. |
Beschreibung: | Das Doppelwohnhaus aus der Zeit um 1800 bildet die südliche Begrenzung der kleinen historischen Baugruppe und präsentiert sich zugleich als spannungsvolles Gegenüber zum nördlich gelegenen Gebäudekomplex Überthal 7 (Bauinventarobjekte OBB903, 904, 905). Es handelt sich um einen zweigeschossigen länglichen Mauerbau unter steilem, stark geknicktem Satteldach mit Firstrichtung Ost-West. Das Gebäude ist quer zum First in zwei gleichwertige Haushälften aufgeteilt. Diese sind traufseitig mit jeweils drei und giebelseitig mit zwei Fensterachsen samt stirnseitigem Eingang regelmässig gegliedert. Die Tür- und Fensteröffnungen bewahren teils noch die originalen Gewände aus Muschelkalk, teils mussten sie beim Wiederaufbau 2006 ersetzt werden. Das gesamte Innenleben samt Deckenbalkenlagen und Dachkonstruktion ist erneuert. Vom historischen Baubestand verblieben die beiden Gewölbekeller unter dem östlichen Wohnteil und dem rückwärtigen Anbau.
Die Verhältnisse vor dem Brand von 2003 werden im Kurzinventar von 1996 wie folgt beschrieben: "Beide Hausteile sind in ihrer Grundrissanlage axialsymmetrisch konzipiert. Stube und Nebenstube nehmen jeweils das platzseitige Vorderhaus ein. Rückwärtig (Südseite) sind die Küche und eine beheizbare Hinterstube angeordnet. Die Treppenaufgänge befinden sich in der äusseren Ecke der Küche, zwischen den beiden Eingängen. Die Obergeschosse sind jeweils in vier Räume unterteilt. Der östliche Hausteil (Nr.7 A) bewahrt neben einem alten Eisenherd Interieurs aus der Zeit um 1900 wie Sichtbalkendecken, Wand- und Fensterverkleidungen mit Holzimitationsmalerei und einen grünen Kastenofen mit zugehöriger Sitzkunst. In der Stube von Nr.7 B fällt neben dem mächtigen, auf profilierten Sandsteinfüssen stehenden grünen Kastenofen mit Sitzkunst die Decke auf, deren Balken mit Zierfasen hübsch beschnitzt sind. Bemerkenswert ist auch die zweifeldrige eichene Füllungstüre zur Nebenstube. Einen Hinweis auf die Entstehungszeit dieses Hauses verdanken wir der zweistufigen grünen Sitzkunst in der Hinterstube, welche die Inschrift "Frantz Dägerfeld/Hafner zu Brugg 1803" trägt. Die Kacheln ihres weissgrundigen Zierfrieses sind mit Girlanden und Landschaftsmedaillons bemalt, die man dem Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776-1852) zuschreiben möchte, der in der 1.Hälfte des 19.Jh. für viele Hafner im Aargau tätig war. Die Decken der ohne moderne Verkleidungen überkommenen rückwärtigen Obergadenkammern sind in Nr.7 B stark russgeschwärzt. Die Trennwand zur östlichen Haushälfte ist unverputztem Fachwerk aufgeführt und im hinteren Bereich mit einer alten Verbindungstüre versehen. Die Dachkonstruktion, ein Sparrendach mit strebengestützter Firstpfette auf liegenden Stuhljochen mit Aufschieblingen, ist intakt erhalten. Büge und diagonale Windstreben dienen der Längs- und Querversteifung der Stuhljoche. Ein Bretterverschlag trennt die beiden Dachräume, von denen der östlich durch zwei Rechtecklichter und eine halbkreisförmige Lüftungsöffnung erhellt wird. Der tonnengewölbte Keller, der sich unter Nr.7A L-förmig erstreckt, ist mit Luftschlitzen versehen, die merkwürdigerweise nicht nach aussen weisen und somit keine direkte Durchlüftung erlauben. Es ist daher anzunehmen, dass dieser Keller Teil eines Vorgängerbaus war. Ein weiterer kleiner Keller mit Balkendecke befindet sich unter der westlichen Haushälfte (Nr.7 B). Beide Keller sind an der nördlichen Traufseite über Aussenzugänge mit breiten Rechteckgewänden zu betreten. Zum Gewölbekeller führt zusätzlich ein Abgang im Treppenhaus von Nr.7A." |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Entstehung des Weilers Überthal vgl. Baumann 1998, S. 452, 461–463. [2] Staatsarchiv, Brandkataster Oberbözberg. [3] Mittelland-Zeitung vom 2. Juli 2003: "Meterhohe Flammen in der Nacht". |
Literatur: | - Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001 (4481): Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0164-0165: Brandkataster Gemeinde Oberbözberg 1876-1938. (alte Vers.-Nrn.: 1829: 54A/B; 1850: 68; 1875: 76; 1899: 7). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Oberbözberg, IV-17/7. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43884 |
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