Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1817 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | OBF922 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | In Mischbauweise aus Stein und Holz errichtetes Bauernhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, das möglicherweise noch einen älteren Gebäudekern aufweist. Mit dem zugehörigen "Stöckli" von 1844 (Bauinventarobjekt OBF 922) bildet das markant an der Strasse stehende Gebäude ein ortsbaulich wertvolles Ensemble am östlichen Eingang in den alten Dorfkern. Als Besonderheit weist es an der westlichen Stubenfront ein stattliches Fenstergewände auf, welches wohl herrschaftlichen Ursprungs ist und hier in Zweitverwendung eingebaut wurde. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Am 14. Juni 1817 fand im Oberflacher Oberdorf eine verheerende Feuerbrunst statt, der 15 mehrheitlich wohl noch strohgedeckte Häuser mit insgesamt 25 Haushaltungen zum Opfer fielen. Für den Wiederaufbau wurde den Brandgeschädigten Bauholz aus den Gemeindewaldungen zur Verfügung gestellt [1]. Wie die südwestlichen Nachbarbauten an der Oberdorfstrasse und am Rank (Bauinventarobjekte OBF 909, 910, 914, 923, 924) hat man vermutlich auch das vorliegende Gebäude über den Grundmauern eines abgebrannten Vorgängerbaus neu erstellt. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist die Liegenschaft als "zweistöckiges Wohnhaus mit zwei Wohnungen samt Scheune mit angebauten Schöpfen und Schweineställen sowie gewölbtem Keller und Webkeller, aus Stein und Holz" verzeichnet. Die untere Wohnung mit Keller, halbem Estrich und der vorderen Hälfte Scheune gehörte Niklaus Zimmermann, die obere Wohnung Johannes Zimmermann. Letzterer war auch Eigentümer des östlich auf dem Grundstück stehenden Stöckli mit Keller (Vers.-Nr. 8; Bauinventarobjekt OBF922), welches am Kachelofen mit 1844 datiert ist [2]. Im hangseitig anschliessenden Scheunenteil wurden im Laufe der Zeit verschiedene bauliche Veränderungen vorgenommen (Garageneinbau, Badezimmer, Zimmer). 2007 mussten Teile der Wandkonstruktion und die gesamte Dachkonstruktion über der Scheune wegen Baufälligkeit erneuert werden. Ebenso fand eine Innenrenovation des Wohnteils statt, bei der Binnentüren entfernt und die ursprüngliche Balkendecke in der Stube freigelegt wurde. |
Beschreibung: | Unmittelbar gegenüber dem ehemaligen Gasthof "Rössli" (Bauinventarobjekt OBF903) erhebt sich das Gebäude in eher unüblicher giebelständiger Ausrichtung zur Strasse. Die breit gelagerte Stirnfront mit dem Kellereingang stösst dabei unmittelbar an den Strassenraum. Hangseitig schliesst an den massiv gemauerten Wohnteil ein Ökonomietrakt unter durchlaufendem Satteldach an (heute stärker verändert). Die Dachkonstruktion wies zwischen Wohn- und Ökonomieteil eine gut sichtbare Nahtstelle auf, was verschiedene Bauphasen vermuten lässt. Vor der Sanierung von 2007 zeigte das Gebälk im Scheunenbereich noch Spuren von Rauchschwärze (gemäss Bauinventar von 1997). Der axial gegliederte Wohnteil zeigt mehrheitlich Fensteröffnungen aus dem frühen 19. Jh., teils mit Rahmungen aus Eichenholz, teils mit jüngeren Zementgussgewänden. Davon hebt sich an der westlichen Stubenfront eine breite, aufwändig profilierte Fenstereinfassung aus Muschelkalk deutlich ab. Es handelt sich hier um ein wiederverwendetes Werkstück (Spolie), das vom Schloss Kasteln oder vom alten Landvogteischloss Schenkenberg stammen könnte [3]. Das Hausinnere erschliesst ein tennseitiger Gang. Die westliche Hälfte umfasst die Stube und eine schmale Schlafkammer (heute zu einem grossen Wohnraum zusammengefasst), der östliche Teil Küche und Kammer. In die obere, stärker modernisierte Wohnung gelangt man über einen rückwärtigen Aussenaufgang mit Laube (gemäss Bauinventar 1997). Bei der jüngsten Renovation wurde in der unteren Stube die originale Balkendecke mit eingeschobenen Brettern und breiten Deckleisten freigelegt. In der Stube steht ein brauner Kachelofen aus den 1950er Jahren. Das hohe Sockelgeschoss birgt einen quer zum First angelegten, tonnengewölbten Keller, welcher vermutlich noch vom Vorgängerbau stammt. Heute ist dieser von der Strasse her zugänglich. Nahtstellen im Mauerwerk deuten jedoch auf einen ehemaligen Zugang auf der Südwestseite hin. Rückwärtig schliesst im Scheunenbereich ein Schleppdachbau an. Darin befindet sich ein halb eingetiefter Webkeller, in dem noch die steinernen Halterungen des ehemaligen Webstuhls sichtbar sind. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Leder 1968, S. 9-10. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. [3] Auf Schloss Kasteln wurden um 1840 das so genannte "Bärenschloss" und der Nordtrakt des Hauptgebäudes wegen Baufälligkeit abgebrochen. In Zweitverwendung verbaute Werkstücke oder von Schloss Kasteln und vom Landvogteischloss Schenkenberg findet man noch an verschiedenen Profanbauten in Schinznach-Dorf und Oberflachs. Vgl. hierzu Maurer 1989, S. 133-140. |
Literatur: | - Oskar Leder, Aus der Geschichte der Gemeinde Oberflachs, Oberflachs 1968. - Bruno Maurer, Baustücke aus dem Landvogteischloss Schenkenberg in Schinznach und Oberflachs, in: Brugger Neujahrsblätter 1989, S.133-140. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43974 |
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