Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 16th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | OBF002, OBF902 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1749" (Kellerportal); "1824" (Ofen westliche Wohnung); "1909" (Ofen östliche Wohnung) |
Würdigung: | An prominenter Stelle im alten Ortskern gelegenes, grossvolumiges Doppelbauernhaus mit aussenliegenden Wohnungen und dazwischen gesetztem Scheunentrakt. Der vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammende Baukörper verfügt noch über spätgotisch gemauerte Wohnteile mit charakteristischem Steilgiebeldach, das von einer russgeschwärzten Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und zeittypisch gezahnten Kopfhölzern getragen wird. Dem wohl ältesten Gebäude in Oberflachs kommt eine grosse baugeschichtliche Bedeutung zu. Bei grösseren Umbauten sind vorgängig bauarchäologische Abklärungen und eine dendrochronologische Altersbestimmung vorzunehmen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Ein spätgotisch gekehltes Fenstergewände, die auffallend steile Dachform mit bündigen giebelseitigen Abschlüssen sowie die russgeschwärzte Stuhlkonstruktion mit gezahnten Kopfholzverblattungen weisen auf eine Entstehungszeit im 16. Jh. hin. Insofern erscheint ein in den Akten der Gebäudeversicherung aufgeführtes Baujahr von 1540 als durchaus glaubwürdig [1]. Verschiedene Jahreszahlen am Gebäude selbst (1749 am Kellerportal; 1824 am Ofen des westlichen Hausteils; 1909 am Ofen des östlichen Hausteils) lassen eine vielfältige, noch nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte erahnen. Der augenfälligste bauliche Eingriff erfolgte vermutlich im frühen 19. Jh., als die beiden Wohnteile ihr bestehendes, spätklassizistisches Fassadenbild mit axial gesetzten Einzelfenstern erhielten. Um 1900 wurde auf der Ostseite ein Walmdachanbau mit dem Postbüro von Oberflachs erstellt. In den 1920er Jahren kam auf der Westseite ein Pultdachanbau für das Spritzenhaus hinzu [2]. 1990/91unterzog man den westlichen Hausteil einer grösseren Renovation, wobei wesentliche Teile der Raumordnung und historischen Ausstattung erhalten blieben. |
Beschreibung: | Das grossvolumige Doppelbauernhaus nimmt eine markante, ortsbildprägende Stellung an der Verzweigung von Dorfstrasse und Adelbodenstrasse ein. Der unter durchlaufendem Satteldach geborgene Baukörper setzt sich aus einem mittig gelegenem Ökonomietrakt mit Tenn und Stall sowie beidseitig anschliessenden, zweigeschossigen Wohnteilen zusammen. Letztere sind rundum in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Die Stirnseiten zeigen noch die spätgotischen Dachabschlüsse, während die Trauffassaden durch axial angeordnete Einzelfenster nach spätklassizistischem Muster geprägt sind. Lediglich an der Rückseite des westlichen Hausteils ist ein spätgotisch gekehltes Fenster aus der Bauzeit erhalten. Ein wesentliches Merkmal des Gebäudes stellt das grosse, ruhige Dach dar, welches überwiegend noch mit handgemachten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Während es zur Strasse hin noch in der originalen geknickten Form erhalten ist, wurde die Dachfläche auf der Rückseite mit Kalksandstein-Mauerwerk und Kniestockkonstruktion angehoben und begradigt. Ein selten gewordenes Relikt aus spätgotischer Zeit stellt das russgeschwärzte Dachgebälk dar, welches als Sparrenkonstruktion mit Andreaskreuzen, Hahnenbalken und fünf liegenden Stuhljochen zwischen die beiden massiven Giebelmauern eingespannt ist. Breite, verblattete und in zeittypischer Art gezahnte Kopfhölzer tragen mit den kräftigen Holznägeln zum archaischen Erscheinungsbild des Gefüges bei. Zur Stabi¬lisierung der weit gespannten Konstruktion dient ein auf Zwischenständer abgestütztes Mittellängsrähm. Der geräumigere westliche Wohnteil zählt strassenseitig vier regelmässige Fensterachsen mit altem Hauseingang (heute zugemauert). Dahinter erstrecken sich Stube und Nebenstube, welche heute zu einem grösseren Wohnraum zusammengefasst sind. Den rückwärtigen Bereich nehmen eine Kammer und die geräumige Küche ein, welche durch den Zuschlag eines weiteren Raumes ihre heutige Grösse erhalten hat. Die aktuelle Wohnungserschliessung erfolgt auf der Stirnseite über eine jüngere Eingangszone. Hier befindet sich auch der aus breiten Steinstufen gebildete Abgang zum geräumigen Gewölbekeller, welcher sich unter der strassenseitigen Hälfte der Wohnung erstreckt. Am Scheitel des rundbogigen Kellerportals ist in verblasster roter Schrift die Jahreszahl 1749 zu lesen. Die zweiflüglige Brettertür zeigt eine Aufdoppelung aus diagonal aufgebrachten, profilierten Friesbrettern. Erhalten sind die originalen schmiedeeisernen Tübeschläge und Schlösser (gemäss Kurzinventar 1997). An historischer Ausstattung haben sich in der westlichen Wohnung eine Sichtbalkendecke in der Stube und ein kürzlich neu aufgesetzter grüner Kachelofen mit Sitzkunst erhalten, welche am Ofenbein mit 1824 datiert ist. In der Küche steht neben der Kachelofen-Einfeuerung ein eiserner Sparherd, wohl aus dem späten 19. Jh. Der östliche Hausteil ist im Bereich des spätgotischen Kernbaus mit nur zwei Fensterachsen sehr schmal dimensioniert. Entsprechend umfasst der Grundriss nur zwei Räume, eine strassenseitige Stube und eine dahinter liegende Küche, welche über den rückwärtigen Hauseingang erschlossen ist. Bei der nachträglich erfolgten westlichen Erweiterung (Postanbau) wurde mit einem Mauerdurchbruch eine interne Verbindung zur alten Stube geschaffen. In der alten Stube wie auch im angrenzenden ehemaligen Postraum sind noch die alten Deckenbalkenlagen mit Schiebeböden vorhanden. Ein grüner Kachelofen mit weissem Fries dürfte aus der Zeit um 1900 stammen. An der seitlich anschliessenden Sitzkunst findet sich auf einer Kachel die Hafnerinschrift: "So Jemand komt, und sagen kann / er habe Allen Leuten recht gethan / den bitt ich höchst in allen Ehren / er möchte mich die Kunst auch lehren / Schinznach im März 1909 / J. Amsler Hafner". In Zweitverwendung angebracht wurden Zierkacheln mit Blumengirlanden und Landschaftsmedaillons, welche die Handschrift des bekannten Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli (1776-1852) tragen [3]. Das küchenseitige Gegenüber bildet eine intakt erhaltene Kochstelle mit grün gekachelter Feuerwand, eisernem Sparherd und Rauchfang ("Chemihutte"). Die östliche Wohnung weist keine Unterkellerung auf. Soweit sich zurückverfolgen lässt, gehörte der rückwärtige, kleinere Teil des nebenstehenden "Zehntenstocks" mitsamt dem Gewölbekeller (Vers.-Nr. 71B; Bauinventarobjekt OBF902) seit jeher zur diesem Hausteil. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Freundliche Mitteilung Hans Rufflin, Hauseigentümer. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. Neueintrag 1927: Spritzhaus Gemeinde. [3] Zum Ofenmaler Johann Heinrich Egli vgl. Räber 2002, S. 200-202. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43980 |
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