INV-OLU905 Alte Schmiede, 1795 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OLU905
Signatur Archivplan:OLU905
Titel:Alte Schmiede
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Oberlunkhofen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Zugerstrasse 7
Versicherungs-Nr.:12
Parzellen-Nr.:151
Koordinate E:2671921
Koordinate N:1240508
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2671921&y=1240508

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1795
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Schmiede

Dokumentation

Würdigung:Stattliches, breit gelagertes Wohnhaus unter steilem, geknicktem Satteldach, das in seiner heutigen Erscheinung vermutlich von 1795 stammt, möglicherweise aber ältere Teile umfasst. Der traufständig zur Zugerstrasse gerichtete Baukörper bildet seit der Freilegung des Fachwerks in den 1970er Jahren einen markanten Blickfang im Ortskern. Im Innern zeigt das Haus eine grosszügige dreiraumtiefe Struktur. Die interessante Nutzungsgeschichte mit ehemaliger Schmiede und späterem Laden im Kellergeschoss weisen das Gebäude als lokal- und gewerbegeschichtlich bedeutenden Bauzeugen aus.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Liegenschaft gegenüber dem 1983 abgebrochenen Sattlerhaus unterhalb der Landstrasse war bereits 1521 als "Schmitte" bekannt [1]. Gegen Ende des 16. Jh. kam sie in den Besitz der Familie Bürgisser, und 1692 wurden Haus und Werkstatt vom Schwiegersohn von Ulrich Bürgisser, dem zugezogenen Schmied Johann Meierhans, übernommen. Unter seinen Nachkommen wurde das heute noch bestehende Fachwerkhaus vermutlich 1795 neu errichtet, wobei möglicherweise ältere Bauteile integriert wurden [2]. In diesem Gebäude mit Hufschmiede und angebauter Scheune wohnten gemäss Brandkataster 1805 drei Familien Meierhans [3]. Ab 1822 gehörte ein Teil des Hauses samt Schmiede Michael Mauthe aus Württemberg. Nach dessen Tod im Jahre 1868 übernahm sein Schwiegersohn, der Schmied Franz Huber, die Gebäude, Grundstücke und Fahrhabe. Zwischen 1891-94 wurde die Schmiede von Leonhard Meierhans betrieben. 1893 kaufte Traugott Hagenbuch, alt Bezirksrichter, einen Teil der alten Gebäulichkeiten, die dann abgebrochen wurden. Fünf Jahre später erstand Hagenbuch auch das Wohnhaus und die neue frei stehende Scheune samt 56 Aren Garten und Hausplatz für 25'000 Franken. Die Schmiedewerkstatt wandelte er in ein Ladenlokal mit zwei grossen Schaufenstern um. Doch schon 1904 verkaufte er die Liegenschaft an Bernhard Huber-Hagenbuch, Metzgers, von Jonen. Während Berhard Huber als Landwirt und Viehhändler tätig war, bot seine Gattin Nanette Huber-Hagenbuch im Laden bis 1970 Lebensmittel, Textilien sowie Kurz- und Papeteriewaren feil. Der angebaute Schweinestall auf der Rückseite des Hauses datiert vermutlich von 1927 [4].
Beschreibung:Das stattliche Wohnhaus aus ehemals verputztem Fachwerk, mit früherer Schmiede und späterem Ladenlokal im Keller, setzt seit der Freilegung der Holzkonstruktion 1977/78 einen auffälligen Akzent im Ortskern [5]. Der über einem hohen Mauersockel zweigeschossig aufragende Baukörper trägt ein leicht geknicktes Satteldach, eine Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl. Die Trauflinie der talseitigen, vollständig verputzten Rückfassade wird von einem Treppenhausrisalit unter einem Zwerchgiebel überragt, in den ein jüngerer Eingang führt. Das in einen überkämmten Eichenschwellenkranz eingezapfte Fachwerkgerüst ist mit überblatteten Kopf- und Fusshölzern verstärkt. Fusshölzer sind selten im ländlichen Hausbau und ein Merkmal entwicklungsgeschichtlich sehr alter Holzkonstruktionen, die häufig im Zusammenhang mit Ständerbauten auftreten [6]. An der Alten Schmiede treten sie nur an der Traufseite zur Strasse und in der nördlichen Gebäudeecke auf und könnten ein Indiz dafür sein, dass in diesen Partien Reste einer älteren Fachwerk- oder Ständerbohlenkonstruktion integriert wurden. Die über beide Wohngeschosse durchlaufenden Eck- und Wandständer und die funktionsbezogene Anordnung der Fenster sind auf die Raumorganisation des heute geschossweise in zwei Wohnungen aufgeteilten Gebäudes abgestimmt. Der annähernd quadratische Grundriss ist mittels eines quer zum First durchlaufenden Gangs erschlossen. Die südliche Haushälfte nehmen die Stube, die Nebenstube und ein Zimmer ein. Das Hinterhaus birgt in der mural in Erscheinung tretenden Nordwestecke einen Vorratsraum und die Küche, während das Esszimmer auf die Strasse orientiert ist. Der vordere Hauseingang mit doppelläufiger Vortreppe wurde nach 1979, vermutlich im Zuge eines Strassenausbaus, aufgegeben (siehe Bilddokumentation). Die Stube im EG bewahrt neben einer Felderdecke einen Biedermeier-Kachelofen aus hellblauen Füllkacheln mit weissen Friesen, das Esszimmer eine blaue Sitzkunst (gemäss Bauernhausforschung 1988). Ansonsten Hausinneres weitgehend modernisiert.
In der südöstlichen Ecke des Kellergeschosses, wo heute noch ein (nicht mehr genutztes) Ladenlokal mit eigenem Eingang und zwei grossen Fenstern für die Auslage besteht, war früher die Schmiedewerkstatt eingerichtet. Zum Eingang und zu den Fenster haben sich alte Holzläden mit Füllungen und das dazu passende beschnitzte Türblatt mit schmiedeeisernem Gitter erhalten. Die übrige Hausfläche nehmen drei Trämkeller und ein Mittelgang ein.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Oberlunkhofen 4073-5 (Gartenanlage aufgehoben).
Anmerkungen:[1] Bürgisser 1993, S. 160-162, 231.
[2] Baujahr gemäss Angaben der Kantonalen Gebäudeversicherung, vgl. Freiämter Kalender 1979, S. 94. Bürgisser vermutet ein früheres Baujahr um 1775 und setzt dieses in Zusammenhang mit dem Umstand, dass 1772 Hans Jakob Meierhans seinen Anteil am "alten Haus" dem Jakob Meierhans überliess, vgl. Bürgisser 1993, 161. – Zur möglichen Integration älterer Bauteile siehe Beschreibung weiter unten.
[3] Die längliche Form des Hauses auf der Michaeliskarte um 1840 könnte ein Hinweis darauf sein, dass die damalige Scheune unter einem Querfirst auf der Rückseite des Wohnhauses angebaut war (siehe Bilddokumentation).
[4] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0097: Brandkataster Gemeinde Oberlunkhofen 1899-1938.
[5] Freiämter Kalender 1979, S. 94.
[6] Vgl. beispielsweise den Ständerbauspeicher von 1673 in Sarmenstorf oder den Ständerbauspeicher in Büelisacher bei Waltenschwil; Räber 1996, S. 378-379, 82-83. In den Städten treten Fachwerkgerüste mit Fusshölzern bereits im späteren Mittelalter auf, vgl. Renfer 1982, S. 275 (Abb.).
Literatur:- Walter Bürgisser, Oberlunkhofen im Wandel der Zeit, Wohlen 1993, S. 160-162, 231.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 82-83, 378-379.
- Christian Renfer, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Bd. 1, Basel 1982, S. 275 (Abb.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0097: Brandkataster Gemeinde Oberlunkhofen 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, III-13, 4.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44976
 

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