Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1784 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | VIL911 |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | An das alte Gasthaus "Hirschen" (Bauinventarobjekt VIL911) angebautes Wohnhaus von 1784, das als zweigeschossiger Mauerbau mit ebenerdigem Kellersockel in Erscheinung tritt. Das Gebäude hätte ursprünglich im ersten Obergeschoss die Gaststube aufnehmen sollen, wurde dann aber zu Wohnzwecken ausgebaut. In der Stube sind eine spätbarocke Kastenfront aus Nussbaumholz und ein grüner Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Als prägender Bestandteil der zeilenartigen Bebauung im alten Dorfkern kommt dem Gebäude mitsamt dem nördlichen Anbau (ehemaliges Waschhaus) auch eine grosse ortsbauliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das nördlich an das alte Gasthaus "Hirschen" (Bauinventarobjekt VIL911) anschliessende Gebäude datiert aus dem Jahr 1784. Der damalige Hirschen-Wirt, Johannes Schwarz (1729-1791), liess es in der Absicht errichten, dien Gastwirtschaft hierhin zu verlegen. Dieses Vorhaben wurde in der Folge aber nicht realisiert. Die von Johannes Siegrist aus Remigen ausgeführten Zimmermannsarbeiten verschlangen doppelt so viel Holz, wie die Gemeinde bewilligt hatte. Für unerlaubtes Holzschlagen wurde der Hirschenwirt mit 50 Pfund gebüsst, ausserdem hatte er 100 Pfund an das Armengut der Gemeinde zu entrichten [1]. Nach dem Tode von Johannes Schwarz erhielt der jüngste der drei Söhne, Johannes Schwarz (1811 bis 1815 Gemeindeammann), die Liegenschaft und baute sie als Wohnhaus fertig. Zum Besitz gehörte früher auch die Stallscheune Hauptstrasse 49 (Bauinventarobjekt VIL919), welche auf der gegenüberliegenden Seite prominent in der Verzweigung von Hauptstrasse und Mandacherstrasse steht. Beim nordseitigen Anbau an das Wohnhaus handelte es sich ursprünglich um ein eingeschossiges Waschhaus mit Schweineställen, welches 1834 aufgestockt und mit Zimmern versehen wurde [2]. |
Beschreibung: | In Anpassung an den gebogenen Strassenverlauf besitzt das Gebäude auf der Nordwestseite eine auffallend abgeschrägte Form. Über einem freistehenden Kellersockel erhebt es sich als zweigeschossiger Mauerbau unter steilem, geknicktem Satteldach (Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und strebengestützter Firstpfette). Die nach Westen zur Hauptstrasse gerichtete Schaufassade zeigt eine axiale Befensterung und ein stichbogig ausgeschnittenes Türgewände aus Muschelkalk [3]. Das ebenerdig zugängliche Sockelgeschoss dient wie beim alten Gasthof "Hirschen" als Keller. Der strassenseitige Eingang (Türblatt mit originalen Beschlägen nach altem Vorbild rekonstruiert) führt zum südöstlich gelegenen Treppenhaus. Das erste Obergeschoss beherbergt die ursprünglich als Gastraum vorgesehene Stube, eine in der strassenseitigen Abschrägung stehende Nebenstube sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich. Im zweiten Obergeschoss sind weitere Kammern eingebaut. Die Hauptstube hat eine prächtige historische Ausstattung mit Sichtbalkendecke, Riemenboden sowie einem sechsteiligen spätbarocken Wandschrank aus ungestrichenem Nussbaumholz bewahrt. Die einzelnen Segmente sind jeweils getrennt von einem Doppelwulst, die Basisfelder mit Rahmenmotiven verziert [4]. Die Türen zeigen zwei Felder mit barock geschweiften Füllungen sowie alte Messingbeschläge Ein Eckbuffet mit hübscher Giessfassnische wurde in formaler Anpassung an den Wandschrank nachträglich eingewandet. Die gehobene ländliche Ausstattung Ausstattung vervollständigt ein mächtiger grüner Kastenofen mit zweistufiger Sitzkunst, wohl aus dem 19.Jh. (Inneres gemäss Kurzinventar von 1994). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Widmer 1994, S. 113-114; Baumann 2009, S. 284. [2] Brandkatastereintrag von 1809 und 1828: "Steinernes Waschhaus mit Ziegeldach, an den Winkel von Haus No. 42 und mit diesem in Verbindung stehend"; Neueintrag von 1834: "Erbauung eines 2ten Stocks mit mehreren Zimmern". [3] Möglicherweise stammen die Fenstergewände wie jene des alten Gasthofs "Hirschen" von 1834, als eine grössere Fassadenüberprägung stattgefunden hat. [4] Nach mündlicher Auskunft von Herrn Widmer ist der Wandschrank anderer Herkunft und wurde nachträglich hier eingebaut (gemäss Kurzinventar 1996). |
Literatur: | - Max Baumann, Villigen - die Geschichte, Stilli und Villigen 2009, S. 284. - Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86. - Oskar Widmer, Das alte Wirtshaus zum Hirschen in Villigen, in: Brugger Neujahrsblätter 1994, S. 105-126. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 71. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 208 (Abb. 435, 437). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46416 |
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