Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 16th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammendes spätgotisches Wohnhaus, in dem von Alters her eine Schmiede betrieben wurde. Der dreigeschossig aufragende Mauerbau mit teilweise erhaltenem Treppengiebel, Rundbogenportal und Resten der originalen Befensterung am südlichen Giebel setzt ein markantes Zeichen mitten im alten Dorfkern. Die stattlichen Abmessungen verleihen dem Gebäude einen repräsentativen Charakter, was eine begüterte Bauherrschaft mit möglicherweise obrigkeitlichem Hintergrund vermuten lässt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Wie die benachbarte "Hohe Schmitte" (Mandacherstrasse 1; Bauinventarobjekt VIL915) befand sich auch die Schmiede am Alemannenweg über Generationen hinweg in den Händen der Familie Vogt [1]. Nach dem Tod von Hans Jakob Vogt, genannt "Schmiednögg", gelangte die Liegenschaft 1766 samt Schmiedegeschirr, Schmiederecht und "Schmittenbrugg" in die Hände des Hirschenwirts Hans Schwarz (1694-1776). Dieser liess den Betrieb durch den Schmied Jakob Finsterwald aus Stilli gegen einen jährlichen Zins von 16 Gulden und "ein wägisen" führen. 1776 gelangte die Schmiede zurück an die Familie Vogt, ehe sie 1806 an Friedrich Keller und Friedrich Autenheimer, die Schwiegersöhne des oben erwähnten Jakob Finsterwald, überging. 1819 hob man die Schmiedewerkstatt auf und verlegte sie ins neu erbaute Haus Remigerstrasse 4/6 in der Nähe der Mühle. Gemäss den Akten der Kunstdenkmäler-Inventarisation soll das Haus zeitweilig auch als Untervogtei und Zehntenkeller genutzt worden sein [2]. Im Brandkatastereintrag von 1828 wird das Gebäude als "dreistöckiges steinernes Haus mit vier Wohnungen samt Anbau mit Tremkeller" bezeichnet. Dazu gehörte eine "zweistöckige steinerne Scheune", an deren Stelle heute der nördliche hölzerne Ökonomieanbau steht. Der östliche, im Querfirst angebaute Ökonomietrakt (Vers.-Nr. 78) wird erstmals 1890 als "Scheune von Stein und Holz" erwähnt [3]. |
Beschreibung: | Das Haus bildet den Kopfbau einer traufständigen Häuserzeile, welche sich zwischen den Einmündungen von Alemannenweg und Mitteldorfstrasse entlang der Hauptstrasse erstreckt. Es erhebt sich als dreigeschossiger gemauerter Baukörper unter steilem, geknicktem Satteldach. Die nördliche Stirnfront bewahrt noch Reste eines spätgotischen Treppengiebels, während auf der Südseite wesentliche Teile der ursprünglichen Fassadengestaltung – kleine, schlitzartige Lichter im Giebelfeld sowie ein dreiteiliges Staffelfenster mit spätgotisch gekehlten Gewänden im zweiten Obergeschoss – erhalten sind [4]. Konsolen deuten darauf hin, dass über dem zweiten Obergeschoss der südlichen Giebelfront ursprünglich ein Klebdach bestand. Sämtliche bauzeitlichen Fenstergewände wie auch die Hauseingänge und die Konsolen sind rötlichem Sandstein (Rotbergstein) gefertigt. Im Gegensatz zu den Stirnseiten zeigt die nach Westen zur Hauptstrasse gerichtete Trauffront eine regelmässige, axiale Gliederung mit grösseren Fensteröffnungen wohl aus dem späten 18. oder frühen 19. Jh. In der Südwestecke schliesst an den Kernbau ein zweigeschossiger Flachdachanbau an. Gegen Osten geht dieser in einen gedeckten Vorplatz über, wo früher wohl der Schmiedebetrieb eingerichtet war ("Schmittenbrugg"). Auf der Südseite betritt man das Haus durch ein gefastes Rundbogenportal, das einst ein spätgotisches Türblatt mit kunstvoller Masswerk-Aufdoppelung besass [5]. Ein zweites, breit gefastes Rundbogentor führt in den halbgeschossig eingetieften Keller, der mit einer Balkendecke versehen ist. Eine hohe stichbogige Öffnung im ersten Obergeschoss der rückwärtigen Traufwand deutet auf eine Stockwerkerschliessung über eine Aussentreppe mit Laube hin. Hausinneres nicht gesehen. Gemäss Kunstdenkmäler-Inventarisation handelt es sich beim Dachgerüst um eine rauchgeschwärzte Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und Hahnenbalken. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Widmer 1982, S. 82; Widmer 1994, S. 113-114; Baumann 2009, S. 302-303. [2] Stettler, Maurer 1953, S. 450; Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, Archiv Denkmalpflege. [3] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. [4] Anlässlich der Kunstdenkmäler-Inventarisation 1949 fand man an der Rückfront des ersten Obergeschosses ein spätgotisch profiliertes Zwillingsfenster mit einem vollständig erhaltenen Butzenscheiben-Fenster (Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, Archiv Denkmalpflege). [5] Skizze in den Notizen der Kunstdenkmäler-Inventarisation, Archiv Denkmalpflege. |
Literatur: | - Max Baumann, Villigen - die Geschichte, Stilli und Villigen 2009. - Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86. - Oskar Widmer, Das alte Wirtshaus zum Hirschen in Villigen, in: Brugger Neujahrsblätter 1994, S. 105-126. - Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953, S. 450. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. - Archiv Kantonale Denkmalpflege: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46422 |
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