Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1600 |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | VIL911, VIL912, VIL914 |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Schmiede |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1665 (ehem. Inschrift Esse) |
Würdigung: | Die "Hohe Schmitte" ist ein spätgotischer Mauerbau aus der Zeit um 1600, der im 19./20. Jahrhundert eine partielle Umgestaltung von Fassade und Dach erfahren hat. Im Mauerwerk sind indessen noch wertvolle Teile Befensterung sowie Rund- und Schulterbogenportale aus der Bauzeit erhalten. Der markant aufragende, giebelständige Baukörper ist ein zentraler Bestandteil der historischen Dorfplatzbebauung und deshalb für das Ortsbild von grosser Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Spätgotische Fensteröffnungen, der rundbogige Hauseingang und ein Schulterbogengewände weisen auf eine Entstehungszeit des Hauses in der Zeit um 1600 hin. Einen ersten konkreten Hinweis zum Schmiedebetrieb liefert die Jahreszahl 1665 an einer bis in die 1940er Jahre bestehenden Esse mit gemauertem Gewölbe im Parterre [1]. Die so genannte "Hohe Schmitte" befand sich über Generationen hinweg in den Händen der Familie Vogt, welche 1662 erstmals urkundliche Erwähnung findet [2]. Der erste Brandkatastereintrag von 1809 verzeichnet ein "dreistöckiges steinernes Haus mit Ziegeldach", in den Händen von Hans Jakob Vogt (Schmied), Heinrich Vogts Witwe und Samuel Vogt (Schmied). 1826 kam der nordwestliche Scheunenanbau hinzu; um 1850 wurde zusätzlich noch ein Waschhaus mit angebautem Schopf erwähnt [3]. Ebenfalls im 19. Jh. fand ein grösserer Umbau statt, bei dem die platzseitige Schaufront im ersten Obergeschoss eine neue, spätklassizistische Befensterung erhielt. Die heutige Dachform, eine mittelsteile Pfetten-Rafenkonstruktion, dürfte aus der Zeit um 1900 stammen. Der Schmiedebetrieb hatte bis anfangs des 20. Jh. Bestand [4]. 1977 erfuhr das seit Jahren unbewohnte Gebäude eine durchgreifende Renovation mit Auskernung im Innern (gemäss Kurzinventar 1996). |
Beschreibung: | Die "Hohe Schmitte" ist ein markanter gemauerter Baukörper, der prominent an der Einmündung der Mandacherstrasse in die Hauptstrasse gelegen ist. Der dreigeschossig aufragende, giebelbetonte Mauerbau trägt ein mittelsteiles, gerades Satteldach wohl aus der Zeit um 1900. Im Originalzustand erhalten sind die beiden Giebelfelder mit kleinformatigen Fensteröffnungen und Gewänden aus Rotbergstein. Ebenso dem spätgotischen Formenrepertoir zuzuordnen sind das strassenseitige Rundbogenportal und die rückwärtige Aufzugstür mit charakteristischem Schulterbogen. An der Südostfassade ist ein weiteres spätgotisches Türgewände mit Kielbogensturz ("Eselsrücken") nachträglich zugemauert worden. Vorkragende Konsolsteine an der Hausrückseite deuten auf die frühere Existenz eines Klebdachs hin. Die Schmiedewerksatt war in der vorderen Hälfte des Erdgeschosses eingerichtet, rückwärtig schliesst ein Keller an. Das zu Wohnzwecken genutzte Obergeschoss ist mit vier im 19. Jh. erneuerten Fensterachsen zum Platz hin ausgerichtet. Die Erschliessung erfolgte früher über eine Aussentreppe an der südöstlichen Traufseite. Die alte Türöffnung ist noch erhalten, ebenso das daneben liegende Gangfenster mit spätgotisch gekehltem Gewände. Inneres vollständig erneuert (gemäss Kurzinventar von 1982). Die rechtwinklig anschliessende Scheune von 1826 umfasst ein kleines Tenn und einen Stall. Es handelt sich um eine Mischkonstruktion aus Stein und Holz unter steilem, strassenseitig tief heruntergezogenem Satteldach. Für das Ortsbild von besonderer Bedeutung ist die aus Bruchsteinen errichtete nordwestliche Giebelfront, die mit Ausnahme von drei schmalen Lüftungsschlitzen als geschlossene Mauerfläche in Erscheinung tritt. Die jüngeren rückwärtigen Erweiterungen des Ökonomietrakts sind nicht Teil des Schutzumfangs. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation vom September 1948, Archiv Denkmalpflege:" Ein Stein der Esse (heute verschwunden) trug die Jahreszahl 1665 und einen Bären im Relief." [2] Zur Geschichte der Familie Vogt und der "Hohen Schmitte" vgl. Widmer 1982, S. 79; Baumann 2009, S. 213-214, 300-301. [3] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. [4] Baumann 2009, S. 301. |
Literatur: | - Max Baumann, Villigen - die Geschichte, Stilli und Villigen 2009. - Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86. - Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953, S. 450. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 70. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46434 |
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