INV-VIL929 Remigerstrasse 8, 1888-1889 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VIL929
Signatur Archivplan:VIL929
Titel:Remigerstrasse 8
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villigen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mühle
Hist. Name Objekt:Villa Kern
Adresse:Remigerstrasse 8
Versicherungs-Nr.:16 (Villa), 15 (Nebengebäude)
Parzellen-Nr.:286
Koordinate E:2658551
Koordinate N:1263700
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658551&y=1263700

Chronologie

Entstehungszeitraum:1888 - 1889
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Würdigung:1888-89 durch den Müller, Weinhändler und Grossrat Samuel Kern erstellte Villa mit sorgfältig durchgestalteten Fassaden im spätklassizistischen Stil. Das repräsentative Wohngebäude, welches noch immer die originale Einfriedung besitzt, nimmt mit den zugehörigen Nebengebäuden und dem Brunnen eine zentrale Stellung im Mühlebezirk ein. Die historistischen Intérieurs mit qualitätvollen, in der Formensprache des Barock und des Rokoko gehaltene Stuckaturen und Deckenmalereien sind fast vollständig erhalten und kantonsweit von grossem Seltenheitswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Bauherr Samuel Kern, dessen Initialen „SK“ im schmiedeeisernen Gartentor eingelassen sind, war vermutlich ein Nachfahre der Guntenmüller (vgl. Bauinventarobjekt VIL928). Er war Eigentümer der Reussmühle bei Gebenstorf sowie weiterer Wasserwerke und betätigte sich zudem als Weinhändler [1]. 1888-89 liess sich der zu Wohlstand gelangte Grossrat ein repräsentatives Wohnhaus über zwei ausserordentlich hohen Gewölbekellern errichten. Dass Samuel Kern auch ein passionierter Jäger war, kommt in etlichen Jagdmotiven am Bauschmuck und der Ausstattung zum Ausdruck.
1934 ging die Liegenschaft an den Landwirt Hans Märki über und wurde fortan als Zweifamilienhaus genutzt. 1985/86 fand eine sorgfältige Aussenrenovation statt.
Beschreibung:Die spätklassizistische Villa besteht in ihrer Grundanlage aus zwei ineinandergeschobenen Kuben mit schwach geneigten Walmdächern. Die symmetrisch gestalteten Fassaden zeigen eine aufwändige Sandsteingliederung mit Ecklisenen, Gurtgesimsen und einem Kranzgesims in Form eines Zahnschnittfrieses. Ergänzt werden sie im Erdgeschoss durch barockisierende Stichbogen¬fenster mit konsolengeschmückten Bänken und im Obergeschoss durch gefalzte Rechteckfenster mit profilierten Brüstungsfeldern. Besonders hübsch präsentiert sich die mit Gusseisensäulen konstruierte Veranda mit der originalen geätzten Verglasung. Von der Veranda geschützt, bewahrt der südseitige Hauseingang seine ursprüngliche Dekoration in Form einer kunstvollen mehrfarbigen Marmor-Imitationsmalerei.
Auch das nordseitige, von einem hohen stichbogigen Oblicht bekrönte Hauptportal besitzt noch das ursprüngliche Türblatt mit zugehöriger Gusseisenvergitterung. Von hier gelangt man in ein grosszügiges Treppenhaus. Die ursprüngliche, für einen Haushalt ausgelegte Raumaufteilung entsprach einem damals verbreiteten Schema mit repräsentativen Wohnräumen und der Küche im Erdgeschoss sowie Schlafzimmern und einem Bad im Obergeschoss. Letzteres wurde beim Umbau in ein Zweifamilienhaus zur Küche umfunktioniert. Die repräsentativen Räume Stube und Salon sind nach Osten auf die Remigerstrasse ausgerichtet.
Das Erdgeschoss ist nahezu im Zustand der Erbauungszeit erhalten. Es bewahrt das gesamte Intérieur, wobei jeder Raum – vom Parkettboden über die Wände bis hin zur Decke – als eigenständige Einheit durchkomponiert ist. Die Stube zeigt eine mit vegetabilen Motiven bemalte Gipsdecke, deren Spiegel von einem Friesband (Ranken mit Blumenmotiven und Jagdtieren) mit Eckmotiven (Grotesken, Girlanden, Blattvoluten) begleitet ist. Im Salon hat sich über einem mannshohen Wandtäfer die zartfarbige Blumentapete aus der Bauzeit erhalten. Die Gipsdecke mit rechteckigem Spiegel zeigt qualitätvolle Neurokoko-Stuckaturen, welche auf ungewöhnliche Weise bemalt sind. Zur Originalausstattung gehören auch die gestemmten Wandtäfer, Wandkästen und Türverkleidungen samt Füllungstüren, des Weiteren ein aus braunen Reliefkacheln aufgesetzter Turmofen mit üppiger Bekrönung sowie Teile des eigens für die Villa angefertigten Mobiliars.
Das südlich an die Grundstücksgrenze gestellte Nebengebäude wurde 1890, also kurz nach Fertigstellung des Wohnhauses, als "Holzhaus und Magazin" errichtet und wohl nachträglich um einen gemauerten Garagenteil erweitert [2]. Die originalen Holzwände zeigen eine filigrane Ornamentik in der Art des Schweizer Holzstils. Die Nahumgebung mit gepflästertem Vorplatz, Brunnen sowie mit Rabatten, Sträuchern und Bäumen besetztem Ziergarten verleiht der Liegenschaft einen hofartigen Charakter. Zum intakten, in sich geschlossenen Erscheinungsbild trägt die Umfriedung aus grossen Steinquadern und darauf gesetztem schmiedeeisernem Geländer mit breitem Gartentor wesentlich bei.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Villigen 4121-13.
Anmerkungen:[1] Baumann 2009, S. 192.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938.
Literatur:- Max Baumann, Villigen - die Geschichte, Stilli und Villigen 2009.
- Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 72.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46530
 

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