Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1700 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Oberhalb des Kirchhofs ins ansteigende Gelände des Rietenbergs eingebettetes ehemaliges Strohdachhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, das sein charakteristisch abgewalmtes Dach, die vierteilige rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion und Teile der alten Bohlenständerwände bewahrt hat. Das aus drei Wohnungen und einem kleinen Ökonomietrakt bestehende Bauernhaus bezeugt mit seinen engen Raumverhältnissen und den diversen Erweiterungen und Unterteilungen die einfachen kleinbäuerlichen Lebensbedingungen, wie sie früher im Dorf verbreitet waren. Im als „Tabor“ bekannten Gebäude wurde früher angeblich auch Schule abgehalten, was dem Gebäude eine besondere lokalgeschichtliche Bedeutung verleiht. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Konstruktionsmerkmale der vierteiligen Hochstudkonstruktion weisen auf eine Entstehungszeit im 17. oder frühen 18. Jh. hin. Denkbar ist, dass das Gebäude ursprünglich als Ein- oder Doppelbauernhaus erstellt und erst nachträglich in die heute bestehenden drei Wohneinheiten unterteilt wurde. Konstruktive Ansatzstellen an der talseitigen Stirnfront und die winkelförmige Auskragung an der nördlichen Traufseite (heutiger Hausteil C) deuten auf eine nachträgliche Erweiterung und Unterteilung hin, welche wohl in der ersten Hälfte des 19. Jh. stattgefunden hat. Im Brandkatastereintrag von 1875 jedenfalls sind die bestehenden Verhältnisse mit den drei Wohnteilen bereits verzeichnet [1]. Damals gliederte sich das Haus in einen grösseren Hausteil A auf der Südseite (1 Wohnung, ½ Scheune, 2 Keller), während sich die zwei kleineren Hausteile B und C (je 1 Wohnung, ¼ Scheune, 1 Keller) die Nordseite des Hauses teilten. Während die Wohnräume und Ställe eigentumsrechtlich klar aufgeteilt waren, wurde das Tenn gemeinsam genutzt. Eine 1885 unter den damaligen Eigentümern Josef Meier, Briefträger, J. Jakob Beili, Michels, und Frau Elise Wey, Vogts, getroffene Vereinbarung bezüglich „Erstellung eines schicklichen Zufahrtswegs in die gemeinschaftliche Scheune“ verdeutlicht die engen und teils wohl auch konfliktbehafteten räumlichen Verhältnisse [2]. Gemäss Brandkataster wies das Haus bis 1914 zumindest teilweise noch Strohbedachung auf. Bei der damals erfolgten Umdeckung mit Ziegeln wurde die rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion beibehalten und stellenweise durch zusätzliche Konstruktionshölzer verstärkt. Der ursprüngliche hölzerne Wandaufbau (Bohlenständerkonstruktion) wie auch die bescheidenen kleinbäuerlichen Raumverhältnisse sind auf der Südseite des Hauses (Hausteil A) weitgehend noch erhalten, wogegen die beiden nördlichen Hausteile B und C in den letzten Jahren stärker umgebaut und im Innern modernisiert worden sind. |
Beschreibung: | Das am Waldrand oberhalb des Dorfs und des Kirchenbezirks gelegene Bauernhaus ist mit Firstrichtung ins abfallende Gelände eingefügt. Unter dem tief heruntergezogenen Vollwalmdach erstrecken sich mit nach Norden abgewinkeltem Grundriss talwärts drei Wohnungen mit insgesamt vier Kellern, während hangwärts ein kleiner Ökonomietrakt mit Tenn und aussenseitigen Ställen anschliesst. Die fächerförmige, bis 1914 strohgedeckte Dachkonstuktion ruht auf vier Firstständern (Hochstüden), von denen zwei beidseits des Tenns aufragen und zwei über dem Wohnteil abgefangen sind. Zur Konstruktion gehören First, Unterfirst, Sperrrafen und eine geringe Zahl von Windstreben zur Quer- und Längsaussteifung des Verbandes. Das originale Dachgebälk weist durchgehend Russschwärze auf, was auf ehemals offene Rauchküchen ohne Kaminabzug zurückzuführen ist. Die bauzeitliche hölzerne Wandkonstruktion ist an der südlichen Stubenfront (Wohnteil A) noch am besten nachvollziehbar. Über dem eichenen Schwellenkranz erhebt sich ein Ständergerüst, das im Obergeschoss noch die originalen Bohlenfüllungen, kräftigen Brustriegel und kleinen, spärlich verteilte Lichtöffnungen zeigt. Demgegenüber ist die Ausfachung im Erdgeschoss mit fassadenbündig eingenuteten Flecklingen und grösseren Fensterformaten auf eine Umgestaltung im 19. Jh. zurückzuführen. Auf der Nordseite wie auch auf der talgerichteten Stirnseite ist die Holzkonstruktion mit einer jüngeren Bretterschalung abgedeckt bzw. durch jüngere Fachwerk- und Mauerteile ersetzt worden. Das Hausinnere zeigt namentlich im südlichen Wohnteil noch die ursprünglichen kleinräumigen Verhältnisse. In den schlichten Räumen ist keine nennenswerte historische Ausstattung mehr vorhanden. Erwähnenswert ist eine rätselhafte Wandnische mit eingelassenem Tongefäss im südwestlichen Kellerraum, für deren Existenz bislang keine plausible Erklärung gefunden werden konnte [3]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Gemeindearchiv Villmergen, Brandlagerbuch Villmergen 1875. [2] Akte in Privatbesitz; vgl. auch Kurzinventar Bauernhausforschung, Villmergen III-20/6. [3] Vgl. hierzu Räber 1996, S. 260. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Villmergen III-20/6. - Gemeindearchiv Villmergen, Brandlagerbuch Villmergen 1875. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46614 |
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