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INV-VIN909 Unterdorfstrasse 2, 4 und 6, 1714 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1714 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Scheitel Kellerportal) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1714" (Scheitel Kellerportal) |
Würdigung: | Gemauertes Doppelwohnhaus unter steilem, geknicktem Satteldach, das mit dem benachbarten Gasthaus zum Bären und dem Bärenbrunnen (Bauinventarobjekte VIN908 und VIN914A) eine historische Baugruppe im Zentrum des Unterdorfs bildet. Das am Rundbogenportal zum Keller ins Jahr 1714 datierte Haus zeichnet sich in der Fassadengestaltung durch unterschiedliche Fenstergruppen mit Hausteingewänden aus, welche eine bewegte Bau- und Nutzungsgeschichte vom 18. bis ins 19. Jahrhundert bezeugen. Insgesamt hat der ortsbildprägende Bau die altertümliche Gesamtform aus der Bauzeit bewahren können. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der westliche Teil des Doppelwohnhauses (Vers.Nr. 6) ist im Scheitel des Kellereingangs ins Jahr 1714 datiert. Auf diese Zeit dürfte das Gebäude auch in seiner Grundanlage zurückgehen. Im ersten Brandkataster von 1809 ist von zwei zweistöckigen, steinernen und mit Ziegeln gedeckten Häusern die Rede, wobei der östliche Teil (Vers.Nr. 7) in zwei Wohnungen unterteilt war [1]. Konrad Hartmann, Gemeinderat und später Ammann, gehörte gemäss den Erhebungen von 1829 und 1850 die untere Wohnung und der halbe Estrich dieses dorfauswärts gelegenen Hauses, an welches er 1830 auf der östlichen Stirnseite eine mit Ziegeln gedeckte Scheune aus Stein und Holz, „mit Schütti und gewölbtem Keller“ anbaute. Gemeinderat Heinrich Spillmanns Witwe und später Jakob Spillmann, Rudis, besassen „die obere Wohnung mit dem halben Estrich, dem Schopf und dem gewölbten Keller“. Auch Jakob Spillmann ergänzte seinen Teil um 1850 durch den Anbau einer Scheune, „bestehend in einem Stall und Tenn von Stein mit Ziegeldach“, die er rechtwinklig an die südöstliche Ecke des Hauses stellte. Nach einem Besitzerwechsel 1854 bzw. 1863 wurden 1888 beide Teile vereint und zunächst die untere Wohnung „verbessert“, 1893 die obere Wohnung umgebaut. Vermutlich ist in diese Zeit die Überformung der Fassaden mit neuen Fenstern anzusetzen, die sich durch ihre besonders hohen Proportionen vom westlichen Hausteil abheben und allenfalls mit einer Veränderung der Geschosshöhen einhergingen. Weniger bewegt waren die Besitzerverhältnisse und Bautätigkeiten im westlichen Hausteil, der über die letzten zwei Jahrhunderte im Besitz der Familie Hartmann blieb. 1839 übernahm Jakob Hartmann, Schmied, die Liegenschaft von Margaritha Hartmann, alt Kirchmeiers. Seine Schmiedewerkstatt richtete er sich zum selben Zeitpunkt im damals noch als freistehende Stallscheune genutzten Gebäude Hauptstrasse 11 (siehe Baugeschichte Bauinventarobjekt VIN910) ein, nur wenige Meter dorfeinwärts auf der gegenüber liegenden Strassenseite. Den grössten äusserlich sichtbaren Eingriff stellen zwei Schleppgauben beidseits des Firsts dar, welche im Zusammenhang mit dem Ausbau des Dachraums nach 1998 entstanden sind. Bei der jüngsten Renovation wurde an der Stirnfront auch das einzige noch vorhandene in spätgotischer Art gekehlte Fenstergesims beschnitten und mit Metall verkleidet (vgl. Kurzinventar von 1998). |
Beschreibung: | Traufständiges Doppelwohnhaus, das mit seiner nordwestlichen Stirnfront auf die vom Gasthaus zum Bären und dem vorgelagerten Bärenbrunnen (Bauinventarobjekte VIN908 und VIN914) dominierte Kreuzung von Unterdorfstrasse und Hauptstrasse orientiert ist. Der zweistöckige Mauerbau ruht unter einem steilen, geknickten Satteldach (Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen). Er gliedert sich in einen kürzeren, an der Trauffassade zwei Achsen einnehmenden nordwestlichen Wohnteil (Vers.Nr. 6) und einen etwas längeren, fünf Achsen zählenden südöstlichen Wohnteil (Vers.Nr. 7). Die sich in der Anordnung und den Proportionen der Fensteröffnungen unterscheidenden Fassaden sind das Resultat getrennt verlaufender Baugeschichten. Dorfauswärts und rückseitig schliessen mehrere jüngere Anbauten an. Die breit gelagerte Giebelfassade des nordwestlichen Hausteils zeigt eine altertümliche Befensterung mit schmalen, in drei weit auseinander liegenden Achsen gesetzten Rechtecklichtern, welche noch aus der Bauzeit des Hauses im frühen 18. Jh. (vgl. Inschrift am Kellerportal „1714“) stammen könnten. Das Obergeschossfenster rechts aussen besass bis vor einigen Jahren noch ein in spätgotischer Art gekehltes Gesims (gemäss Kurzinventar 1998). Demgegenüber datieren die breiten, mit einem Ladenfalz versehenen Fenstergewände an der nach Nordosten orientierten Strassenfront aus einer späteren Bauphase wahrscheinlich im 19. Jh. Die rückwärtige Trauffassade ist mit einem schmalrechteckigen sowie zwei breiten, gekürzten Fensterformaten uneinheitlich gestaltet. Strassenseitig befindet sich parallel zur Hausmauer verlaufend der Kellerabgang. In den gewölbten Raum gelangt man durch ein teilweise über das Strassenniveau reichendes Rundbogenportal, welches ein schmal gefastes Muschelkalkgewände besitzt und im Scheitel die eingemeisselte Jahreszahl „1714“ trägt. Erhalten ist auch die zweiflüglige Brettertür mit einer Aufdoppelung aus waagrecht aufgenagelten, profilierten Friesbrettern. Der Hauseingang ist giebelseitig in der mittleren Achse angelegt. In der Stube existierte früher ein grüner Kachelofen von 1841 mit der Hafnersignatur "Friedrich Joho Hafner in Schinznacht" und dem Spruch: "Der Ofen ist aus Leim gemacht, wenn er bricht, der Hafner [lacht]" [2]. Inneres nicht gesehen. Der strassenseitige Fassadenabschnitt des südöstlichen Hausteils, der sich teilweise durch besonders hohe Fensterformate sowie grosszügigere Geschosshöhen vom nordwestlichen Teil abhebt, dürfte im späten 19. Jh. (siehe Baugeschichte) überprägt worden sein. Drei Fensterachsen und der zentral angelegte Hauseingang besetzen die westliche Hälfte, während der übrige Teil der Fassade nur spärlich belichtet ist. Beim kleineren, vergitterten Rechteckfenster neben der Haustür könnte es sich wie bei den stirnseitigen Fenstern des nordwestlichen Hausteils um ein Relikt aus dem frühen 18. Jh. handeln. Fenster ähnlichen Formats, jedoch ohne Gitter, finden sich auch auf der Rückseite. Dorfauswärts und rückseitig schliessen verschiedene jüngere Anbauten an, welche die südöstliche Stirnfront teilweise verdecken. Inneres nicht gesehen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938; Staatsarchiv Aarau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850. [2] Stettler/Maurer 1953, S. 453, Anm. 1. |
Literatur: | - Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 453. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938. - Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46944 |
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