INV-WEG908 Hauptstrasse 20, 1843 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WEG908
Signatur Archivplan:WEG908
Titel:Hauptstrasse 20
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Wegenstetten
Adresse:Hauptstrasse 20
Versicherungs-Nr.:23
Parzellen-Nr.:149
Koordinate E:2637228
Koordinate N:1261101
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2637228&y=1261101

Chronologie

Entstehungszeitraum:1843
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"FR 1843" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:Gemauertes Bauernhaus von 1843, welches mit seinen stattlichen Abmessungen und dem ruhigen durchlaufenden Dach den markanten Abschluss einer siebenteiligen Häuserzeile bildet. Der in zwei Stockwerkswohnungen unterteilte, gestelzte Wohntrakt ragt über einem hohen, zwei Gewölbekeller bergenden Gebäudesockel auf und bewahrt die axiale Gliederung mit bauzeitlichen Fenster- und Türgewänden aus Sandstein. Mehrheitlich intakt ist auch die zeittypische Scheunenfront mit rechteckigen Toren und hohen Lüftungsschlitzen. In der rundum durch Hausabbrüche dezimierten historischen Hauptstrassenbebauung stellt der mächtige Biedermeierbau ein wertvolles, authentisch gebliebenes Element dar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der gemäss Ackermann anstelle eines Strohdachhauses errichtete Vielzweckbau entstand 1843 vermutlich im Auftrag der Gebrüder Fridolin und Fidel Reimann, wie die Initialen "FR" am Türsturz andeuten. Der auf sie lautende Brandkatastereintrag von 1850 erwähnt ein "Wohnhaus mit 2 Wohnungen, 2 gewölbten Kellern, Scheune, Anbau mit Schweinestall und Wagenschopf; aus Stein, mit Ziegeldach" [1]. Die erste Stufe der früheren Treppe zum Hauseingang bestand aus dem Sohlstein des ehemaligen Galgens. Dieser wies ein Loch auf, durch welches nach einem Volksglauben die Seele des Erhängten in den Boden fuhr [2]. Bauliche Veränderungen am Haus sind vor allem im 20. Jh. zu verbuchen, als der ehemals über eine Freitreppe gestaltete Zugang nach Aufgabe des vorderen Stalleingangs verändert und die rückwärtige Laubenschicht in zwei Etappen (1945 und 1980) zum Wohnraum geschlagen wurde. Die untere Wohnung ist durchgreifend modernisiert [3].
Beschreibung:Das mächtige, traufständige Bauernhaus bildet heute den südlichen Abschluss einer siebenteiligen Häuserzeile an der Hauptstrasse, die in einer Biegung um den Kirchhügel herumgeführt ist. Früher schloss ein weiteres, gleichartiges Gebäude an, welches vor wenigen Jahren dem Abbruch zum Opfer gefallen ist (vgl. Aufnahme Bauernhausforschung, Bilddokumentation). Der über einem nur halb abgetieften Kellergeschoss hochragende Bau gehört mit den ungefähr zeitgleich errichteten Bauernhäusern Talmatt 42 und 48 (Bauinventarobjekte WEG904 und WEG905) zu einer Gruppe von ortstypischen Vielzweckbauten, die mit ihrer gestelzten Bauweise, den rechteckigen Toren mit leicht jochbogigen Sturzhölzern, der hohen, mit zwei Reihen Lüftungsschlitzen versehenen Heubühnenwand und den teilweise witterungsbedingt klein gehaltenen Stirnwandfenster das Dorf prägen. Der ursprünglich als Mitterstallhaus konzipierte, verputzte Mauerbau trägt ein durchlaufendes, kräftig geknicktes Satteldach, das auf der Rückseite über eine umgebaute Laubenschicht und Schopfanbauten gezogen ist. Der ausladende vordere Dachvorsprung zeigt an der Untersicht eine kleinteilige Felderung. Ein spätklassizistischer Zahnschnittfries schliesst die strassenseitige Fassade nach oben ab. Der zweigeschossige Wohnteil ist nach Südwesten orientiert, während der umgenutzte Stall, das Tenn und eine Remise an die innen liegende Eingangsachse anschliessen. Die am Wohnteil mit vier Fensterachsen regelmässig gegliederte Schaufassade weist im Sockelbereich lediglich zwei kleine querrechteckige Kellerfenster auf. Eine hohe Wandtreppe, die eine frühere frontal ausgerichtete Freitreppe ersetzt, führt am ehemaligen Stall vorbei zum Hocheingang ins untere Wohngeschoss [4]. Die mit einer Profilierung und einer schlusssteinartigen Mittelpartie mit der Inschrift "F[ridolin und Fidel] R[eimann] 1843" ausgezeichnete Türeinfassung ist wie die zeittypisch schlichten, gefalzten Fenstergewände aus Sandstein gehauen. Dasselbe Material wurde für die Lüftungsschlitze an der hohen Heubühnenwand und die Pfosten der beiden Tore verwendet, bei letzteren in Kombination mit leicht gekrümmten hölzernen Stürzen. Die Einfassung des Tenntors ist mit Radabweisern ausgestattet und zeigt auf mittlerer Höhe einfache Akzentuierungen. Die Umnutzung des mittleren Gebäudeteils, der ehemals als Stall und Heubergeraum diente, äussert sich in der Aufhebung der vorderen Stalltür und der betreffenden schartenartigen Lüftungsschlitze, welche sich als typisch spätklassizistisch-biedermeierliche Fensterform ehemals in sechs Achsen regelmässig über den gesamten Scheunentrakt verteilten. Stattdessen öffnet sich auf Höhe des Hochparterres ein jüngeres querrechteckiges Fenster auf die Strasse. Die zeilenförmige Bebauung, die sich ehemals jenseits des Gartenweges fortsetzte, mag mit ein Grund sein, warum die südwestliche Stirnseite nur spärlich mit Fenstern versehen ist [5]. Im Giebelfeld sind nach einem gängigen Muster drei kleine Rechteckfenster eingelassen, während sich insgesamt vier auf je eine Fensterachse an der hinteren Raumschicht und im Laubenbereich verteilen. Die scheunenseitige Stirnmauer, die sich nur einen schmalen Durchlass vom Nachbarhaus entfernt erhebt, ist mit Ausnahme einer Lüftungsöffnung unter dem First ganz ohne Durchbruch gestaltet.
Im Innern des Wohnteils gewährleistet ein durchlaufender Quergang die Erschliessung. Südwestlich davon sind die Geschosswohnungen vierteilig angelegt mit Stube und Nebenstube im strassenseitigen Vorderhaus und dahinter liegender Küche und Kammer. Weitere Räume sind in der ehemaligen Laube eingerichtet. Während das Erdgeschoss kürzlich durchgreifend modernisiert wurde, hat sich in der oberen Stube noch der bauzeitliche, aus grünen, glatten Kacheln aufgesetzte Kastenofen samt Sitzkunst erhalten (gemäss Kurzinventar 2001). Unter den Wohnungen befinden sich quer zur Firstrichtung zwei tonnengewölbte Keller.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
[2] Ackermann 1934, Blatt Nr. 19.
[3] Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, IX-12, 8.
[4] Vgl. historische Aufnahme in Schreiber-Brändlin 1996, S. 284.
[5] Vgl. historische Aufnahme in Räber 2002, S. 64 (Abb. 63).
Literatur:- Edith Hunziker/Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9, Bern 2011, S. 437.
- Hans Schreiber-Brändlin, Dorfgeschichte Wegenstetten, Wegenstetten 1996, S. 284.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 2002, S. 64 (Abb. 63).
Quellen:- J. Ackermann, Aufnahmen von älteren Häusern und Hausgruppen, 1934, Blatt Nr. 19 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv).
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, IX-12, 8.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47292
 

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