INV-WET928 Lindenplatz 10, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WET928
Signatur Archivplan:WET928
Titel:Lindenplatz 10
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Lindenplatz 10
Versicherungs-Nr.:152
Parzellen-Nr.:3435
Koordinate E:2667101
Koordinate N:1257790
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2667101&y=1257790

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Aus dem frühen 19. Jahrhundert stammender bäuerlicher Vielzweckbau, der aus einem der acht Wettinger Meierhöfe hervorgegangen ist. Das durch einen jüngeren Quergiebelanbau erweiterte Mittertennhaus ist am Wohnteil als verputzte Fachwerkkonstruktion mit sichtbar belassenem Riegel im Giebelfeld aufgeführt, während der Scheunentrakt aus einer Mischkonstruktion von Holz, Stein und Fachwerk besteht. Regelmässig angeordnete Fensterachsen geben dem Haus ein schlichtes klassizistisches Erscheinungsbild. Die ortsbauliche Stellung am Lindenplatz und das weitgehend intakte, authentische Erscheinungsbild machen das Gebäude zu einem wichtigen Zeugen der ländlich-bäuerlichen Vergangenheit der Gemeinde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das westlich der 1896 abgebrochenen Alten Kirche und südlich des mehrfach erweiterten Friedhofs gelegene Bauernhaus steht auf dem Areal eines der acht spätmittelalterlichen Meierhöfe, nämlich des "Schönlishofs" [1]. Das Gebäude figuriert schon auf der Michaelis-Karte um 1840; aufgrund seiner Formensprache dürfte es aus dem frühen 19. Jh. stammen. Das äussere Erscheinungsbild ist weitgehend original erhalten; möglicherweise hat der Wohnteil einen nachträglichen Fassadenverputz erhalten. Als bauliche Erweiterung kam wohl im späten 19.Jh. ein rückwärtiger Quergiebelanbau hinzu.
Beschreibung:Das Bauernhaus erhebt sich am westlichen Rand des Lindenplatzes in Ost-West-Ausrichtung unter steilem, leicht geknicktem Satteldach, das von einer liegenden Stuhlkonstruktion mit Aufschieblingen getragen wird. Der als Mittertennhaus konzipierte längliche Baukörper zeigt am ostwärts gerichteten Giebelfeld des Wohnteils ein sorgfältig ausgeführtes Sichtfachwerk mit vorgestellter Flugsparrenkonstruktion. Die beiden Hauptgeschosse sind vermutlich ebenfalls in Fachwerk aufgeführt, jedoch mit einem vermutlich nachträglich angebrachten Verputz versehen. Die südwärts gerichtete Trauffassade (Stubenfront) zählt drei Achsen holzgerahmter Rechteckfenster; die Stirnseite ist ebenfalls dreiachsig ausgebildet, jedoch nur unregelmässig mit Öffnungen besetzt. Der heutige Hauseingang befindet sich an der Giebelfront in seitlicher Position, unmittelbar beim rückwärtigen Quergiebelanbau. Dieser ist als schmaler, verputzter Gebäudeflügel mit gleicher Firsthöhe an den Hauptbaukörper angefügt.
Westlich an den Wohnteil schliesst der Scheunentrakt in der Nutzungsabfolge Tenn, Stall und Remise an. In wesentlichen Teilen handelt es sich um eine Ständerkonstruktion mit einfacher vertikaler Bretterschalung, über dem Tenntor aber ist eine Riegelwand sichtbar. Der Stallbereich wurde wohl zu einem späteren Zeitpunkt aufgemauert.

Aktennotiz Besichtigung vom 1. Nov. 2017:
Die Aussenwände des Wohnteils bestehen nicht aus verputztem Fachwerk, sondern aus massiv gefügtem Bruchsteinmauerwerk. Das Riegelwerk im Giebelfeld ist mit Backsteinen ausgefacht. Die Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn bestand ursprünglich aus Fachwerk, wurde später aber teilweise neu aufgemauert. Der nördliche Quergiebelanbau aus dem späteren 19. Jh., welcher eine eigenständige Wohnung enthält, besteht aus verputztem Fachwerk. Über dem Wohnteil des Kernbaus hat sich die originale Dachkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern erhalten. Die Wohnräume wurden in den 1960er Jahren modernisiert und enthalten keine historische Ausstattung mehr. Im südwestlichen Hausbereich erstreckt sich unter der Stube ein gut erhaltener Gewölbekeller, der über einen strinseitigen Aussenabgang erschlossen ist.
Nordwestlich an den Wohnteil schliesst der Scheunentrakt an, welcher sich in den ursprünglichen Verhältnissen (Kernbau) aus einem Tenn und einem Stall mit darüber liegerndem Heuraum zusammensetzt (Mittertennhaus). An der Südwestseite ist die traditionelle Nutzungsorganisation mit dem grossflächigen Tenntor, dem gemauerten Stallteil und dem darüber liegenden holzverschalten Heuraum noch beispielhaft ablesbar. Im Bereich des Tenns sind die aufgehenden Ständer und die Fachwerkkonstruktion im Wandfeld über dem Tenntor noch im originalen Zustand erhalten. Demgegenüber wurde der Stallbereich nachträglich aufgemauert, und auch die Holzverschalung an der Heubühnenwand dürfte erneuert worden sein. Stärker verändert und von geringer bauhistorischer Aussagekraft ist die rückwärtige, nordöstliche Fassade des Scheunen-Kernbaus. Gleiches gilt für die nordwestliche Stirnwand des Kernbaus, welche bei der späteren Verlängerung der Ökonomie teilweise abgetragen wurde. Die Dachkonstruktion des Scheunenteils wurde vermutlich im frühen 20. Jh. vollständig erneuert und ist deshalb nicht von grosser bauhistorischer Zeugenschaft.
Die nordwestliche, in Firstrichtung erfolgte Erweiterung des Ökonomieteils durch eine Brennerei und einen Flachdachanbau mit Waschküche ist für das Erscheinungsbild des Bauernhauses wie auch für seine Nutzungsgeschichte von untergeordneter Bedeutung. Dasselbe gilt für die in verschiedenen Phasen erfolgten nordöstlichen Schleppdachanbauten, denen kein erheblicher Zeugenwert zuzusprechen ist. Das freistehende Nebengebäude Vers.-.Nr. 767 (ehem. Stall) ist für die Hofanlage von gewisser Bedeutung, es muss aber nicht zwingend erhalten werden. Dem jüngeren Remisenbau Vers.-Nr. 3794 können keine baulichen oder räumlichen Qualitäten zugesprochen werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Für "Vogt Schönlis Hof" ist 1652 die Auflage bekannt, dass vom Baumgarten Land abgetreten werden muss, falls der Friedhof zu klein würde. Dieses Friedhofservitut bestand auch 1813 noch. Vgl. Brüschweiler/Kottmann/Senft/Oettli 1978, S. 227-228.
Literatur:- Roman Brüschweiler/Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47670
 

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