INV-WIN912 Verwaltungsgebäude der Spinnerei, 1917 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WIN912
Signatur Archivplan:WIN912
Titel:Verwaltungsgebäude der Spinnerei
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterwindisch
Adresse:Dorfstrasse 69
Versicherungs-Nr.:492
Parzellen-Nr.:1057
Koordinate E:2659677
Koordinate N:1259374
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2659677&y=1259374

Chronologie

Entstehungszeitraum:1917
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bürohaus, privates Verwaltungsgebäude
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Otto Gschwind (1883–1948), Architekt, Zürich
Würdigung:Das 1917 als Firmen- und Direktorenwohnsitz erbaute Verwaltungsgebäude der Spinnerei Kunz ist ein neobarock geprägter Repräsentativbau, der sich im Umfeld des Heimatstils ansiedelt. In seiner prunkvoll-üppigen Erscheinung stellt er ein beeindruckendes Zeugnis der Firmenkultur eines führenden Spinnereibetriebs dar. Das Gebäude ist äusserlich intakt erhalten und weist im Inneren noch wesentliche Teile der ursprünglichen Raumstruktur und bauzeitliche Ausstattung auf. In unmittelbarer Nähe des Wohlfahrtshauses (Bauinventarobjekt WIN911), der Spinnereigebäude I + II (Kantonale Denkmalschutzobjekte WIN018 und WIN019) und der Schlosserei/Werkstatt (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN021) gelegen, kommt dem Gebäude ein hoher Stellenwert im intakt gebliebenen Fabrikensemble zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Solange Heinrich Kunz und seine Erben den Windischer Betrieb besassen, wohnten die leitenden Angestellten entweder im Fabrikantenhaus, dem sogenannten Gutmannshaus neben der alten Spinnerei (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN022) oder in eigenen Häusern. Erst nach dem Übergang an den Stuttgarter Textilkonzern W. Wolf & Söhne im Jahre 1912 wurden für die Kaderangestellten standesgemässe, in Stil und Ausstattung je nach Stellung abgestufte Wohnungen errichtet. 1917 erbaute man zu Repräsentationszwecken vorerst das Verwaltungsgebäude, wo der kaufmännische Direktor Wohnsitz nahm. Es folgten 1920 die zum Prokuristenhaus umgewandelte Speisewirtschaft Huber (Dorfstrasse 62), gleich dahinter kam eine kleine Villa für den technischen Direktor zu stehen (Bauinventarobjekt WIN909). Architekt des Verwaltungsgebäudes war Otto Gschwind, Zürich, der auch für andere Kunz'sche Fabriken tätig war und kurz darauf zudem das gegenüberliegende Wohlfahrtshaus (Bauinventarobjekt WIN911) umbaute; die Ausführung lag beim Brugger Baugeschäft Gentsch, Strasser & Cie. [1]
Bis 1999 nutzte die Kunz Textil Windisch AG das Gebäude als Verwaltungssitz. Seit einer umfangreichen Sanierung im Jahr 2001, bei der nachträglich eingebaute Trennwände sowie Linoleum- und Teppichbeläge entfernt und das Gebäude in oranger Farbe neu gefasst wurde, beherbergt das Gebäude Büroräume verschiedener Dienstleistungsunternehmen. Das Dachgeschoss dient weiterhin zu Wohnzwecken.
Beschreibung:Der herrschaftliche Firmen- und Wohnsitz liegt hinter einer gekiesten, halbkreisförmig angelegten und von Hecken gesäumten Zufahrt am Eingang des Kunz-Areals. Der L-förmige-Grundriss besteht aus einem zweigeschossigen Hauptbau und einem rechtwinklig angefügten, niedrigeren und etwas schlichter ausgeführten Flügel an der Nordostecke. Beide Baukörper tragen ein steiles, als Vollgeschoss ausgebildetes Mansartwalmdach.
Der behäbige Hauptbau wird von gefugten Ecklisenen gefasst und durch ein Gurtgesims horizontal gegliedert. An den Schmalseiten weist er mächtige Dacherker aus gefugtem Mauerwerk auf. Die nach Westen auf die Dorfstrasse gerichtete Schaufassade erstreckt sich über insgesamt sieben Fensterachsen und ist streng symmetrisch konzipiert.
Beherrschendes Element ist der dreiachsige, überhöhte und von einem Dreiecksgiebel mit weit ausladendem Gesims bekrönte Mittelrisalit mit zentralem Hauptportal. Eine kolossale Haustein-Pilasterordnung gliedert die beiden oberen Geschosse, während das Parterre rustiziert ist. Das Hauptportal akzentuiert ein Vorbau mit Baluster-Balkon auf wuchtigen Säulen. Es behält eine gute Jugendstil-Haustüre mit vergitterten Vierpasslichtern aus der Bauzeit. Die Fenstertür zum Balkon weist eine phantasievolle Bekrönung mit zentralem Muschelmotiv und einem Spinnrocken als Firmenemblem auf. Die übrigen Obergeschossfenster an der Vor- und Rückseite des Hauptbaus sind geohrt, mit einem Schlussstein ausgebildet und stichbogig ausgeschnitten.
Die südliche Schmalseite des Hauptbaus zeigt einen geschweift hervorspringenden Portalvorbau mit einem Nebeneingang, der aus Kunststein-Quadern aufgebaut und von einem Gurtgesims gegliedert ist. Auch hier ist das originale Türblatt mit drei vergitterten Lichtern erhalten. Im Unterschied zur grossflächigen, regelmässigen Befensterung der übrigen Fassaden sind hier die meisten Lichtöffnungen eher klein gehalten und in Dreiergruppen angeordnet.
An weiteren Bauschmuck findet man einen polygonalen Erker an der rückwärtigen Trauffassade, Fenstervergitterungen, bauzeitliche Rollläden sowie stilisierte Rinnkästen und eine Feldertäferung der Dachuntersicht. Die Sockelplatten und die Freitreppen sind aus Granit gearbeitet, während bei den übrigen Steinpartien ein gelblicher Kunststein Verwendung fand.
Die innere Erschliessung erfolgt über ein grosszügig angelegtes axiales Treppenhaus. Dieses ist mit einem hellgrün gefelderten Brusttäfer und vorgeblendeten Säulen ausgestattet. Das schmiedeeiserne Geländer der zwei ersten Treppenläufe zeigt mit seinen geometrischen Formen Anklänge an den Art déco. Im ersten Obergeschoss haben sich Sitzungs- und Bürozimmer mit reicher Originalausstattung einschliesslich Einbaumöbel aus Massivholz erhalten. So zeigt das Sitzungszimmer in der Nordwestecke ein Feldertäfer, das von kannelierten und mit Volutengiebeln bekrönten Säulen gegliedert wird. Die gekehlte Decke zeigt neobarockes Stuckwerk mit einem umlaufenden Palmettenfries, Rollwerk und grösser dimensionierten Palmetten, aus denen fein profilierte Deckenleisten v-förmig hervorgehen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Korrespondenz aus dem Archiv des Baugeschäfts Gentsch, Strasser & Cie., Kopien bei der Kantonalen Denkmalpflege; zu Otto Gschwind (1883–1948) vgl. INSA Zürich, S. 224 sowie den Nekrolog in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 67 (1949), S. 407.
Literatur:- Einiges vom alten Glanze kehrte wieder, in: Aargauer Zeitung, 13.8.2001.
- INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 10: Winterthur, Zürich, Zug, Zürich 1992, S. 224 (zum Architekten).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 80.
- Repräsentatives Haus zum Verkauf ausgeschrieben, in: Aargauer Zeitung, 9.1.1999.
- Schweizerische Bauzeitung, Bd. 67 (1949), S. 407 (zum Architekten).
- Barbara Stüssi-Lauterburg et al.: Windisch in alten Ansichten, Zaltbommel 1993.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau; Korrespondenz aus dem Archiv des Baugeschäfts Gentsch, Strasser & Cie., Kopien (Anhang zum Kurzinventar von 1998).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48426
 

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