INV-WLO937 Otelfingerstrasse 1, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO937
Signatur Archivplan:WLO937
Titel:Otelfingerstrasse 1
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Ötlikon
Adresse:Otelfingerstrasse 1
Versicherungs-Nr.:181
Parzellen-Nr.:4457
Koordinate E:2670732
Koordinate N:1255694

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Um 1800 errichtetes Bauernhaus, das eine prägende Stellung am südlichen Eingang des im ISOS (Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) national eingestuften Weilers einnimmt. Der stattliche, stirnseitig zur Strasse gestellte Baukörper ist in regionaltypischer Mischbauweise aus Stein und Fachwerk erstellt und mit einem markanten Steilgiebeldach ausgestattet. Trotz eines grösseren Umbaus von 1996 hat das Gebäude seine markante Gesamtform, wichtige Teile der Grundkonstruktion mitsamt der Befensterung am Wohnteil sowie die innere Raumstruktur bewahrt. Die Innenausstattung mit Feldertäfer an Wänden und Decke wurde in historisierender Form erneuert. Der Scheunentakt hat eine Umnutzung zu Pferdestallungen erfahren, wobei das nördliche Tenntor als prägendes bauzeitliches Element in originaler Form erhalten blieb.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Weiler Ötlikon ist aus einer kleinen Hofgruppe hervorgegangen, die vom Hochmittelalter bis ins 19. Jh. hinein eng an das Kloster Wettingen gebunden war [1]. Wohl deshalb konnte die Güterzersplitterung in engen Grenzen gehalten werden, so dass die Zahl der Häuser über lange Zeit nur unwesentlich anstieg. Noch Mitte des 17. Jh. bestand Ötlikon lediglich aus zwei Bauernbetrieben und einer Mühle. Auf dem Zehntenplan von 1699 ist eine haufenförmige Baugruppe mit vermutlich drei Wohnhäusern nebst der Mühle dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Im ausgehenden 18. Jh. erfolgte dann eine westliche Erweiterung, als in kurzer zeitlicher Abfolge drei stattliche Bauernhäuser in giebelständiger Ausrichtung an die Otelfingerstrasse gestellt wurden. So entstand das auf der Michaeliskarte von 1840 ersichtliche Siedlungsbild, das dank dem eng umrissenen Baugebiet bis heute Bestand hat.
Das Bauernhaus Otelfingerstrasse 1 wurde in der Zeit um 1800 als südlichstes der drei Gebäude aus der erwähnten Erweiterungsphase errichtet. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1875 wird es als "Wohnhaus von Stein und Rieg, 2-stöckig mit Tremkeller, Scheune, Wagenschopf und Anbau mit Abtritt und Schweineställen, mit Ziegeldach" beschrieben [2]. Eigentümer waren zu dieser Zeit Johann und Franz Markwalder;1883 ging die Liegenschaft an Johannes Markwalder, Gemeindeschreiber, und 1915 an Albert Markwalder über.
1996 fand ein grösserer Umbau des bis dahin landwirtschaftlich genutzten Gebäudes statt. Dabei erfuhr der Wohnteil eine umfassende Renovation unter Beibehaltung der inneren Raumstruktur und mit historisierender Erneuerung der Ausstattung (Wände, Decken). Das Dachgeschoss wurde zu Wohnzwecken ausgebaut (Lukarnen), während man den Ökonomieteil für die Pferdehaltung umnutzte [3].
Beschreibung:Das Haus Otelfingerstrasse 1 ist das südlichste von drei in regelmässiger Abfolge angeordneten Gebäuden, die mit Firstrichtung West-Ost giebelständig an die Otelfingerstrasse stossen. Der langgestreckte Baukörper ist in seiner ursprünglichen Konstellation als Mittertennhaus – mit östlichem, an den Strassenraum stossendem Wohnteil und nach Westen zum angrenzenden Kulturland gerichtetem Ökonomietrakt – noch gut erkennbar. Geborgen ist er unter einem Steilgiebeldach, das von einer mächtigen Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und darauf gesetzten Dreieckstreben mit Firstpfette getragen wird. Zur Strasse hin wird der stirnseitige Dachvorsprung von kräftig dimensionierten Flugsparrendreiecken gestützt ("Zürivieri"). Die vormals über Wohnteil und Scheunentrakt durchlaufende Firstlinie hat anlässlich des Umbaus von 1996 einen unschönen Versatz erhalten.
Der Sockelbereich und das Erdgeschoss des Wohnteils sind in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, das Obergeschoss und Giebelfeld bestehen aus ursprünglich sichtbarem Fachwerk, welches später flächig verputzt wurde. Die nach Süden gerichtete Stubenfront zeigt im Erdgeschoss sechs regelmässig angeordnete Einzelfenster (das eine 1996 zu Gartenausgang umfunktioniert), während das Obergeschoss mit drei Zwillingslichtern besetzt ist. Im Vergleich dazu ist die strassenseitige Stirnfront eher spärlich und unregelmässig befenstert. Auf der Nordseite ist das Dach über einen vorgelagerten Annexbau mit dem ehemaligen Abtritt und Schweinestall abgeschleppt, eine Konstellation, die in ähnlicher Form auch am Nachbargebäude Otelfingerstrasse 3, 5 (Bauinventarobjekt WLO939) anzutreffen ist. Im Winkel hinter dem Anbau befindet sich, den Blicken der Öffentlichkeit entzogen, der Hauseingang.
Das Hausinnere zeigt eine interessante, als regionale Sonderform anzusprechende Raumstruktur. Von der mittig in die rückwärtige trauffront gesetzten Haustür gelangt man in einen winkelförmigen Flur (ursprünglich wohl eine Gangküche), an dessen anderen Ende ein Durchgang in den Scheunentrakt führt. Unmittelbar beim Hauseingang schliesst linker Hand zur Strasse hin die Küche an, während rechter Hand mittels sorgfältig gestalteter Fachwerk-Binnenwände eine zweiseitig freistehende Kammer ausgeschieden ist (Fachwerkfüllungen erneuert). Entlang der südlichen Hauptfassade reihen sich in gängiger Manier die Stube und Nebenstube, welche heute zu einem grossen Wohnraum zusammengefasst sind. Die historisierende Ausstattung mit Feldertäfer an Wänden und Decke stammt vom Umbau von 1996. An älterer Ausstattung erhalten ist einzig ein brauner Kachelofen aus den 1950er Jahren. Vom Flur aus gelangt man über einen Treppenaufgang (erneuert) ins Obergeschoss, welches mit gleicher Raumordnung die Schlafkammern enthält. Der auf der südlichen Traufseite über einen Aussenzugang erschlossene Keller wurde anlässlich des Umbaus von 1996 vollständig erneuert und mit einer Betondecke ausgestattet.
Am westlich anschliessenden Scheunentrakt ist die ursprüngliche Raumgliederung in Tenn und Stall an der Nordfassade heute noch ablesbar. Hier hat sich aus der Bauzeit des Hauses ein grossflächiges Tenntor mit hölzernen Drehpfannen und aussen aufgesetzten Traversen im Originalzustand erhalten. Die nördliche Stallwand wie auch die gesamte Südfront aus Backsteinmauerwerk stammen aus der Zeit um 1900. Die innere Raumstruktur wurde durch den Einbau von Pferdeboxen stärker verändert. Geblieben ist der offenen Heuraum zur Einlagerung der Heuvorräte.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte von Ötlikon vgl. Witschi 1984, S. 150-151. Zur Entwicklung der Siedlung vgl. Räber 1996, S. 51-53.
[2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
[3] Gemeindearchiv Würenlos, Baugesuchsunterlagen.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 266.
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-27/3.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 227b2-1.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49170
 

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