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INV-WLO938 Otelfingerstrasse 2, 4, 1645 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-WLO938 |
Signatur Archivplan: | WLO938 |
Titel: | Otelfingerstrasse 2, 4 |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Ötlikon |
Adresse: | Otelfingerstrasse 2, 4 |
Versicherungs-Nr.: | 199, 200, 201 |
Parzellen-Nr.: | 234 |
Koordinate E: | 2670770 |
Koordinate N: | 1255736 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1645 |
Grundlage Datierung: | Inschrift |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | WLO942C, WLO942D |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1645 (Kammertür); 1865 ST M (Ofensockel) |
Würdigung: | Mächtiges, etappenweise entstandenes Doppelbauernhaus, das im Kern ins 17. Jahrhundert zurückgeht und somit zum ältesten Baubestand des Weilers Ötlikon gehört. Reste einer rauchgeschwärzten Hochstudkonstruktion weisen das Gebäude als ehemaliges Strohdachhaus aus, während die südseitige Stubenfront mit spätgotisch geprägten Reihenfenstern besetzt ist. Der langgestreckte Baukörper birgt unter dem ausgedehnten, vollständig geschlossenen Halbwalmdach zwei quer zum First geteilte Wohnungen, zwei aussenliegende Scheunenteile sowie ein Waschhaus und eine Trotte, womit sich die beispielhafte Konstellation eines bäuerlichen Vielzweckbaus mit gemischtwirtschaftlicher Betriebsausrichtung ergibt. Der unmittelbar neben der Mühle (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO007) stehende Gebäudekomplex ist ein überaus prägender, identitätsstiftender Bestandteil des im ISOS (Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) als national bedeutend eingestuften Weilers Ötlikon. Im Falle von grösseren baulichen Massnahmen ist vorgängig eine bauarchäologische Untersuchung mit dendrochronologischer Altersbestimmung vorzunehmen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Weiler Ötlikon ist aus einer kleinen Hofgruppe hervorgegangen, die vom Hochmittelalter bis ins 19. Jh. hinein eng an das Kloster Wettingen gebunden war [1]. Wohl deshalb konnte die Güterzersplitterung in engen Grenzen gehalten werden, so dass die Zahl der Häuser über lange Zeit nur unwesentlich anstieg. Noch Mitte des 17. Jh. bestand Ötlikon lediglich aus zwei Bauernbetrieben und einer Mühle. Auf dem Zehntenplan von 1699 ist eine haufenförmige Baugruppe mit vermutlich drei Wohnhäusern nebst der Mühle dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Bereits Teil dieser Baugruppe war das Bauernhaus Otelfingerstrasse 2/4, dessen Kern zumindest ins 17. Jh. zurückreicht. Eine aufgemalte Jahrzahl 1645 über der Kammertür des inneren Wohnteils könnte somit auf die Entstehung des Gebäudes verweisen. Es handelt sich um ein ehemaliges Strohdachhaus mit charakteristischer Hochstud-Dachkonstruktion sowie spätgotisch geprägten Reihenfenstern an der südlichen Stubenfront, was auf eine für damalige Verhältnisse eher gehobene sozioökonomische Stellung der Bewohner hindeutet. Vermutlich um 1865 wurde der bis dahin strohgedeckte Kernbau (innerer Wohnteil) nach Osten um einen zweiten, schmaleren Wohnteil samt Scheunentrakt erweitert und das ganze Gebäude mit Ziegeln eingedeckt [2]. Diese Ausbauphase bezeugt die Jahreszahl 1865 nebst den Initialen "ST M" (für Stephan Markwalder) am Sockel des Stubenofens. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1875 sind Melchior und Stephan Markwalder als als Eigentümer eines "Wohnhauses von Stein und Riegel, 2stöckig, mit 2 Wohnungern und Tremkeller" verzeichnet [3]. Mit separaten Versicherungsnummern werden zusätzlich zwei "Scheunen von Holz mit Ziegeldach", eine "Weintrotte von Holz mit Ziegeldach" sowie ein "Waschhaus von Stein mit Ziegeldach" aufgeführt; analog zu den bestehenden Verhältnissen aber waren alle diese Nutzungen in dem einen, grossvolumigen Baukörper vereinigt. Ebenfalls zur bäuerlichen Liegenschaft der Gebrüder Melchior und Stephan Markwalder gehörten ein an das Nachbarhaus Müliwiseweg 2 (Bauinventarobjekt WLO941) angrenzender Wagenschopf mit Speicher und Gewölbekeller (Vers.-Nr. 196; Bauinventarobjekt WLO942D) sowie ein auf dem nördlichen Hofplatz stehender Schweinestall (Vers.-Nr. 198). Als jüngere bauliche Massnahme wurde um 1910 der alte, westliche Scheunentrakt des Kernbaus durch die bestehende Stallscheune ersetzt. In der Zeit um 1950 fand im Hausinnern eine Teilmodernisierung statt, indem die alte Rauchküche mit Chemihurd erneuert und Sanitärräume eingebaut wurden. |
Beschreibung: | Der grosse, auffallend langgestreckte Baukörper ist mit Firstrichtung West-Ost giebelständig an die Otelfingerstrsse gestellt. Unter dem ausladenden, zu einem guten Teil noch mit Biberschwanzziegeln eingedeckten Dach sind zwei innenliegende, quer zum First geteilte Wohnungen und zwei aussenseitig anschliessende Scheunenteile jeweils mit Tenn und Stall angeordnet (Vers.-Nr. 199). Auf der Westseite schliessen ein Trottenanbau unter Pultdach (Vers.-Nr. 200) und ein gemauertes Waschhaus mit Giebeldach (Vers.-Nr. 201; Bauinventarobjekt WLO942C) an. Ebenfalls zur Hofanlage gehören ein an das Nachbarhaus Müliwiseweg 2 anschliessender offener Wagenschopf mit Speicherraum und Gewölbekeller (Vers.-Nr. 196; Bauinventarobjekt WLO942D) sowie ein auf dem nördlichen Hofplatz stehender Schweinestall (Vers.-Nr. 198). Insgesamt ergibt sich eine vielfältige Hofanlage mit diversen Nebenbauten und Nutzungen, welche die traditionelle gemischtwirtschaftliche Betriebsausrichtung beispielhaft wiedergibt. Den zumindest aus dem 17. Jh. stammenden Kern des Gebäudekomplexes bildet der innere, grössere Wohnteil Otelfingerstrasse 2 (Vers.-Nr. 199B). In regionaltypischer Bauweise ist dieser als Mischkonstruktion mit massiv gemauertem Sockel und Erdgeschoss sowie Obergeschoss aus Fachwerk (heute verputzt) aufgeführt. An der südgerichteten Stubenfront bewahrt er ein fünfteiliges, spätgotisch gekehltes Reihenfenster vor der Stube sowie ein doppeltes Kehlfenster vor der Nebenstube. Die darüber gelegenen Schlafkammern belichten ein vierteiliges Reihenfenster sowie ein Doppelfenster jeweils mit Holzfassungen. An der Ostseite des alten Wohntraktes fügt sich ein zweiter, schmaler Wohnteil an, dessen Ausprägung mit drei regelmässig verteilten Fenstern im Erdgeschoss und einem Doppellicht im Obergeschoss auf eine Neugestaltung ins 19. Jh. – vermutlich um 1865 – weist (vgl. Baugeschichte). Zeitlich weniger klar fassbar ist die nördliche Hausfassade, welche aus stein- und holzgefassten Einzel- und Zwillingsfenstern in annähernd regelmässiger, jedoch nicht streng axialer Anordnung besteht. Über die gesamte Länge der beiden Haushälften wie auch des östlich anschliessenden Scheunentrakts zieht sich hier eine Flugpfettenkonstruktion mit kräftig dimensionierten Stützbügen und Zughölzern, die noch dem Kernbau aus dem 17. Jh. zuzurechnen ist [4]. Entsprechend zeigt der östliche Scheunenteil einen stirnseitigen Abschluss mit regionaltypischen Flugsparrendreiecken ("Zürivieri"). Das alle Gebäudeteile zusammenfassende, an den Stirnseiten halb gewalmte Sparrendach bewahrt über dem Kernbau die ursprüngliche, russgeschwärzte Hochstudkonstruktion. Erhalten sind drei Firststände mit Firstpfette und Unterfirst sowie Sperrafen und Windstreben zur Quer- und Längsaussteifung des Gefüges. Die beiden Hausteile sind von der nördlichen, rückwärtigen Traufseite her zugänglich. Die grössere, noch aus der Bauzeit im 17. Jh. stammende Wohnung (Otelfingerstrasse 2) weist ein gängiges vierteiliges Nutzungsmuster mit Stube und Nebenstube auf der südgerichten Schauseite sowie neben dem Hausgang gelegener Küche und Kammer auf. An bauzeitlichen Ausstattungselementen wohl aus dem 17. Jh. sind Brett- und Füllungstüren mit volutenförmigen Angelbeschlägen erhalten. Die Feldertäfer samt Einbaubuffet in der Stube dürften aus dem 19.Jh. stammen. Der Kastenofen ist aus grün-schwarz patronierten Kacheln mit Rosetten- und Kranzmustern aufgesetzt und trägt an der Sockelplatte der zugehörigen Sitzkunst die Jahreszahl 1865 zwischen den Initialen "ST M" (= Stephan Markwalder). Am Türsturz zur Nebenstube ist die Jahrzahl 1645 in verschnörkelter Schrift aufgemalt, was als Hinweis für das Erstellungsjahr des Kernbaus dienen mag (Hausinneres gemäss Inventar Bauernhausforschung von 1991). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte von Ötlikon vgl. Witschi 1984, S. 150-151. Zur Entwicklung der Siedlung vgl. Räber 1996, S. 51-53. [2] Eine kräftige Flugpfettenkonstruktion, welche sich an der Nordfassade in einheitlicher Ausführung über die beiden Wohnteile sowie den östlich anschliessenden Scheunentrakt hinzieht, deutet allerdings darauf hin, dass der östliche Hausteil samt Scheune (Otelfingersterasse 4) 1865 nicht als neuer Gebäudeteil entstand, sondern aus einem älteren Vorgängerbau hervorgegangen ist. [3] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster. [4] Vgl. die ähnlich gestaltete Klebdachstütze des 1661 datierten Speichers Dorfstrasse 19 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO006).– Weitere, teils noch ältere Vergleichsbeispiele aus dem angrenzenden Kanton Zürich: Kleinjogghof von 1563 in Katzenrüti (Hermann 1997, S. 264ff.); Bauernhaus von 1676 in Otelfingen (Hermann 1997, S. 283ff.); Rothaus von 1797 in Oberembrach (Hermann 1997, S. 313ff.) |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 266. - Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 127. - Isabell Hermann, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Bd. 3, Basel 1997. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 133. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-27/15. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 227b2-9. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49176 |
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