INV-WUL907 Dorfstrasse 35, 1783 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WUL907
Signatur Archivplan:WUL907
Titel:Dorfstrasse 35
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlingen
Adresse:Dorfstrasse 35
Versicherungs-Nr.:49
Parzellen-Nr.:370
Koordinate E:2661501
Koordinate N:1265045
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661501&y=1265045

Chronologie

Entstehungszeitraum:1783

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1783" (Tenntorsturz)
Würdigung:Imposantes, spätbarock geprägtes Bauernhaus von 1783, das mit seinem grossen Volumen und dem intakten äusseren Erscheinungsbild ein wertvoller Zeuge der ländlichen Baukultur darstellt. Die Verbindung eines geräumigen doppelten Scheunentrakts mit einem dreigeschossigen Wohnteil ist als äusserst ungewöhnlich zu bezeichnen und verleiht dem Gebäude über die Region hinaus einen ausgeprägten Seltenheitswert. Die strassenseitige Hauptfassade des massiv gemauerten Baukörpers prägen zwei mächtige rundbogige Tenntore, während der vergleichsweise schmale Wohntrakt einen axialen Aufbau mit stichbogig ausgeschnittenen Holzrahmenfenstern zeigt. In der Nähe des geschichtsträchtigen Gasthofs "Bären" an der Dorfstrasse gelegen, kommt dem markanten Baukörper eine herausragende Bedeutung im Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude weist eine interessante, bislang nicht in allen Teilen geklärte Bau- und Nutzungsgeschichte auf. Die Jahreszahl 1783 am Scheitel des inneren Tennportals könnte sich auf das Baudatum des Hauses beziehen. Ein solches würde dem spätbarocken Erscheinungsbild, namentlich der stichbogigen Befensterung des Wohnteils, entsprechen. Möglicherweise aber datieren die auffallend massiven Umfassungsmauern des Ökonomietrakts mit den schartenartigen Lüftungsschlitzen noch weiter zurück. Bemerkenswert ist die asymmetrische Ausprägung des Mauerwerks, welches strassenseitig mit gleicher Traufhöhe auf den dreigeschossigen Wohnteil fluchtet, rückwärtig jedoch mit geringerer Höhe über die Fassadenflucht des Wohnteils hinausragt. Die alte Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl ist dabei nicht auf die rückwärtig auskragenden Aussenmauern, sondern auf die Flucht des schmaleren Wohnteils ausgerichtet. An der sorgfältig gefügten Stirnmauer ist indessen keine Baufuge erkennbar, welche auf eine nachträgliche rückwärtige Erweiterung schliessen liesse. Im Zuge von jüngeren Annexbauten hat man die rückseitige Dachfläche später mittels einfacher Kniestockkonstruktion angehoben.
Das geschichtliche und wirtschaftliche Umfeld, welches zur Errichtung dieses auffallend grossvolumigen Gebäudes führte, liegt teilweise noch im Dunkeln. Nach Aussagen von August Schneider, dem früheren Eigentümer der Liegenschaft, bestand ein eigentumsrechtlicher Zusammenhang zum Gasthaus "Bären" (Bauinventarobjekt WUL904), der sich lange Zeit in den Händen der Familie Schneider befand [1]. Möglicherweise war das Gebäude Bestandteil des so genannten "Hauserhofs", welcher der St. Blasischen Propstei Klingnau zinspflichtig war [2].
Beschreibung:Das rundum gemauerte Gebäude erhebt sich als grossvolumiger länglicher Baukörper in traufständiger Ausrichtung zur Dorfstrasse. Unter dem mittelsteilen, durchlaufenden Satteldach sind ein schmaler dreigeschossiger Wohnteil und ein auffallend grosszügiger Scheunentrakt mit doppeltem Tenn und Stall angeordnet. Der Wohnteil weist eine geringere Gebäudetiefe auf als der Ökonomieteil, dessen massive Umfassungsmauern auf der Rückseite winkelförmig von der Gebäudeflucht des Wohnteils vorstehen.
Die intakt erhaltene strassenseitige Trauffront dominieren die beiden mächtigen rundbogigen Scheunenportale mit hölzernen Einfassungen (Torflügel erneuert). Der innere Torbogen hat im Scheitel die Jahrzahl "1783" eingekerbt, darüber findet sich eine Wappentafel der Würenlinger Familie Schneider im Mauerwerk. Über den seitlich anschliessenden Ställen sind schmale, schartenartige Lüftungsschlitze in die Heubühnenwand eingelassen. Die scheunenseitige Giebelfassade tritt als mächtige, weitgehend geschlossene Mauerfläche mit nur spärlichen, kleinformatigen Öffnungen im Stallbereich und zuoberst unter dem First zutage. Schön ablesbar ist hier der asymmetrische Querschnitt mit höherer strassenseitiger und niedrigerer rückseitiger Mauerkrone. Die Rückseite des Hauses verstellen ausgedehnte jüngere Annexbauten aus Backstein und Holz, welche mittels hohem Knistock an den Hauptbau angeschlossen sind.
Das Innere der Scheune offenbart einen grossen offenen Raum, von dem lediglich die beiden Ställe als kistenförmige Einbauten ausgeschieden sind. Die Stallwände bestehen aus Backstein-Mauerwerk, welches gleich wie die Zementläger und Futterkrippen aus dem frühen 20. Jh. stammen dürfte. Die Trennwand zwischen Wohn- und Scheunenteil hingegen ist als ältere Fachwerkkonstruktion, mit Stein- und teils mit alten Flechtwerkfüllungen, aufgeführt. Die Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl ist vermutlich aus verschieden alten Teilen zusammengesetzt und auf der Rückseite eher behelfsmässig an das auskragende Mauerwerk angebunden.
Der nordöstlich anschliessende dreigeschossige Wohnteil zeigt zur Strasse hin eine rhythmische Gliederung mit drei Fensterachsen, während die durch einen jüngeren Pultdachanbau etwas verbaute Stirnseite zweiachsig ausgebildet ist. Die kleinformatigen Fensteröffnungen besitzen hübsche eichene Gewände mit stichbogig ausgeschnittenem Sturz und wulstig profiliertem Gesims. Als grosse Rarität weisen die meisten von ihnen noch die originale 16-teilige Sprossengliederung auf.
Das Hausinnere zeigt eher kleinräumige Verhältnisse mit drei geschossweise angelegten Wohnungen. Durch den stirnseitigen Hauseingang gelangt man in eine Vorzone mit einfachem hölzernem Treppenaufgang. Der Wohnungsgrundriss weist eine gängige Vierteilung mit Stube und Nebenstube auf der Strassenseite sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich auf. An historischer Ausstattung aus dem 19./20. Jh. sind verschiedene Wand- und Deckentäfer, Türen, zwei grüne Kachelöfen und ein kleiner, geschweifter Eisenherd in der Küche erhalten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Aktennotiz Denkmalpflege: Begehung vom 2. Nov. 2000.
[2] Meier 1981, S. 250.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 243.
- Fridolin Meier, Geschichte von Würenlingen, 2. Auflage, Würenlingen 1981.
- Räber, Pius. Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Band 1,: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996, S. 167 (Abb. 269); S. 318 (Abb. 595).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 137.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Würenlingen II-26/1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49920
 

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