Wald als Kohlenstoffspeicher
Das Handlungsfeld hat zum Ziel, den Aargauer Wald nachhaltig zu erhalten und bezüglich CO₂-Aufnahmen zu optimieren. Zudem soll Holz als erneuerbarer und emissionsfreier Bau- und Werkstoff sowie als Energieträger vermehrt eingesetzt werden.
Der Wald und die Nutzung des Rohstoffs Holz leisten in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz: Der Wald entnimmt der Atmosphäre CO₂ und bindet den Kohlenstoff im Holz der nachwachsenden Bäume. Im Aargauer Wald sind heute rund 16 Millionen Tonnen CO₂ gebunden. Wird das Holz als Bau- und Werkstoff genutzt, ersetzt es häufig emissionsreiche Materialien wie beispielsweise Beton, Stahl oder Kunststoffe. Zudem ist damit der Kohlenstoff für längere Zeit gebunden, zum Beispiel im Gebäudepark und in Holzwerkstoffen.
Handlungsfeld
Der Wald und die Nutzung des Rohstoffs Holz leisten in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz: Der Wald entnimmt der Atmosphäre CO₂ und bindet den Kohlenstoff im Holz der nachwachsenden Bäume. Er ist damit ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und fungiert als Senke, solange er – in der Fläche oder im Volumen – wächst und nachhaltig genutzt wird. Im Aar-gauer Wald sind rund 16 Millionen Tonnen CO₂ gebunden.
Wird das Holz als Bau- und Werkstoff genutzt, ersetzt es häufig emissionsreiche Materialien wie beispielsweise Beton, Stahl oder Kunststoffe. Zudem ist damit der Kohlenstoff für längere Zeit im Gebäudepark und in Holzwerkstoffen gebunden.
Am Ende seiner Nutzungsdauer lässt sich Holz klimaneutral energetisch verwerten (zum Beispiel Spezialfeuerungen, Kehrichtverbrennungsanlagen, siehe auch Kaskadennutzung im Handlungsfeld Klimaneutrale Industrie und Gewerbe basierend auf Kreislaufwirtschaft Stossrichtung "Gesamtsystem Kreislaufwirtschaft und Recycling stärken). Die Stossrichtungen im Handlungsfeld "Wald als Kohlenstoffspeicher" zielen denn auch auf diese beiden Aspekte ab: Mit Walderhaltung und Bewirtschaftung den Wald als Kohlenstoffspeicher erhalten und optimieren und durch die Nutzung von Holz den Ersatz von CO₂-intensiven Materialien sowie die CO₂-Sequestrierung (Abscheidung und Speicherung von CO₂) fördern.
Zusätzlicher Nutzen
Die Produktion des nachwachsenden lokalen Rohstoffs Holz führt zu kurzen Transportwegen und steigert die lokale Wertschöpfung. Der moderne Holzbau verfügt zudem über ein hohes Innovationspotenzial. Der Wald als Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten erfüllt auch wichtige ökologische Funktionen.
Schnittstelle
- Die Waldpolitik des Bundes beschreibt die Visionen, Ziele und Massnahmen für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Schweizer Waldes.
Stossrichtungen
Wald nachhaltig erhalten und bezüglich CO₂-Aufnahme optimieren
Der Wald ist ein dynamisches Ökosystem und kann – je nach Entwicklungsstadium – sowohl als CO₂-Senke wie auch als CO₂-Quelle fungieren. Eine Kohlenstoffsenke ist er, solange er wächst und nachhaltig genutzt wird. Naturwaldreservate dienen durch den Verzicht auf Holznutzung ebenfalls als temporäre Kohlenstoffsenke.
Wird hingegen die Waldfläche durch Rodungen oder Windwurf verkleinert, wird Wald zur Kohlenstoffquelle: Der gespeicherte Kohlenstoff wird in Form von CO₂ wieder an die Atmosphäre abgegeben.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Mit der Inkraftsetzung des Aargauischen Waldgesetzes 2019 erfolgte ein Wechsel von dynamischen (Einwachsen möglich) zu festen, statischen Waldgrenzen. Somit kann die Waldfläche nicht mehr zunehmen. Zudem ist laut der zweiten Aargauer Waldinventur 2016 das Holznutzungspotenzial im Kanton Aargau ausgeschöpft. So wächst in etwa die gleiche Holzmenge zu wie genutzt wird beziehungsweise auf natürlichem Weg abstirbt. Damit sind die Potenziale des Waldes zur Kohlenstoffspeicherung weitgehend ausgeschöpft. Gleichzeitig heisst dies auch, dass bei Rodungen ohne Ersatzaufforstung der Wald sehr rasch zur CO₂-Quelle wird.
Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene
- Naturwaldreservate sind Teil der ökologischen Infrastruktur und wichtig für die Biodiversität, siehe Handlungsfeld Klimaresiliente Ökologische Infrastruktur
- Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz "vor Ort" führt zu kurzen Transportwegen, siehe Handlungsfeld Dekarbonisierung Verkehr durch Vermeidung und Optimierung
Holz als Bau- und Werkstoff sowie als Energieträger verwenden
Holz als Biomasse hat die positive Eigenschaft, dass es für verschiedenste Anwendungen genutzt und – bezogen auf die energetische Verwertung – auch gut gelagert werden kann. Wird es als Bau- oder Werkstoff eingesetzt, ist nicht nur der Kohlenstoff über längere Zeit im Produkt gebunden, sondern es können dadurch in vielen Fällen CO₂-intensive Baumaterialien (zum Beispiel Zement, Stahl) oder erdölbasierte Materialen (zum Beispiel Kunststoffe) ersetzt werden. Als Energieholz genutzt ersetzt Holz fossile Brennstoffe wie Erdöl oder Erdgas.
Bei jeglicher Nutzung von Holz ist eine Kaskadennutzung sinnvoll. Dies bedeutet, dass der Rohstoff zuerst stofflich – als Bau- oder Werkstoff – und erst danach energetisch genutzt wird. Holz soll nach der Ernte so hochwertig wie möglich in langlebigen Holzprodukten eingesetzt werden. In einem zweiten Schritt kann es gegebenenfalls wiederverwendet werden (zum Beispiel als Span- und Faserplatten oder Papierfasern). Erst nicht mehr weiter verwendbares Abfall- und Altholz soll energetisch verwertet werden. Mehrere Nutzungsstufen oder Kaskaden steigern so die Wertschöpfung, reduzieren den Ressourcenverbrauch und binden das CO₂ während längerer Zeit.
Eine direkte Verwendung von Holz als Energieträger ist vor allem für diejenigen Holzsortimente sinnvoll, welche nicht stofflich auf andere Weise verwertet werden können. Bei der Verarbeitung von Stammholz fallen beispielsweise 40 Prozent der verarbeiteten Holzmenge als Restmaterial an, das für die Energieproduktion oder als Industrieholz verwendet werden kann. In Zukunft werden auch das Recycling von Altholz und die Energiegewinnung aus Altholz an Bedeutung zunehmen. Gemäss der schweizerischen Forststatistik betrug 2019 der Energieholzanteil fast die Hälfte der gesamten Holzernte im Kanton Aargau (siehe auch Monitoring-Bericht zu energieAARGAU 2020). Obschon damit keine hochwertige Holzverwertung erfolgt, werden fossile Brennstoffe durch einen CO₂-neutralen Energieträger ersetzt.
Als nachwachsende und CO₂-speichernde Ressource kann Holz – bei einer nachhaltigen Nutzung der Wälder – in einer zukünftig postfossilen und zirkulären Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen. In der sogenannten Bioökonomie werden fossile Ressourcen durch verschiedene nachwachsende Rohstoffe ersetzt. Darunter sind alle Formen der Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe zum Beispiel für die Papierherstellung, in der Möbelindustrie, Arzneimittelproduktion oder Lebensmittelverarbeitung zu verstehen. Mit der Entwicklung innovativer Produkte und Prozesse – zum Beispiel die Kombination von Holz mit anderen Materialien unter anderem in Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten – können neue Anwendungsbereiche für Holz erschlossen werden.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Der Kanton als Eigentümer von Liegenschaften und als Bauherr kann die Verwendung von Holz als Bau- und Werkstoff erhöhen. Dies ist auf der Basis der Strategie umweltAARGAU und der neuen interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB 2019) grundsätzlich möglich. Zudem können Anreizsysteme für die Verwendung von Holz bei privaten Bauten geprüft werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Prüfung von Vorgaben zur Verwendung von Holz in Bauvorschriften.
Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene
- Mit der Entwicklung innovativer Produkte und Prozesse in der Bioökonomie können neue Anwendungsbereiche für Holz erschlossen werden, siehe Handlungsfeld Innovationsförderung und Partizipation und Handlungsfeld Klimaneutrale Industrie und Gewerbe basierend auf Kreislaufwirtschaft
- Die Herstellung von Pflanzenkohle und deren Einsatz beispielsweise in der Landwirtschaft bietet Synergien zum Handlungsfeld Klimaschonende Landwirtschaft
Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene
- Feinstaubemissionen bei der energetischen Nutzung von Holz können zu Konflikten mit der Luftreinhaltung führen
Klima-Metrik
Die Klima-Metrik überprüft mithilfe von verschiedenen Indikatoren den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie des Kantons, die aus Klimakompass und Massnahmenplan besteht. Das übergeordnete Ziel im Bereich Klimaschutz ist Netto-Null Treibhausgasemissionen bis im Jahr 2050. Pro Handlungsfeld werden die bisherigen Treibhausgasemissionen auf der Fläche des Kantons Aargau ausgewiesen. Der Absenkpfad orientiert sich an den Energieperspektiven des Bundes (Szenarien "Netto-Null 2050" und "Weiter-wie-bisher").
Indikator: Treibhausgase Landnutzungsänderungen
Dieser Indikator zeigt die Emissionen durch "Landnutzungsänderungen" (Land Use, Land Use Change and Forestry, kurz LULUCF). Diese Kategorie umfasst Treibhausgasemissionen und Speicherung von CO2 aufgrund von Veränderungen der Kohlenstoffvorräte in der Vegetation und im Boden. Der Aargau besteht zu rund einem Drittel aus Waldflächen, welcher sowohl Senke als auch Emittent sein kann. Auch Acker- und Grünland sowie Feuchtgebiete zählen dazu.
Der Absenkpfad wird nicht abgebildet, da er nicht repräsentativ ist aufgrund der starken Schwankungen (z.B. Sturm Lothar im Jahr 1999).