W6 Infrastrukturen und Investitionen
Die Ausgaben für den Unterhalt an den gesamten öffentlichen Investitionen sind im Aargau überdurchschnittlich hoch, wobei etwas mehr als die Hälfte im Tiefbau eingesetzt wird. Erst eine ARA ist mit einer Mikroverunreinigungsstufe ausgestattet.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Private und öffentliche Infrastrukturen wie Gebäude, Verkehrs-, Kommunikations-, Trink- und Abwasserversorgung sowie Energieversorgung stellen eine elementare Grundlage für die Lebensqualität, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Standortattraktivität dar. Werterhaltende Investitionen in den Unterhalt verfolgen das Ziel, die Infrastrukturen funktionsfähig und resilient gegenüber Störungen zu halten, ihre Lebensdauer zu verlängern und sie für kommende Generationen zu erhalten. Notwendige Nachrüstungen, Neu- oder Ersatzbauten sind ressourcensparend und bedürfnisgerecht und nach dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erstellen.
Der langfristige Erhalt der Infrastrukturen bedingt eine vorausschauende Investitionsplanung. Bei Investitionen gilt es, die Lebenszykluskosten der Infrastruktur in die Wirtschaftlichkeitsüberlegungen einzubeziehen und möglichst die beste verfügbare Technologie zu verwenden.
Die Funktionsfähigkeit der Infrastrukturen wird einerseits anhand des Anteils der Unterhaltskosten für öffentliche Bauten (Hoch- und Tiefbau) an den gesamten öffentlichen Bauausgaben gemessen. Andererseits wird der Anteil aller an eine ARA angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohner betrachtet, deren Abwasser über eine MV-Stufe behandelt wird.
Stand Infrastruktur und Investitionen 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren W6.1 (2000–2018) und W6.2 (2016–2019)
Nach einem Peak in den Jahren 2010/2011, kam der Anteil Unterhaltskosten an den Gesamtinvestitionen für öffentliche Bauten 2014 wieder auf ein ähnliches Niveau wie im Jahr 2009 zu liegen. Seither ist der Anteil der Kosten für den Unterhalt relativ stabil, 2018 betrug er 31,1 Prozent. Davon fallen 61,4 Prozent auf den Tiefbau und 38,6 Prozent auf den Hochbau (BFS 2020). Während die Investitionen im Tiefbau seit 2011 stark angestiegen sind, haben die Unterhaltskosten im selben Zeitraum leicht abgenommen (BFS 2019). Beim Hochbau verzeichneten die Investitionen 2016 einen Peak, fielen jedoch bis ins Jahr 2019 wieder ab. Im Zusammenhang mit der Haushaltssanierung, hat der Regierungsrat unter anderem das Reformvorhaben Immobilien Aargau beschlossen. Dieses beabsichtigt, die anstehenden Investitionen bei Grossvorhaben mit einem Volumen über 20 Millionen Franken zu glätten. Aufgrund dessen kam es zu einer zeitlichen Verschiebung solcher Investitionen. Die Unterhaltskosten sind im Jahr 2017 um einen Drittel gestiegen und stagnieren in der Folge auf gleichem Niveau (DFR 2020a). Während der gesamten betrachteten Zeitreihe, lag der Anteil Unterhaltskosten an den Gesamtinvestitionen im Kanton Aargau über dem Schweizer Durchschnitt (BFS 2019).
Von den totalen Bauausgaben im Kanton Aargau 2017 wurden 76 Prozent von Privaten getätigt, 24 Prozent fielen im öffentlichen Bau an. Über die Hälfte (55 Prozent) der gesamten Ausgaben betrifft den Wohnungsbau, 12 Prozent den Bau von Industrie-, Gewerbe-, Dienstleistungs- und Verwaltungsgebäude und jeweils etwa 10 Prozent den Bau von Verkehrsinfrastruktur sowie die Infrastruktur für Bildung, Forschung, Gesundheit und Kultur. Für die Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur wurden weniger als 4 Prozent der Gesamtausgaben eingesetzt (DFR 2019).
Aus ökonomischen und ökologischen Gründen hat der Kanton Aargau in den vergangenen 25 Jahren die Anzahl der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) reduziert (BVU 2014). 2016 verpflichtete der Bund die Kantone eine Planung zu erstellen und jene ARAs zu bezeichnen, die eine Behandlungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen einbauen müssen (BVU 2018). Die kantonale Planung vom August 2019 geht davon aus, dass im Jahr 2035 das Abwasser von rund 60 Prozent der Bevölkerung über eine MV-Stufe gereinigt wird. im Zusammenhang mit dem Erneuerungsbedarf und in Abstimmung auf geplante ARA-Zusammenschlüsse sind die erforderlichen Massnahmen von den betroffenen ARAs umzusetzen. In der ARA Reinach wurde eine entsprechende Stufe bereits 2017 in Betrieb genommen (BVU 2020). Die Inbetriebnahme der weiteren MV-Stufen wird sich voraussichtlich auf den Zeitraum um 2030 konzentrieren, weil auf diesen Zeitpunkt bedeutende ARA-Zusammenschlüsse und -Erneuerungen vorbereitet werden.
Der Kanton Aargau achtet bei der Planung, dem Bau und der Bewirtschaftung seiner Immobilien auf Aspekte der nachhaltigen Entwicklung. Dazu wurde die Fachstelle "Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften" implementiert und entsprechende Richtlinie erarbeitet (DFR 2020b). Beim Leuchtturmprojekt "Neubau Labor Amt für Verbraucherschutz" sollen beispielsweise – wo technisch möglich – nachhaltige Materialien wie Holz und Recyclingbeton zur Anwendung kommen. Zudem wird das Gebäude nach Minergie-P-Eco-Standard konzipiert und die Umgebung unter Berücksichtigung der Biodiversität gestaltet. Nach den Grundsätzen des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ressourceneinsatzes und unter Einbezug der Umgebung als wichtige ökologische Trittsteine, werden neben Neubauvorhaben künftig auch Sanierungs- und Instandsetzungsvorhaben geplant und umgesetzt (DFR 2020a).
Indikator W6.1: Kosten Unterhalt öffentlicher Bau, Aargau und Schweiz
Der Indikator Kosten Unterhalt öffentlicher Bau (Hoch- und Tiefbau) misst den Anteil dieser Kosten am Gesamttotal der öffentlichen Bauausgaben.
Um eine langfristige Nutzung der Infrastruktur gewährleisten zu können, soll dieser Anteil steigen.
Kosten Unterhalt öffentlicher Bau, Aargau und Schweiz, 2000–2018
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Aktualisierung Daten 2023
Kosten Unterhalt öffentlicher Bau, Aargau und Schweiz, 2000–2021
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator W6.2: Anschluss an ARA mit MV-Stufe, Aargau
Der Indikator zeigt den Anteil aller an eine ARA angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohner, deren Abwasser über eine Mikroverunreinigungsstufe (MV-Stufe) behandelt wird.
Ziel ist es, bis im Jahr 2035 das Abwasser von rund 60 Prozent der Bevölkerung über eine MV-Stufe zu reinigen.
Anschluss an ARA mit MV-Stufe, Aargau 2016–2019
langfristig | Aussage nicht möglich |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Anschluss an ARA mit MV-Stufe, Aargau 2016–2022
langfristig | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Herausforderungen für das Thema Infrastruktur und Investitionen
- Der Gebäudesektor ist schweizweit für knapp ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich (BAFU 2020). Gleichzeitig wird der Sektor durch die Klimaerwärmung vor neue Herausforderungen betreffend die Kühlung von Gebäuden gestellt.
- Mit dem Bevölkerungs- und Verkehrswachstum werden auch die privaten und öffentlichen Infrastrukturen erweitert. Damit erhöhen sich parallel zum laufenden Betrieb und Unterhalt ebenfalls die Investitionen und der damit verbundene Unterhalt.
- Steigende ökologische und soziale Anforderungen an Tief- und Hochbauten erhöhen den Nutzen der Infrastrukturen zum Beispiel in Form von aufgewerteten Strassen- und Freiräumen. Dem gegenüber erhöhen sich Investitions- und Unterhaltskosten.
- Die geplanten Ausbauten der Strasseninfrastruktur bis 2040 und dabei insbesondere geplante Kunstbauten (Brücken, Tunnel) erhöhen das Kostenwachstum des Unterhalts überproportional. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den kantonalen Ressourcen bedingt auch die Berücksichtigung der Investitionsfolgekosten (BVU 2016).
- Höhere Anforderungen betreffend Energieeffizienz, Energienutzung und die Rückgewinnung von Wertstoffen stellen die ARAs vor Herausforderungen (Regierungsrat 2019).
Quellen
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Referenzen |
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Links |
Für das Thema "Infrastrukturen und Investitionen" relevante SDGs der Agenda 2030
Spotlight Klima
Hochwasserschutz wird noch wichtiger
"Von 1972 bis heute verursachten Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse in der Schweiz durchschnittlich Schäden von über 300 Million Franken pro Jahr. Die Häufigkeit von Intensivniederschlägen, welche zu signifikanten Schäden im Kanton Aargau führen, wird im Zeitraum 2020−2060 um ca. 10 bis 30 Prozent zunehmen. Im Kanton Aargau wird der Grossteil der Schäden durch grosse Hochwasserereignisse verursacht, es ist aber zu erwarten, dass auch Hangrutschungen und Bodenbewegungen zunehmen werden. Wichtig ist deshalb einerseits der Schutz von Gebäuden, Strassen, Schienen und weiterer Infrastruktur durch die konsequente Umsetzung der Gefahrenkarte Hochwasser in der Raumplanung und die geplanten Investitionen in Regionale Hochwasserschutzprojekte (zum Beispiel im Wiggertal, Suhrental, Reusstal und Uerkental). Diese schützen die Bevölkerung und hohe Sachwerte. Andererseits geht es darum, Ereignisse auf Häufigkeit und auslösende Prozesse zu analysieren und Lehren für künftige Massnahmen im Umgang mit Naturgefahren zu ziehen."
BVU, Abteilung Landschaft und Gewässer; BVU, Abteilung für Umwelt
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeisamn mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
Impressum
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Bild: © Kanton Aargau