U11 Abfälle und einheimische Rohstoffe
Die Menge von angeliefertem Kehricht pro Person ist im Aargau in den letzten Jahren gesunken. Abfälle landen aber auch über Littering vermehrt in der Umwelt. Der Anteil an Recyclingbaustoffen gegenüber dem Kiesabbau ist weiter steigend.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Um den Wohlstand und eine leistungsfähige Wirtschaft langfristig zu erhalten, ist die Übernutzung der natürlichen Ressourcen zu vermeiden. Dies bedingt eine Abnahme des Rohstoffverbrauchs und der Materialintensität sowie ein Schliessen von Stoffkreisläufen in Produktion und Konsum. Die Auswirkungen der Abfälle auf die Umwelt sollen begrenzt und das wirtschaftliche und technische Potenzial der Wiederverwertung von Rohstoffen ausgeschöpft werden. Zudem soll die Wiederverwendung von Produkten gefördert werden.
Der Verbrauch an Rohstoffen sowie die Menge und Qualität der Abfälle widerspiegeln unseren Umgang mit natürlichen Ressourcen und sind ein Abbild unseres Konsums.
Stand Abfälle und einheimische Rohstoffe 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U11.1 (2000–2019) und U11.2 (2000–2019)
Die Kehrichtmenge, die im Aargau einer Verbrennungsanlage zugeführt wird, sank seit 2016 um 7 Prozent auf 156 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2019. Rund ein Drittel des Abfalls, und damit die grösste Fraktion in den Kehrichtsäcken, betrifft schweizweit biogene Abfälle, meistens verpackte Lebensmittel mit abgelaufenem Verbrauchsdatum (BAFU 2014). Neben dem Kehricht wurden von den Aargauer Gemeinden 2019 durchschnittlich insgesamt 183 Kilogramm pro Kopf Grüngut, Papier/Karton, Glas und Metall gesammelt. Die Separatsammelquote liegt damit bei mehr als 50 Prozent. Die Menge der separat gesammelten Abfälle geht im Aargau laufend zurück. Grund dafür ist zumindest teilweise eine lückenhafte Erhebung. So fehlen die Abfallmengen, die zunehmend in privaten Recyclinghöfen entsorgt werden. Gesamtschweizerisch sind 2018 pro Kopf 701 Kilogramm Siedlungsabfälle aus Haushalten, Bürogebäuden, Kleinbetrieben, Hof und Garten sowie aus öffentlichen Abfalleimern angefallen. Davon wurden 52 Prozent dem Recycling zugeführt (biogene Abfälle, Glas, elektrische und elektronische Geräte, Textilien, PET, Blech, Aluminium, Batterien). Die hohe Abfallmenge verursacht bei ihrer korrekten Entsorgung in der Schweiz keine grosse Umweltbelastung mehr, sie zeigt jedoch den hohen Ressourcenverbrauch und Konsum. Im Vergleich mit anderen OECD Ländern liegt die Schweiz mit der Abfallmenge auf dem dritten Platz (BAFU 2018).
Weggeworfene Abfälle (Littering) verursachen im Aargau einen zusätzlichen Reinigungsaufwand mit jährlichen Mehrkosten von über 1 Million Franken. Schweizweit gelangen über Littering, trotz diverser Reinigungsmassnahmen, unter anderem 2'700 Tonnen Plastik in Böden und Oberflächengewässer mit teilweise unbekannten Auswirkungen auf Mensch, Tier und ganze Ökosysteme (EBP 2020).
Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen wie Kies oder Sand ist hoch. So nimmt das urbane Lager mineralischer Rohstoffe (verbaut in Strassen, Infrastrukturanlagen und Gebäuden) schweizweit pro Person und Jahr um 7,7 Tonnen zu (swisstopo 2017). Im Jahr 2019 wurden im Aargau knapp 2,25 Millionen Kubikmeter (fest) oder 4,27 Millionen Tonnen Wandkies abgebaut. Seit 2016 haben der Kiesabbau um 13,5 Prozent, der Absatz von Recyclingbaustoffen um 24,1 Prozent zugenommen. Der Anteil von Recyclingbaustoffen an der Gesamtmenge Wandkies und Recyclingbaustoffen stieg bis 2019 auf 15,39 Prozent − über die letzten 5 Jahre ist eine Zunahme von knapp 1,8 Prozent Recyclingbaustoffe an der Gesamtmenge zu verzeichnen (BVU 2020). Gesamtschweizerisch wird zunehmend eine Mangelsituation beim Kies- und Sandangebot festgestellt. Geologisch bedingt sind aber im Kanton Aargau noch sehr viele Kies- und Sandressourcen vorhanden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass der Rohstoffbedarf anderer, weniger kiesreichen Kantone zukünftig auch aus dem Kanton Aargau gedeckt wird. Deshalb ist eher mit einer Zunahme des Kiesabbaus im Kanton Aargau zu rechnen. Neben dem hohen Bedarf kollidiert der Rohstoffabbau mit Interessen wie Umweltschutzanliegen, Siedlungsentwicklung, Land- und Forstwirtschaft. Dies reduziert die theoretisch abbaubaren Lagerstätten (swisstopo 2017). Die intensive Bautätigkeit schlug sich im Aargau in einem stets steigenden Aushubanfall nieder. 2019 ging dieser Anteil erstmals zurück. Die abgelagerte Aushubmenge pro Einwohnerin und Einwohner (inklusive Importe) betrug 2019 3,97 Kubikmeter. Aufgrund der jahrelang grösseren Aushubmengen im Verhältnis zum Kiesabbauvolumen, hat sich das nutzbare Auffüllvolumen verringert (BVU 2019).
Der Kanton Aargau leitete im Jahr 2015 den "Ressourcen Trialog". In einem breit abgestützten Dialogprozess wurden unter Beteiligung von Akteuren aus Politik, Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft elf Leitsätze für einen künftig effizienten Umgang mit den natürlichen Ressourcen und einem ressourcenschonenden Konsum in der Schweiz erarbeitet (Ressourcen Trialog 2017).
Indikator U11.1: Kehricht aus Haushalten pro Person Aargau
Der Indikator umfasst die Menge an Kehricht, entsorgt über die Sammelstrukturen der Gemeinden und der Verbrennung zugeführt.
Die Kehrichtmenge pro Person, als eine wichtige Fraktion der gesamten Abfallmenge, soll abnehmen.
Kehricht aus Haushalten pro Person Aargau, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Kehricht aus Haushalten pro Person Aargau, 2000–2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator U11.2: Anteil Recyclingbaustoffen am Wandkiesabbau Aargau
Der Indikator zeigt den Anteil Recyclingbaustoffe aus mineralischen Bauabfällen an der Gesamtmenge Kiesabbau und Recyclingbaustoff, die zur Betonherstellung verwendet werden. Die Wiederverwertung von Wertstoffen trägt zur Schliessung von Stoffkreisläufen bei.
Der Anteil Recyclingbaustoffe an der Gesamtmenge des Kiesabbaus weist auf einen sorgfältigen Umgang mit den einheimischen, nicht erneuerbaren Kiesreserven hin. Er soll ansteigen.
Anteil Recyclingbaustoffen am Wandkiesabbau Aargau, 2000–2019
langfristig (seit 2006) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Anteil Recyclingbaustoffen am Wandkiesabbau Aargau, 2000–2022
langfristig (seit 2006) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Herausforderungen für das Thema Abfälle und einheimische Rohstoffe
- Die hohen Umweltbelastungen durch den übermässigen Konsum bedingen zunehmend Abfallvermeidungsstrategien und Optimierungen der Kreislaufwirtschaft (BAFU 2018)
- Das Potenzial zur Vermeidung und besseren Verwertung von biogenen Abfällen ist noch nicht ausgeschöpft (BAFU 2018)
- Die Teilliberalisierung des Entsorgungsmonopols der öffentlichen Hand schreitet weiter voran. Vermehrt sind private Unternehmen an der Entsorgung der Siedlungsabfälle beteiligt, und die Bedürfnisse der Bevölkerung bei der Entsorgung verändern sich. Auswirkungen auf die Finanzierung der Siedlungsabfallentsorgung sind möglich (BVU 2015)
Quellen
Mitarbeit | |
---|---|
Referenzen |
|
Link |
Für das Thema "Abfälle und einheimische Rohstoffe" relevante SDGs der Agenda 2030
Spotlight Klima
Erfolgreiche Kreislaufwirtschaft reduziert Treibhausgasemissionen
"Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft führt zu einer Senkung des Energie- und Rohstoffbedarfs und kann so einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase leisten. Aktuell wird der steigende Ressourcenbedarf nur zu einem relativ bescheidenen Anteil mit sekundären Rohstoffen aus der Verwertung von Abfällen gedeckt. Handlungsbedarf besteht insbesondere im Baubereich. Hier gilt es die Akzeptanz von Sekundärbaustoffen zu steigern. Wichtige Schlüsselfaktoren bei der Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft sind eine energie- und rohstoffschonende Produktion und ein Produktedesign, das sich an der möglichst umfassenden und qualitativ hochwertigen Verwertung seiner Rohstoffe am Ende Ihres Lebenszyklus orientiert. Die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft gelingt nur durch enge Zusammenarbeit von Produzenten, Handel und Konsumenten."
BVU, Abteilung für Umwelt
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
Impressum
Impressum
Bild: Shutterstock