W7 Effizienter Einsatz natürlicher Ressourcen
Sowohl die Energie- als auch die Materialintensität in der Schweiz sind rückläufig. Mit den gegenwärtigen Konsum- und Produktionsmustern schweizweit bräuchten wir aber nach wie vor fast drei Erden.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Die Verbesserung der Energie- und Materialintensität ist ein zentrales Element einer Wirtschaft, welche die planetaren Belastbarkeitsgrenzen berücksichtigt. Der für die wirtschaftliche Produktion notwendige Verbrauch von Energie und Materialien verursacht negative ökologische Auswirkungen. Entsprechend sollen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vom Energie- und Materialverbrauch entkoppelt und Stoffkreisläufe geschlossen werden. Dies bedingt neben einer optimalen Gestaltung von Produktionsprozessen und Produkten etwa auch eine Internalisierung externer Kosten.
Die Energie- und Materialintensität werden anhand des Endenergie- und Rohstoffverbrauchs im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt gemessen.
Stand Effizienter Einsatz natürlicher Ressourcen 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren W7.1 (2000–2019) und W7.2 (2000–2018)
Die Energieintensität hat weiter abgenommen: Um einen Franken Wertschöpfung zu erzielen, wurde im Jahr 2010 0,40 Kilowattstunden an Endenergie benötigt, 2019 waren es noch 0,31 Kilowattstunden. Dies entspricht einer Reduktion von über 20 Prozent. Während die Wirtschaft zwischen 2010 und 2019 gewachsen ist (BIP: plus 18,1 Prozent), hat der Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum abgenommen (minus 7,7 Prozent) (BFS 2020a). Dies deutet auf eine Effizienzsteigerung beziehungsweise eine Entkoppelung von Energieverbrauch und Wirtschaftsentwicklung und/oder auf eine Verlagerung energieintensiver Produktionsprozesse ins Ausland hin (BFE 2019). Die Entwicklung des Indikators hängt zudem von verschiedenen kurzfristigen Faktoren wie der Witterung aber auch von langfristigen Faktoren wie dem Bevölkerungswachstum sowie wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen ab.
Auch die Materialintensität ist leicht rückläufig: Der inländische Rohstoffverbrauch, der allen in der Schweiz und im Ausland gewonnenen Rohstoffen zur Deckung der Endnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen der Schweiz entspricht, nahm pro volkswirtschaftlich erwirtschaftetem Franken ab von 0,24 Kilogramm im Jahr 2010 auf 0,20 Kilogramm im Jahr 2018. Dies entspricht einer Reduktion von 14 Prozent (BFS 2019a), was ebenfalls auf eine mögliche Entkoppelung vom Wirtschaftswachstum und dem Rohstoffverbrauch hindeutet. Während das Bruttoinlandprodukt in diesem Zeitraum um 18,1 Prozent gewachsen ist (BFS 2020a), hat der absolute inländische Rohstoffverbrauch um 0,2 Prozent zugenommen und betrug 2018 143 Millionen Tonnen (BFS 2020b). Dies entspricht rund 17 Tonnen pro Einwohnerin und Einwohner (BFS 2020b / BFS 2019b).
Der Rohstoffverbrauch setzt sich zu 41,5 Prozent aus Mineralien zusammen. Diese werden hauptsächlich in der Baubranche eingesetzt (Sand, Kies usw.). 22,8 Prozent des Rohstoffverbrauchs ist auf fossile Produkte für den Energiebedarf im In- und Ausland sowie für Plastikprodukte zurückzuführen. Die 19,9 Prozent des Rohstoffverbrauchs, der sich aus Metallen zusammensetzt, stehen hauptsächlich mit Tätigkeiten des Baugewerbes und der Industrie im Zusammenhang, die 15,9 Prozent Biomasse mit der Herstellung von Nahrung, Bioenergie und Erzeugnissen aus Holz und pflanzlichen Fasern (BFS 2015, BFS 2020b). 80 Prozent des Rohstoffinputs beziehungsweise 230 Millionen Tonnen wurde 2018 importiert. Die Rohstoffimporte überstiegen die Rohstoffexporte im selben Jahr um knapp 40 Prozent (BFS 2020b). Aufgrund des hohen Importvolumens fällt die Umweltbelastung aus der Bereitstellung der Rohstoffe zu 75 Prozent im Ausland an (BAFU 2020a).
Bedeutsam für den Ressourcenverbrauch insgesamt ist auch, dass viele Stoffkreisläufe nicht geschlossen sind und Rohstoffe sowie Produkte nicht nachhaltig genutzt werden. Mit ihren gegenwärtigen Konsum- und Produktionsmustern nutzt die Schweiz die natürlichen Ressourcen in einem Ausmass, das die Regenerationsfähigkeit und die Belastungsgrenzen der Erde übersteigt. Würden alle Länder so konsumieren wie die Schweiz, bräuchte es dafür fast drei Erden (BAFU 2020b).
Der Kanton Aargau führte im Jahr 2015 den "Ressourcen Trialog". In einem breit abgestützten Dialogprozess wurden unter Beteiligung von Akteuren aus Politik, Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft elf Leitsätze für einen künftig effizienten Umgang mit den natürlichen Ressourcen und einem ressourcenschonenden Konsum in der Schweiz erarbeitet. Unter anderem stand dabei die Förderung der Kreislaufwirtschaft im Fokus (Ressourcen Trialog 2017).
Indikator W7.1: Energieintensität Schweiz
Der Indikator zeigt die Menge Endenergie, die pro volkswirtschaftlich erwirtschafteten Franken verbraucht wird.
Die Energieintensität soll abnehmen.
Energieintensität Schweiz, 2000–2019
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Energieintensität Schweiz, 2000–2022
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator W7.2: Materialintensität Schweiz
Der Indikator zeigt den inländischen Rohstoffverbrauch (Raw Material Consumption, RMC) im Verhältnis zum BIP, beziehungsweise die Rohstoffmenge, die pro volkswirtschaftlich erwirtschafteten Franken verbraucht wird. Der inländische Rohstoffverbrauch oder "materielle Fussabdruck" basiert auf Modellierungen und entspricht der Gesamtmenge der in der Schweiz und im Ausland gewonnenen Rohstoffen zur Deckung der Endnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen der Schweiz.
Die Materialintensität soll abnehmen.
Materialintensität Schweiz, 2000-2018
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Materialintensität Schweiz, 2000-2021
langfristig (seit 2010) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Herausforderungen für das Thema Effizienter Einsatz natürlicher Ressourcen
- Mit der Digitalisierung und anderen technologischen Innovationen sind grosse Potenziale für die Energie- und Ressourceneffizienz verbunden. Andererseits können sie auch die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen befeuern (zum Beispiel seltene Erden für Hightech-Produkte) oder neue Konsumbedürfnisse wecken (BAFU 2020b).
- Da die meisten unserer Produkte und Rohstoffe importiert werden, entsteht ein immer grösserer Anteil der Umweltbelastung durch den Schweizer Konsum ausserhalb der Landesgrenzen (BAFU 2020b).
- Das Risiko, dass Effizienzsteigerungen durch Mehrkonsum zunichtegemacht werden (Rebound-Effekte) gilt es zu minimieren. Suffiziente Verhaltensweisen, die auf eine Verringerung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Material- und Energiemengen zielen, treten nur sehr langsam und punktuell in Erscheinung.
- Prinzipien des sogenannten Ecodesign beziehungsweise der Kreislaufwirtschaft in der Produkteherstellung werden erst punktuell berücksichtigt und können sich nicht grossflächig durchsetzen.
Quellen
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Referenzen |
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Links |
Für das Thema "Effizienter Einsatz natürlicher Ressourcen" relevante SDGs der Agenda 2030
Spotlight Klima
Steigerung der Ressourceneffizienz reduziert Treibhausgasemissionen
"Die Senkung der Energie- und Ressourcenintensität bei der Herstellung, dem Handel und dem Konsum von Produkten leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der anthropogen verursachten Treibhausgase. Als wichtiger Industriestandort ist der Kanton Aargau bezüglich Energie- und Ressourceneffizienz besonders stark gefordert. Dabei sind die Herausforderungen für Unternehmen bei der Ressourceneffizienz meist grösser als bei der Energieeffizienz. Materialeinsparungen, die Umstellung auf andere Rohstoffe oder Recyclingprozesse können Auswirkungen auf den ganzen Herstellungsvorgang und auf das Design eines Produkts haben. Die Minimierung des Ressourcenbedarfs bei der Herstellung von Produkten kann durch ein bewusst ressourcenschonendes Konsumverhalten des Einzelnen verstärkt werden."
BVU, Abteilung für Umwelt
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
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