Sins – Südwestumfahrung
Die Gemeinde Sins, wo die beiden Nord-Süd-Hauptverkehrsachsen des Bünz- und Reusstals aufeinandertreffen, ist schon seit Jahrzehnten stark vom Durchgangsverkehr betroffen. Die Südwestumfahrung soll das Dorfzentrum Sins und die Zufahrtsachse vom Verkehr entlasten. Die Bauarbeiten dauern von März 2019 bis Herbst 2022.
Das Projekt sieht eine Umfahrung vor, welche einen 912 Meter langen Tunnel und eine 67 Meter lange Brücke über das Bachtal beinhaltet. Die Umfahrung wird mit zwei Grosskreiseln im Süden und Norden an die Aarauer- und Luzernerstrasse angeschlossen.
Dank der Südwestumfahrung wird das Dorfzentrum von Sins vom motorisierten Individualverkehr und dessen negativen Auswirkungen (Lärm, Schadstoffe) entlastet. Das Dorfzentrums als örtlicher und überörtlicher Handels- und Dienstleistungsort wird gestärkt. Die Aufenthaltsqualität entlang der Luzerner- und Aarauerstrasse wird erhöht und die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden erhöht.
Landschaft und Lebensräume werden geschützt. Mit ökologischen Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen werden negative Auswirkungen, die vom Strassenneubau ausgehen, minimiert.
Bauphasen
Bauphase 1 – März bis April 2019
Die Installationsplätze, die provisorischen Überführungen und die Baupisten werden erstellt. Vom Panoramaweg her werden die Erd- und Aushubarbeiten Richtung Eichfeld gestartet.
Bauphase 2 – April bis September 2019
Die Widerlager und der Mittelpfeiler der Bachtalbrücke werden erstellt. Zeitgleich erfolgt der Bau der Stützmauern, des Stapelbeckens Nord und des Elektroraums Nord.
Bei der Velo- und Fusswegüberführung Schürmatt werden in dieser Phase die Brückenwiderlager, das Stapelbecken und die Elektro-Stützpunkte ausgeführt. Anschliessend wird die im Werk teilvorfabrizierte neue Velo- und Fusswegüberführung (Stahlbrücke) montiert.
Die Betonarbeiten des Tunnelgewölbes zwischen Kreisel Eichfeld und Panoramastrasse werden von Süden nach Norden gestartet, ebenso die Arbeiten für den Fluchtweg Süd.
Bauphase 3 – September 2019 bis Juni 2020
Das Lehrgerüst für den Brückenoberbau der Bachtalbrücke wird montiert und die Stahlbetonarbeiten für den Brückenoberbau sowie die Abdichtungsarbeiten ausgeführt.
Die Aushub-, Beton- und Abdichtungsarbeiten des Tunnelgewölbes zwischen Kreisel Eichfeld und Panoramastrasse werden von Süden nach Norden gestartet.
Beim Kreisel Eichfeld werden die Stützmauern Schürmatt erstellt, die Werkleitungen angepasst und die Betondecken des Kreisels (Teil West) eingebaut.
Bauphase 4 – Juni 2020 bis Ende 2020
Das nördliche Tunnelportal wird errichtet.
Die Aushub-, Stahlbeton- und Abdichtungsarbeiten des Tunnels werden von Süden nach Norden weiter fortgeführt und abgeschlossen. Parallel dazu werden der Fluchtweg Nord und die Zentrale erstellt. Der Ausbau des Tagbautunnels wird mit dem Belagseinbau und dem Aufbringen des Oberflächenschutzes abgeschlossen.
Der Kreisel Eichfeld wird finalisiert und die westliche Hälfte des Kreisels Bachtal erstellt.
Die Aettenschwilerstrasse wird von Anfang Juni 2020 für rund drei Monate gesperrt. Die Sperrung wird genutzt, um die Werkleitungen und die Kanalisation in der Aettenschwilerstrasse zu ersetzen und den Strassenoberbau in Stand zu stellen.
Die Umleitung ab Abtwil Richtung Sins führt via Oberrütistrasse/Kreuzstrasse/Abtwilerstrasse (K345)–Oberrüti–Hauptstrasse/Luzernerstrasse (K125) nach Sins. Die Umleitung ab Sins Richtung Abtwil führt via Aarauerstrasse (K124)–Auw–Alikonertsrasse/Tönlihof/Auwerstrasse (K348) nach Abtwil.
Umleitung Bus
Der öffentliche Busverkehr wird durch die Bauarbeiten beeinflusst. Der Arm der Aettenschwilerstrasse wird von Juni bis Mitte September 2020 gesperrt. Dadurch ist eine Alternativroute für die Buslinie 347 erforderlich und die Bushaltestelle „Schützenhaus“ kann nicht mehr bedient werden.
Die Buslinie 347 wird über die Strasse Brand umgeleitet. Etwa in der Mitte der Umleitung auf der Strasse Brand wird eine provisorische Bushaltestelle erstellt, welche in Gehdistanz rund 550 Meter von der Bushaltestelle „Schützenhaus“ entfernt liegt.
Bauphase 5 – Ende 2020 bis Juni 2021
Die elektromechanischen Ausrüstungsarbeiten im Tagbautunnel sowie der Fluchtwege und Zentrale beginnen.
Die Baupisten und die Installationsplätze werden zurückgebaut, die Rekultivierungsarbeiten ausgeführt und die Deckbelagsarbeiten im Bereich der beiden Kreiselbauwerke sowie der Aettenschwilerstrasse fertig gestellt.
Bauphase 6 – Juni 2021 bis Herbst 2022
In der sechsten Bauphase werden die Arbeiten an der Aarauerstrasse inklusive der Belagsarbeiten ausgeführt.
Detaillierter Projektbeschrieb
Gesamtprojekt
In der Gemeinde Sins kommen die beiden Nord-Süd-Hauptverkehrsachsen des Bünztals und des Reusstals zusammen. Am Kreisel Einhornplatz treffen sich die Achsen der Kantonsstrassen K260 und K124 sowie am Kreisel im Süden die Achsen der Kantonsstrassen K126 und K125. Die Strecke zwischen diesen beiden Kreiseln ist heute mit über 19'000 Fahrzeugen pro Tag sehr stark belastet. Ebenfalls stark belastet ist die Kantonsstrasse K124 in Richtung Muri. In den letzten Jahren ist die Verkehrsbelastung überproportional gestiegen und hat seit der Eröffnung der neuen Reussbrücke um jährlich fünf Prozent zugenommen. Der Anteil des Durchgangsverkehrs liegt bei rund 64 Prozent.
Die Südwestumfahrung Sins (neue Kantonsstrasse NK124) soll das stark belastete Dorfzentrum und dessen Zufahrtsachsen vom Verkehr entlasten. Die Grenzwerte der Lärmschutz-Verordnung werden entlang der Ortsdurchfahrt überschritten. Ebenso liegt die Schadstoffbelastung nahe respektive teilweise über den Immissionsgrenzwerten.
Von Norden nach Süden umfasst das generelle Projekt Südwestumfahrung Sins:
- den Kreisel Bachtal mit einem Durchmesser von 34–42 Metern
- die 67 Meter lange Bachtalbrücke
- den anschliessenden 912 Meter langen Tagbautunnel inklusive Zentrale und Fluchtwege
- das südliche Trassee von 40 Metern Länge
- die Velo- und Fusswegüberführung Schürmatt von 40 Metern Länge
- den Kreisel Eichfeld mit einem Durchmesser von 41,5–45,6 Metern
- Anpassung Aarauerstrasse
- Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen
Neue Kantonsstrasse NK124, Trasse – Übersichtsplan 1:1000 (PDF, 1 Seite, 5,1 MB)
Bauwerke
Tagbautunnel Letten
Die Gesamtlänge des Tagbautunnels Letten beträgt 912 Meter und das maximale Längsgefälle 6 Prozent. Der Tunnel, durch welchen in der Betriebsphase als Versorgungsroute des Typs II geführt wird, hat zwei richtungsgetrennte Fahrspuren und wird mit den erforderlichen Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen versehen. Der Tagbautunnel besteht aus den Elementen:
- Portalbereich Nord
Aufgrund der geringen Terrainüberdeckung im Portalbereich und in Zusammenhang mit der Portalgestaltung sowie der Velowegführung wird auf den ersten 50 Metern des Tagbautunnels ein Rechteckquerschnitt vorgesehen. Dieser Abschnitt ist das Verbindungsstück zwischen dem gewölbten Tagbautunnelprofil im Mittelbereich und der Bachtalbrücke. Der Stahlbetonrahmen weist eine Breite von circa 12 Metern und eine Höhe von rund 6,5 Metern auf. - Mittelbereich
Der Grossteil des Tunnels Letten wird über eine Strecke von rund 830 Metern als Gewölbe mit einer 50 Zentimeter starken Betonschale ausgebildet. Der Tagbautunnel folgt in diesem Abschnitt möglichst der bestehenden Geländeoberfläche und weist in der Regel im Endzustand eine Überdeckung von rund ein bis vier Metern auf. - Portalbereich Süd
Aufgrund der geringen Erdüberdeckungen und der bereits im Tunnelbereich erforderlichen Spuraufweitung wird auf den letzten 55 Metern des Tagbautunnels im Süden nochmals auf einen Rechteckquerschnitt umgestellt. Dieser Rahmen weist eine freie Spannweite von 13 Metern und eine lichte Höhe im Fahrbahnbereich von 5,4 Metern auf. - Zentrale
Die Zentrale mit allen für die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung (elektrische und elektronische Systeme) sowie den Betrieb erforderlichen Räumen (Raumlüftung, Lager, sanitäre Einrichtungen) befindet sich rund 200 Meter vom Nordportal entfernt. Das Treppenhaus wird zusätzlich als Fluchtweg für den Tagbautunnel benutzt.
Die insgesamt zweigeschossige Zentrale verfügt über einen ebenerdigen Zugang von oben. Die Zufahrt zur Zentrale erfolgt via Schulareal Letten. - Fluchtwege
Aufgrund der Topografie und dem komplexen Lüftungskonzept des Tunnels sind vier Fluchtwege vorgesehen. Die Abstände zwischen den Fluchtwegen beziehungsweise zwischen den Portalen und den Fluchtwegen betragen zwischen 165 und 202 Metern. Diese gegenüber der Norm verkürzten Fluchtwege sind aufgrund des starken Längsgefälles und dem daraus resultierenden Lüftungskonzept erforderlich.
Die Fluchtwege sind mit Ausnahme des Fluchtweges "Zentrale" als eigenständige Fluchttreppenhäuser konzipiert, die seitlich an das Tunnelgewölbe anschliessen und direkt ins Freie führen. Es sind dies die drei Fluchtwege Nord, Pfrundweidli und Süd. Die Fluchtwege werden zur Verhinderung von Raucheintritt aus dem Tunnel im Brandfall mit einer Überdrucklüftung ausgestattet. Alle Türen bestehen aus selbstschliessenden Schiebetüren.
Bachtalbrücke
Die Bachtalbrücke verbindet den Kreisel Bachtal mit dem nördlichen Tunnelportal in geschwungener Linienführung. Sie überquert den Sinserbach in einer Höhe von circa 6,5 Metern. Aufgrund der Nähe zum Kreisel Bachtal sind die Fahrspuren am nördlichen Widerlager aufgeweitet, so dass die Brücke eine variable Breite aufweist. Das Quergefälle wechselt innerhalb der Brückenlänge, woraus eine Verwindung des Überbaus resultiert. Das südliche Brückenwiderlager ist baulich in das Tunnelportal integriert. Die Brücke ist als längs vorgespannter Zweifeldträger konzipiert. Die Spannweiten betragen je 33,5 Meter.
Die Brücke dient dem regulären Strassenverkehr exklusive Velo- und Fussverkehr sowie als Versorgungsroute des Typs II. Die Fahrspurbreiten betragen in der Regel 3,75 Meter mit Aufweitungen zum Kreisel hin. Die seitlichen Bankette sind 1,45 Meter breit.
Velo- und Fusswegüberführung Schürmatt
Der Veloweg quert die neue Kantonsstrasse NK124 im Aufweitungsbereich des Kreisels mit einer Stahlbrücke. Um die erforderliche Durchfahrtshöhe unter der Brücke zu gewährleisten, muss der Velo- und Fussweg um circa zwei Meter über das bestehende Terrain angehoben werden.
Die Brücke wird als geschweisste Vollwandkonstruktion hergestellt. Die Hauptträger des Trogquerschnitts werden dabei 1,3 Meter über der Fahrbahn geführt und bilden somit die Absturzsicherung für den Fuss- und Veloverkehr. Die Brücke weist eine Spannweite von 40 Metern auf.
Übersichtsplan Velo- und Fusswegbrücke (PDF, 1 Seite, 735 KB)
Strassenbau
Kreisel Bachtal
Der Kreisel Bachtal verbindet die Kantonsstrasse K 124 von Muri herkommend mit der neuen Kantonsstrasse NK 124, die nach Zug respektive Luzern führt. Weitere Kreiseläste führen nach Ättenschwil beziehungsweise dienen der Anbindung von Sins.
Der Kreisel Bachtal wird als Turbokreisel mit zweispuriger Zufahrt aus der Umfahrung ausgebildet. Er weist einen Aussendurchmesser von 34 bis 42 Metern und einen Innendurchmesser von 20 Metern auf. Entlang des Südrands des Kreisels ist die Ausstellbucht für den Tunnel angeordnet. Diese ist mit einer Notrufsäule und einem Hydranten ausgerüstet. Unter der Ausstellbucht liegt das Stapelbecken für das Tunnelschmutzwasser.
Der Kreisel Bachtal wird in zwei Etappen von Juni bis Ende 2020 gebaut.
Kreisel Eichfeld
Im Rahmen der Projektierung der Südwestumfahrung zeigte sich, dass der Knoten Eichfeld mit dem aktuellen Kreisel von 36 Metern Durchmesser neu projektiert werden muss. Auslöser war die Verlegung des Tunnelportals näher zum Knoten Eichfeld. Dies bedeutete, dass der massgebliche Stauraum des Knotens verkürzt und damit die Gefahr eines Staus im Tunnel erhöht wird. Zur Leistungssteigerung des Knotens wird ein Turbokreisel mit einem Aussendurchmesser von 41,5 bis 45,6 Metern geplant.
Der Kreisel Eichfeld besteht wie auch der Kreisel Bachtal aus einer Betondecke.
Aarauerstrasse K 124
Der Kanton Aargau tritt die Aarauerstrasse in angepasst ausgebautem Zustand an die Gemeinde Sins ab. Die Anpassungen der Aarauerstrasse sind jedoch Bestandteil des Projekts Südwestumfahrung Sins. In der Betriebsphase muss die Aufnahme des Umleitungsverkehrs bei Tunnelsperrungen sichergestellt sein.
Die Aarauerstrasse wird in einen siedlungsorientierten Strassenraum mit einer durchgehenden Fahrbahnbreite von sechs Metern umgestaltet. Das einseitige Trottoir mit einer Baumreihe hat eine Breite von drei Metern. Die Lage der Baumreihe wird an die bestehenden Verhältnisse (Werkleitungen) angepasst. Bestehende Bäume werden soweit möglich erhalten und in das Projekt integriert.
Der Einhornplatz erhält eine gestalterische Aufwertung.
Bei der Bushaltestelle Bachtal (Linien 347/348) werden die zwei Nischen aufgehoben und als Fahrbahnhaltestelle für Gelenkbusse (Haltekante mit 20 Metern Länge) neu angeordnet. Die Haltestelle Süd wird Richtung Osten verschoben.
Mit der Anpassung und Aufwertung der Aarauerstrasse werden folgende Ziele angestrebt:
- Die Aufenthaltsqualität entlang der Ortsdurchfahrt wird erhöht.
- Längs der Aarauerstrasse werden sichere und attraktive Verbindungen angeboten. Wichtige Querungsstellen, vor allem für den Schülerverkehr, werden sicher und attraktiv gestaltet.
- Die Unfallgefahr wird verringert und die Unfallschwere reduziert.
- Die Gestaltung richtet sich nach dem Koexistenzprinzip (Mischverkehrsflächen schaffen).
- Eine optische Verzahnung mit den Seitenbereichen wird angestrebt.
Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen
- Ausgleichsmassnahme Feuchtgebeit Chüttig
- Ausgleichsmassnahme Bachausdolung Bärlooweidbach
- Ersatzmassnahme Schaffung Kleinstrukturen Chusitobel
- Ausgleichs- und Ersatzmassnahme Aufwertung Durchlass Stöckenbach
- Ersatzmassnahme Aufwertung Waldgebiet Chusitobel
Zahlen und Fakten
Termine
Termine
Kosten
Kosten
Kostenteiler
Die Gesamtkosten betragen 88,4 Millionen Franken. Davon entfallen Anteile von 78,6 Millionen Franken auf den Kanton und 9,8 Millionen Franken auf die Gemeinde Sins.
Medien und Dokumentation
Medienmitteilungen
- 11.09.2021 −Tunnel Letten in Sins ist eingeweiht
- 13.12.2019 − Rad- und Gehwegüberführung Schürmatt als erstes Bauwerk der Südwestumfahrung Sins fertiggestellt
- 20.02.2019 −Baubeginn der Hauptarbeiten für die Südwestumfahrung Sins
- 15.09.2018 − Offizieller Spatenstich für das kantonale Strassenbauprojekt Südwestumfahrung Sins
- 29.09.2017 − Südwestumfahrung Sins: Planung kann weitergeführt werden
- 24.11.2005 − Varianten Umfahrung Sins
Medienberichterstattung
- 23.03.2020 Aargauer Zeitung: Umfahrungstunnel schlängelt sich durch die Landschaft (PDF, 1 Seite , 245 KB)
- 01.2020 Der Bauingenieur: Elegante Lösung schont Kulturland (PDF, 2 Seiten, 6,1 MB)
- 14.12.2019 Aargauer Zeitung: Umfahrung Sins mit zehn Monaten Vorsprung
- 17.09.2018 Aargauer Zeitung: Start für Südwestumfahrung (PDF, 1 Seite, 500 KB)
- 30.09.2017 Schweiz am Wochenende: Baustart voraussichtlich im Jahr 2019 (PDF, 1 Seite , 410 KB)