W6 Infrastruktur und Investitionen
Die Ausgaben für den Unterhalt an den gesamten öffentlichen Investitionen sind im Kanton Aargau überdurchschnittlich hoch, wobei mehr als zwei Drittel im Tiefbau eingesetzt wird. Zwei Abwasserreinigungsanalagen (ARA), mit einer Mikroverunreinigungsstufe (MV-Stufe) ausgestattet, sind in Betrieb.
Private und öffentliche Infrastrukturen wie Gebäude, Verkehrs-, Kommunikations-, Trink- und Abwasserversorgung sowie Energieversorgung stellen eine elementare Grundlage für die Lebensqualität, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Standortattraktivität dar. Werterhaltende Investitionen in den Unterhalt verfolgen das Ziel, die Infrastrukturen funktionsfähig und resilient gegenüber Störungen zu halten, ihre Lebensdauer zu verlängern und sie für kommende Generationen zu erhalten. Notwendige Nachrüstungen, Neu- oder Ersatzbauten sind ressourcensparend und bedürfnisgerecht und nach dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erstellen.
Der langfristige Erhalt der Infrastrukturen bedingt eine vorausschauende Investitionsplanung. Bei Investitionen gilt es, die Lebenszykluskosten der Infrastruktur in die Wirtschaftlichkeitsüberlegungen einzubeziehen und möglichst die beste verfügbare Technologie zu verwenden.
Indikatoren: Kosten Unterhalt öffentlicher Bauten und Anschluss der Bevölkerung an ARA mit MV-Stufe
Die Funktionsfähigkeit der Infrastrukturen wird einerseits anhand des Anteils der Unterhaltskosten für öffentliche Bauten (Hoch- und Tiefbau) an den gesamten öffentlichen Bauausgaben beurteilt. Um eine langfristige Nutzung der Infrastruktur gewährleisten zu können, soll dieser Anteil kurz- und mittelfristig steigen. Andererseits wird der Anteil aller an eine ARA angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohner betrachtet, deren Abwasser über eine MV-Stufe behandelt wird. Ziel ist es, bis im Jahr 2035 das Abwasser von rund 60 % der Bevölkerung über eine MV-Stufe zu reinigen.
Der Indikator Kosten Unterhalt öffentlicher Bau (Hoch- und Tiefbau) misst den Anteil dieser Kosten am Gesamttotal der öffentlichen Bauausgaben. Bruch in der Datenreihe 2013, aufgrund überarbeiteter Berechnungsmethode.
Kosten Unterhalt öffentlicher Bau, Aargau und Schweiz, 2000 - 2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | negativ |
Der Indikator zeigt den Anteil aller an eine Abwasserreinigungsanlage (ARA) angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohner, deren Abwasser über eine Mikroverunreinigungsstufe (MV-Stufe) behandelt wird.
Anschluss an ARA mit MV-Stufe, Aargau, 2016 - 2024
langfristig (seit 2016) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | positiv |
Stand 2024
Konstanter Anteil Unterhaltskosten an den gesamten öffentlichen Bauausgaben und zwei ARAs mit MV-Stufe ausgestattet
Der Anteil der Kosten für den Unterhalt ist seit 2014 relativ stabil, 2022 betrug er rund 31 %. Davon fallen 64 % auf den Tiefbau und 36 % auf den Hochbau (BFS 2024). Die Verteilung auf nationaler Ebene zwischen Hoch- und Tiefbau ist fast identisch wie im Kanton Aargau für das Jahr 2022 mit einem leicht grösseren Anteil für den Tiefbau. Im Zusammenhang mit der Haushaltssanierung, hat der Regierungsrat unter anderem das Reformvorhaben Immobilien Aargau beschlossen. Dieses beabsichtigt, die anstehenden Investitionen bei Grossvorhaben mit einem Volumen über 50 Millionen Franken zu glätten. Aufgrund dessen kam es zu einer zeitlichen Verschiebung solcher Investitionen. Während der gesamten betrachteten Zeitreihe, lag der Anteil Unterhaltskosten an den Gesamtinvestitionen im Kanton Aargau über dem Schweizer Durchschnitt (BFS 2024).
Von den totalen Bauausgaben im Kanton Aargau 2021 wurden 71,3 % von Privaten getätigt, 28,7 % fielen im öffentlichen Bau an. Über die Hälfte (60,8 %) der gesamten Ausgaben betreffen Neubauten, 29,8 % betreffen Umbauten und 9,5 % öffentliche Unterhaltsarbeiten (DFR 2023).
Die in den jährlichen Bauprogrammen geplanten Gesamtinvestitionen in Strasseninfrastruktur waren in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau. Mehr als die Hälfte entfiel stets auf den Neubau, die Umgestaltung und Verbesserung der Verkehrssicherheit. Zirka ein Drittel wurde für den Werterhalt von Strassen, Brücken und Tunneln eingesetzt und Lärmsanierungsmassnahmen und der Ausbau des kantonalen Veloroutennetzes machten zusammen unter 10 % aus (BVU 2021−2024).
Die Abteilung Tiefbau des Kantons Aargau möchte bei allen neu startenden Projekten ab 2025 prüfen, ob die BIM-Methodik (Building Information Modeling) zum Einsatz kommen soll. Die über die BIM-Methodik generierten Daten haben auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und des Umgangs mit vorhandenen Ressourcen und Materialien eine wichtige Bedeutung (BVU 2022).
Die vom Bund angestossene Ausrüstung der ARAs mit einer Behandlungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen kommt im Kanton Aargau voran. Ende 2024 sind zwei ARAs mit einer MV-Stufe in Betrieb. Damit wird ab 2025 das Abwasser von 5,6 % der Bevölkerung entsprechend gereinigt (Ziel bis 2035: 60 %). Die Inbetriebnahme der weiteren MV-Stufen wird sich voraussichtlich auf den Zeitraum 2030−2035 konzentrieren, weil auf diesen Zeitraum bedeutende ARA-Zusammenschlüsse und -Erneuerungen vorbereitet werden.
Der Kanton Aargau achtet bei der Planung, dem Bau und der Bewirtschaftung seiner Immobilien auf Aspekte der nachhaltigen Entwicklung. Die Fachstelle für nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften stellt die zukunftsgerichtete Entwicklung des kantonalen Immobilienportfolios sicher, indem sie unter anderem das Konzept Netto Null 2040 erarbeitet und die Schnittstelle zur Umsetzung der 'Solaroffensive für kantonale Immobilien' schliesst. Ausserdem hat der Kanton Aargau zusammen mit fünf Kantonen der Nordwestschweiz Leitsätze im Bereich "Nachhaltiges Bauen" verabschiedet. In den Handlungsfeldern "Verminderung der direkten und indirekten THG-Emissionen im Bau und Betrieb" sowie "Stärkung des Baustoffkreislaufs" sollen die Kantone zukünftig zusammenarbeiten oder kantonsinterne Projekte entwickeln (NWRK 2023).
Ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Kantonen der Nordwestschweiz wurden die Leitsätze "Nachhaltige Beschaffung" verabschiedet (NWRK 2023). Die nachhaltige Beschaffung folgt nachstehender Kaskade. Über allem steht die Suffizienz, denn die nachhaltigste Massnahme oder das nachhaltigste Projekt ist dasjenige auf welches verzichtet werden kann. Soll das Vorhaben umgesetzt werden, achtet der Kanton in sämtlichen Planungsphasen auf eine zielgerichtete und nachhaltige Entwicklung. In frühen Phasen der Projektentwicklung ist die Stellschraube der Nachhaltigkeit in Verbindung mit dem eingesetzten Steuerfranken am grössten. Als qualitätssichernde Elemente dienen auch der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS), das Label Minergie-P-Eco und dergleichen. Auch in den Ausschreibungen wird eine adäquate Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien angestrebt.
Herausforderungen
- Der Gebäudepark ist für etwa einen Drittel des CO2-Ausstosses im Kanton Aargau verantwortlich (BVU 2024b). Gleichzeitig wird der Gebäudesektor durch die Klimaerwärmung vor neue Herausforderungen betreffend der Kühlung von Gebäuden gestellt.
- Mit dem Bevölkerungs- und Verkehrswachstum werden auch die privaten und öffentlichen Infrastrukturen erweitert. Damit erhöhen sich parallel zum laufenden Betrieb und Unterhalt ebenfalls die Investitionen und die damit verbundene Wartung.
- Steigende ökologische und soziale Anforderungen an Tief- und Hochbauten erhöhen den Nutzen der Infrastrukturen zum Beispiel in Form von aufgewerteten Strassen- und Freiräumen. Dem gegenüber erhöhen sich Investitions- und Unterhaltskosten.
- Die geplanten Ausbauten der Strasseninfrastruktur bis 2040 und dabei insbesondere geplante Kunstbauten (Brücken, Tunnel) erhöhen das Kostenwachstum des Unterhalts überproportional. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den kantonalen Ressourcen bedingt auch die Berücksichtigung der Investitionsfolgekosten (BVU 2016).
- Im Gegensatz zu Scope 1 und 2 Emissionen, bei denen mittels hochwertigen und vorbildlichen Nachhaltigkeits- und Energiestandards die direkten Treibhausgase nahezu auf Null gesenkt werden können, werden die gänzliche Reduktion indirekter Emissionen und die Reduktion grauer Energie (Scope3) herausfordernd sein. Insbesondere auf der Auftragnehmerseite werden die Anforderungen an die zu erbringenden Unterlagen und Nachweise für eine nachhaltige Submission eine herausfordernde Belastung nach sich ziehen.
- Im ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis können Zielkonflikte aus dem vielfältigen Anforderungsprofil an die Bauprojekte entstehen. Als Grundsatz bedeutet eine umfassende Sicht der Nachhaltigkeit eine Güterabwägung zwischen den Aspekten der gesellschaftlichen Solidarität, der wirtschaftlichen Effizienz und dem Schutz der natürlichen Umwelt zu treffen.
- Höhere Anforderungen betreffend Energieeffizienz (Netto-Null), Energienutzung und die Rückgewinnung von Wertstoffen stellen die ARAs vor Herausforderungen. Der Bund wird ab 2028 die ARAs dazu verpflichten, ihre Eliminationsleistung betreffend Stickstoff zu erhöhen. Weiterhin werden zusätzliche ARAs mit einer MV-Stufe ausgerüstet.
Spotlight Klima
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen, welche ein nachhaltiges Handeln erfordern. Die Spotlights-Klima beleuchten ausgewählte Massnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Förderprogramm: ein bunter Strauss an Massnahmen mit grosser Wirkung
Das "Förderprogramm Energie 2021–2024" unterstützt Massnahmen an der Gebäudehülle, Holzheizungen, Wärmepumpen, Anschlüsse an ein Wärmenetz, solarthermische Anlagen und Wärmenetzprojekte. Zudem stehen auch Mittel für Pilotanlagen zur Verfügung. Gemäss aktueller Hochrechnung wird der Verpflichtungskredit Förderprogramm Energie 2021 – 2024 leicht unterschritten.
Vergabekriterien kantonaler Strassenbau: erhöhter Recyclingasphalt und kürzere Transportwege
Bei allen kantonalen Strassenbauprojekten werden bei der Vergabe die Wiederverwendung von Materialien und die Transportwege der Belagslieferungen als Kriterien in die Beurteilung mit einbezogen. Durch die Erhöhung des Recyclinganteils im Asphalt werden natürliche Ressourcen geschont. Mit der Einführung neuer Vergabekriterien konnte der Recyclinganteil in Strassenbelägen deutlich erhöht werden: von 28 % im Jahr 2014 auf 43 % im Jahr 2022. Zudem werden mit der Bewertung der Entfernung von Zulieferwerken die Transportdistanzen reduziert.
Verweise
Für das Thema "Infrastruktur und Investition" relevante SDGs der Agenda 2030
- SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
- SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie
- SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
- SDG 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
Das Thema "Infrastruktur und Investitionen" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
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Referenzen |
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