W5 Arbeitsmarkt
Die Arbeitsmarktsituation hat sich im Aargau verbessert, die Arbeitslosenquote liegt jedoch neu leicht über dem Schweizer Durchschnitt. Die Erwerbsquote der Frauen liegt auf einem konstanten Niveau unter derjenigen der Männer, damit wird das Arbeitskräftepotenzial der Frauen nicht optimal genutzt.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Der Arbeitsmarkt ist ein zentraler Faktor für das Funktionieren der Volkswirtschaft und den Erhalt des Wohlstands. Zudem nimmt bezahlte Arbeit in unserem Leben eine identitätsstiftende Stellung ein und sichert die individuelle Existenz.
Die Schaffung produktiver Arbeitsplätze einerseits und ausreichend qualifizierter Arbeitskräfte andererseits sind zentrale Bedingungen für einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Sie ermöglichen, dass das Arbeitskräftepotenzial bestmöglich ausgeschöpft wird. Das Einhalten von Sozialstandards ist dabei ebenfalls eine zentrale Voraussetzung.
Die Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarkts wird anhand der Arbeitslosenquote sowie der Erwerbsquote gemessen.
Stand Arbeitsmarkt 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren W5.1 (2000–2019) und W5.2 (2010–2018)
2019 waren im Kanton Aargau durchschnittlich 9'328 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 2'156 Personen weniger als 2016 und so wenige wie seit 2012 nicht mehr. Die Arbeitslosenquote sank seit 2016 um 0,7 Prozent auf 2,5 Prozent im Jahr 2019. Seit 2018 liegt die Arbeitslosenquote des Aargaus allerdings leicht über derjenigen der Schweiz (2019: 2,3 Prozent) (DVI 2020).
In der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen waren 2019 durchschnittlich 1'175 Personen arbeitslos. Dies entspricht der kantonalen Durchschnittsquote von 2,5 Prozent, schweizweit liegt diese bei 2,2 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren abgenommen. Diese Entwicklung kann auf die demografische Alterung zurückgeführt werden, welche aktuell auf den Arbeitsmarkt einen positiven Effekt auf die Jugendlichen hat (SECO 2019). Der Anteil der Arbeitslosen über 50-Jährigen hat hingegen demografisch bedingt weiter zugenommen. Rund 30 Prozent aller arbeitslosen Personen gehören dieser Altersklasse an. Im Gegensatz zu jüngeren Arbeitssuchenden, besteht bei dieser Altersklasse das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit (SECO 2019). Die Anzahl der ausgesteuerten Personen hat konjunkturabhängig im Aargau seit 2016 um rund 10 Prozent auf 2'500 Personen im Jahr 2018 abgenommen (DVI 2020). Schweizweit sind rund 55 Prozent der ausgesteuerten Personen im ersten Jahr nach der Aussteuerung wieder erwerbstätig. Zunehmend jedoch oft in atypischen Arbeitsverhältnissen mit mehr geforderter Flexibilität und mit relativ tiefen Löhnen (BFS 2019).
Die Anzahl gemeldeter offener Stellen hat sich im Aargau fast verdreifacht, von 1'000 offenen Stellen im Jahr 2016 auf 2'803 im Jahr 2019 (amstat 2020). Ein Grund der Erhöhung liegt in der seit 2018 eingeführten Stellenmeldepflicht. Die Gesamtbeschäftigung (Anzahl Stellen) wächst schweizweit seit einem Jahrzehnt ungebrochen (BFS 2020b).
Die Nettoerwerbsquote der Frauen liegt im Kanton Aargau deutlich unter derjenigen der Männer. Der Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern hat sich seit 2010 nur geringfügig geändert. Die Quote der Frauen lag 2018 10,6 Prozent unter der Quote der Männer. Die Nettoerwerbsquote der Frauen stieg von 51 Prozent im Jahr 1980 auf rund 75 Prozent im Jahr 2010. Nach einem weiteren kontinuierlichen, leichten Anstieg auf 77,3 Prozent im Jahr 2016 ist die Quote der Frauen auf 75,9 Prozent im Jahr 2018 zurückgegangen. Auch die Quote der Männer zeigte sich in derselben Periode leicht rückläufig (BFS 2020a). Die Erwerbsquoten beider Geschlechter sind im Kanton Aargau leicht höher als im schweizerischen Durchschnitt. Der Anteil der Teilzeitarbeitenden betrug 2017 im Kanton Aargau ca. 37 Prozent (NAB 2018). Der Anteil der Erwerbstätigen, die zur Erbringung ihrer Arbeit nicht mehr an das physische Büro des Arbeitsgebenden gebunden sind, ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2017 waren es im Aargau knapp 18,6 Prozent, im Schweizer Durchschnitt 20 Prozent Arbeitnehmende die mobil arbeiten. Tendenziell handelt es sich dabei um gut oder hoch qualifizierte Erwerbstätige (NAB 2018).
Indikator W5.1: Arbeitslosenquote Aargau und Schweiz
Die Arbeitslosenquote zeigt den Anteil der Arbeitslosen an den 15- bis 64-jährigen Erwerbspersonen, die bei den regionalen Arbeitsvermittlungszentralen registriert und sofort vermittelbar sind.
Der Anteil der Arbeitslosen soll tief, der Anteil der erwerbstätigen 15- bis 64-jährigen Bevölkerung soll hoch sein.
Arbeitslosenquote Aargau und Schweiz, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | negativ |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Arbeitslosenquote Aargau und Schweiz, 2000–2022
langfristig (seit 2000) | negativ |
kurzfristig (seit 2016) | negativ |
Indikator W5.2: Nettoerwerbsquote Aargau nach Geschlecht
Die Nettoerwerbsquote nach Geschlecht weist den Anteil der 15- bis 64-jährigen Erwerbspersonen an der gleichaltrigen Bevölkerung nach Geschlecht aus.
Zur besseren Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials soll die Erwerbsquote der Frauen steigen.
Nettoerwerbsquote Aargau nach Geschlecht, 2010–2018
langfristig (seit 2000) | unverändert |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Aktualisierung Daten 2023
Nettoerwerbsquote Aargau nach Geschlecht, 2010–2021
langfristig (seit 2000) | unverändert |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Herausforderungen für das Thema Arbeitsmarkt
- Dem digitalen Strukturwandel werden Stellen zum Opfer fallen, gleichzeitig entstehen auch neue Berufe (NAB 2018). Über eine gezielte Nutzung der Chancen der sich laufend entwickelnden Digitalisierung kann zudem die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden.
- Teilzeitarbeit und flexible Arbeitsmodelle wie flexible Arbeitszeiten, Job-Sharing, mobiles Arbeiten oder Arbeit auf Abruf nehmen weiter zu. Für die Unternehmen erfordert dies einen höheren Kontroll- und Koordinationsaufwand, für Arbeitnehmende allenfalls Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit (NAB 2018).
- Befristete Arbeitsverhältnisse nehmen zu. Sie bringen für die Unternehmen eine Entlastung der Personalkosten. Demgegenüber kann die Unsicherheit mit dem Job für Arbeitnehmende zu Stresssymptomen führen. (NAB 2018).
- Die sich rasant ändernde Arbeitswelt fordert von den Erwerbstätigen Weiterbildung und lebenslanges Lernen, damit sie auf Veränderungen reagieren können. (NAB 2018).
- Mit der anstehenden Pensionierungswelle der "Babyboomergeneration" scheiden mehr Personen aus dem Erwerbsleben aus, als neue Arbeitskräfte eintreten. Der Verlust an Erfahrung kann je nach Branche zu einem Fachkräftemangel führen, aber auch Effizienzsteigerungsmassnahmen oder die Automatisierung verstärken.
- Die Aktivierung des im Aargau grossen Potenzials an hochqualifizierten Fachkräften, die dem Arbeitsmarkt aktuell nicht oder nicht Vollzeit zur Verfügung stehen, stellt eine Herausforderung dar. Neue Arbeitsmodelle (siehe zweite Herausforderung) können hier einen Beitrag leisten, insbesondere mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Quellen
Mitarbeit | |
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Referenzen |
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Für das Thema "Arbeitsmarkt" relevantes SDG der Agenda 2030
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
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- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
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