U7 Landwirtschaft
Die Erfüllung der vielfältigen Funktionen der Landwirtschaft − von der Existenzsicherung der Betriebe, über die Nahrungsmittelproduktion bis zur ökologischen Verantwortung − bleibt im Aargau herausfordernd.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Die Land- und Ernährungswirtschaft leistet zentrale Beiträge für Mensch und Ökosystem. So trägt sie zur Versorgungssicherung, zur Entwicklung des ländlichen Raums sowie zu einer vielfältigen Kulturlandschaft bei. Grundlage für die Ernährungssicherheit ist der Erhalt des notwendigen Kulturlands und eine leistungsfähige, auf den Markt ausgerichtete Landwirtschaft. Über eine hohe Wertschöpfung in der Region ist den Betrieben ein mit anderen Branchen vergleichbares Einkommen zu ermöglichen. Darüber hinaus trägt die Landwirtschaft Verantwortung für Klima-, Gewässer- und Bodenschutz sowie für die Luftqualität und die Förderung der Artenvielfalt.
Um ihre vielfältigen Funktionen erfüllen zu können, muss sich die Landwirtschaft vorausschauend dem Klimawandel anpassen, die Umweltbelastung reduzieren sowie die Ressourceneffizienz steigern. Sie trägt damit zur Verringerung des ökologischen Fussabdrucks des Kantons bei. Regional produzierte Nahrungs- und Futtermittel bedeuten kürzere Transportwege und einen verminderten CO₂- Ausstoss und tragen, Dank günstigen klimatischen Bedingungen hierzulande, zu einer nachhaltigeren Nutzung der Ressource Wasser bei.
Der Stand der Landwirtschaft wird anhand der Ausdehnung der Fruchtfolgeflächen und der für Biodiversität reservierten Flächen gemessen.
Stand Landwirtschaft 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U1.1 (2003–2019) und U1.2 (2003–2019)
Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Aargau betrug im Jahr 2019 60'545 Hektaren. Zwei Drittel davon sind für die Produktion besonders wertvolle Fruchtfolgeflächen (FFF). Die FFF haben zwischen 2003 und 2013 jährlich um durchschnittlich 20 Hektaren abgenommen. Bezogen auf die Furchtfolgeflächenverluste zwischen 2001 und 2011, ist rund 75 Prozent des Rückgangs auf die Ausdehnung des Siedlungsgebiets zurückzuführen (Kräuchi 2015). Ein sprunghafter Verlust erfolgte durch die räumliche Festsetzung des Siedlungsgebiets im Richtplan im Jahr 2015. Seither ist eine marginale Erweiterung der FFF von rund 5 Hektaren pro Jahr durch Auszonungen und Rekultivierungen von Kiesabbauflächen festzustellen (BVU 2019). Die langfristige Entwicklung bei den Fruchtfolgeflächen ist jedoch nach wie vor als kritisch einzustufen.
Die Biodiversitätsförderflächen lagen im Jahr 2019 bei 10'993 Hektaren oder 18,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Zwei Drittel davon sind hochwertige Ökoflächen. Ihr Anteil ist in den letzten 10 Jahren dank dem kantonalen Förderprogramm Labiola (Landwirtschaft – Biodiversität – Landschaft) kontinuierlich gestiegen und liegt 22 Prozent über dem Wert von 2010. Die positive Wirkung des Förderprogramms konnte anhand der Anzahl Tagfalter und Brutvögel nachgewiesen werden (DFR 2019).
Die notwendigen Kompetenzen für die Umsetzung einer leistungsfähigen und zugleich ressourcenschonenden Landwirtschaft werden über eine fundierte Ausbildung sichergestellt. Die zunehmende Beteiligung an Bewirtschaftungsprogrammen und Projekten, wie dem Programm "PFLOPF" (Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming), welche einen teilweisen oder gänzlichen Verzicht von Pflanzenschutzmitteln im Ackerbau und bei Spezialkulturen vorsehen, belegen den Trend zu einer umwelt- und ressourcenschonenden Produktion. Zudem ist im Aargau die Zahl der zertifizierten Bio-Betriebe von 243 im Jahr 2016 auf 278 Jahr 2019 angestiegen, was 11,2 Prozent aller direktzahlungsberechtigten Betriebe entspricht. Trotzdem ist die Biodiversität weiterhin unter Druck. Schweizweit wird in den letzten Jahrzehnten ein Rückgang der Insekten festgestellt. Neben der Zerstörung und Isolierung der Lebensräume, wird der Einsatz von Pflanzenschutzmittel als eine weitere Ursache des Insektenschwunds angesehen (UVEK 2019, SCNAT 2019). Die Pflanzenschutzmittel können zudem in Gewässer gelangen, wo sie aquatische Lebewesen gefährden und zur Verunreinigung von Trinkwasservorkommen führen können (VKCS 2019).
Im Aargau sind die Einträge von Stickstoff über die Luft in empfindliche Ökosysteme punktuell überschritten (Critical Loads). Sie können zu Überdüngung und Versauerung mit langfristig möglichen negativen Effekten führen. Die Ursache der Stickstoffeinträge liegt zu rund zwei Drittel bei den Ammoniakemissionen der Landwirtschaft. Der grösste Teil stammt aus der Nutztierhaltung. Massnahmen, wie emissionsmindernde Ausbringungsverfahren von Jauche werden teilweise durch Massnahmen für das Tierwohl wieder wettgemacht (BVU 2019).
Die landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist massgebend von der Witterung und dem Klima abhängig. Aufgrund des Klimawandels kam es bereits in den letzten Jahren gehäuft zu Perioden mit extremer Sommertrockenheit. Der Sommer 2018 führte unter anderem zu Ernteausfällen bei Gras und Futtermittel und allgemein zu Engpässen bei der Wasserversorgung von landwirtschaftlichen Kulturen (BAFU 2019). Eine Gemeindeumfrage im Aargau zeigte, dass im Sommer 2018 25 Gemeinden den Wasserbezug aus dem Trinkwassernetz einschränkten, sieben Gemeinden erliessen einen Entnahmestopp (DFR 2019).
Indikator U7.1: Biodiversitätsförderflächen Aargau
Der Indikator stellt die Biodiversitätsförderflächen (BFF) insgesamt sowie den Anteil qualitativ hochwertiger BFF dar.
Hochwertige Biodiversitätsflächen, die dem Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt dienen, sollen zunehmen.
Biodiversitätsförderflächen Aargau, 2003–2019
langfristig (seit 2003) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Biodiversitätsförderflächen Aargau, 2003–2022
langfristig (seit 2003) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator U7.2: Fruchtfolgeflächen Aargau
Der Indikator stellt die Fruchtfolgeflächen als nicht erneuerbare Ressource und Grundlage einer nachhaltig leistungsfähigen Land- und Ernährungswirtschaft dar.
Die für die Ernährungssicherheit besonders wichtigen Fruchtfolgeflächen sollen konstant bleiben. Gemäss Sachplan Fruchtfolgeflächen 1992 hat der Bundesrat den Kanton Aargau zur Sicherung einer Fläche von 40'000 Hektaren verpflichtet.
Fruchtfolgeflächen Aargau, 2003–2019
langfristig (seit 2003) | negativ |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Aktualisierung Daten 2023
Fruchtfolgeflächen Aargau, 2003–2022
langfristig (seit 2003) | negativ |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Herausforderungen für das Thema Landwirtschaft
- Der steigende Bedarf nach unbebauter Bodenfläche für Siedlungen, Naturschutzprojekte, Wasserbau- und Hochwasserschutzmassnahmen, Strassenbauten und landwirtschaftlichen Bauvorhaben gefährdet die für die Ernährungssicherheit notwendigen Fruchtfolgeflächen. Gekoppelt mit der stetig wachsenden Bevölkerung stellt sich die Herausforderung, mit weniger Nutzflächen immer mehr Kalorien zu produzieren, ohne die Umwelt und Natur zu schädigen. Über eine Interessenabwägung ist der Zielkonflikt im Rahmen der zukünftigen Agrarpolitik zu lösen.
- Die Marktliberalisierung verstärkt den Druck auf eine regional und nachhaltig produzierende Landwirtschaft. Bereits heute zeichnet sich ein Mangel an qualifizierten Fachkräften ab. Es gilt, raumplanerische und andere Entwicklungsmöglichkeiten der Betriebe zu fördern, die unternehmerischen Kompetenzen über eine gezielte Aus- und Weiterbildung der Betriebsleiterfamilien zu stärken und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu verbessern.
- Die Land- und Ernährungswirtschaft muss sich laufend dem Konsumverhalten und den Trends der Gesellschaft anpassen, welche hohe Ansprüche an qualitativ hochwertige, ökologisch produzierte Nahrungsmittel stellen. Es muss ihr gelingen, die Konsumenten vom Mehrwert einer nachhaltigen Wertschöpfung in der Region zu überzeugen.
Quellen
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Referenzen |
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Links |
Für das Thema "Landwirtschaft" relevantes SDG der Agenda 2030
Spotlight Klima
Standortangepasste Landwirtschaft zum Schutz des Klimas
"Regional produzierte Nahrungs- und Futtermittel bedeuten neben der Versorgungssicherheit auch kürzere Transportwege und somit einen verminderten CO2-Ausstoss. Die Land- und Ernährungswirtschaft leistet über einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden, erneuerbare Energien und eine standortangepasste Produktion einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Klimaproblematik. Neben ihrer Rolle als Verursacherin von Treibhausgasen (zum Beispiel Methan), ist die Landwirtschaft zugleich von den Folgen des Klimawandels mit häufigeren Wetterextremen betroffen. Mit dem Klimawandel steigen die Nutzungskonflikte bezüglich der Verwendung von Wasser aus Flüssen und dem Grundwasser. Für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser stehen vermehrt klimaangepasste Kulturen und wassersparende Anbaumethoden im Fokus."
DFR, Landwirtschaft Aargau
Spotlight Klima
Sensibilisierung der Tierhalter
"Im Bereich Tierschutz ist im Hinblick auf veränderte Klimabedingungen vorgesehen, bestehende Broschüren über Vorschriften und Empfehlungen für die Tierhaltung in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und Bundesstellen zu überprüfen, zu ergänzen und mittels Sensibilisierung der Tierhalter in die Praxis umzusetzen. Eine Empfehlung an die Tierhalter kann sein, Abkühlungsmöglichkeiten und Schattenplätze für verschiedene Tierarten bei Weide- und Auslaufhaltung bereitzustellen."
DGS, Amt für Verbraucherschutz
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
Impressum
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Bild: © Kanton Aargau