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Kulturpflege

Archäologie

Die Kantonsarchäologie ist eine Fachstelle mit der Aufgabe, archäologische Hinterlassenschaften zu schützen und zu erhalten oder vor ihrer unabwendbaren Zerstörung zu untersuchen und zu dokumentieren.

Archäologie erforscht die Vergangenheit des Menschen anhand von materiellen Überresten. Diese stammen überwiegend aus dem Boden. Bodenfunde sind die Quellen für Zeitepochen, in denen es keine oder nur wenig schriftliche Überlieferungen gibt. Deshalb sind archäologische Hinterlassenschaften von öffentlichem, allgemeinem Interesse. Darum beansprucht sie der Kanton von Gesetzes wegen auch als Eigentum zugunsten der Allgemeinheit – Das heisst: die archäologischen Hinterlassenschaften gehören uns allen als Gemeinschaft.

Aktuell

  1. Newsletter

    News zu Grabungen, Forschung, Neuerscheinungen, Events. Exklusiv wird ein Objekt aus der Sammlung vorgestellt, das noch nie öffentlich zu sehen war.

  2. Gegen den Zerfall

    Das Kastell Kaiseraugst ist ein bedeutendes Baudenkmal. Nun saniert die Kantonsarchäologie zusammen mit der Römerstadt Augusta Raurica das Monument.

  3. Publikation Baden liegt auf einer alten Karte des Bäderquartiers.

    Ubi Aqua – ibi bene

    Die Geschichte der Bäder in Baden ist wechselhaft. Die kürzliche Neugestaltung löste grosse Grabungen aus. Band 1 der Auswertung ist nun erschienen.

  4. Blick aus der Luft auf die Grabungsstelle direkt an der Limmat.
    Die Ausgrabungsstelle liegt direkt an der Limmat. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

    Ein römischer Grossbau an der Limmat

    Im Vorfeld eines Neubaus führt die Kantonsarchäologie eine Grabung in Gebenstorf durch, um eine römische Siedlungsstelle zu dokumentieren.

Vorstoss ins Unbekannte: Das war 2024 – Jahresrückblick

Zwei Freiwillige graben mit Pickel in einem schmalen Schnitt.
Bild Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Schicht für Schicht wird sorgfältig abgetragen, Zentimeter um Zentimeter immer tiefer in den Boden vorgedrungen. Mit jedem Kessel Erde schwindet ein Stück Vergangenheit, die Erde gibt ihr Inneres frei. Eine Scherbe kommt zum Vorschein, später ein Tierknochen. Sorgfältig legt der Freiwillige die Funde beiseite, in die Fundkiste, und gräbt weiter. Die kleinen Knochen, die bald zum Vorschein kommen, sind keine Überraschung für ihn. Er legt auch sie in die Fundkiste, arbeitet weiter.

Niemand ahnte, was hier noch zum Vorschein kommen würde.

François, Freiwilliger Oktober 2024

Ob er wisse, was er da gerade ausgrabe, fragt eine Stimme hinter ihm am Grubenrand. Geflügelknochen, erwidert der Freiwillige zum Grabungsleiter. Sie sind es nicht. Denn es ist das kleine Skelett eines Säuglings, verstorben zu einem Zeitpunkt, in dem ein Leben eigentlich beginnen sollte. Das lässt den Freiwilligen schaudern. Ehrfürchtig gräbt er ganz sachte die letzten Reste dieses Lebens aus und sammelt damit Knochen um Knochen Hinterlassenschaften ein, die wiederum Neues entstehen lassen: Neues Wissen. Aus den Hinterlassenschaften der Zeit rekonstruiert die Archäologie vergangenes Leben, kreiert ein Bild der Vergangenheit. Das befindet sich allerdings in stetigem Wandel. Denn bei jeder Grabung, jeder Untersuchung im Labor, jeder Forschungsarbeit lassen sich neue Erkenntnisse gewinnen, die das Bild der Vergangenheit wieder revidieren.

Vitrine aus hellem Holz mit kleinen hell erleichteten Sichtfenstern, in denen archäologische Funde zu sehen sind.
Die Wandervitrine

Ein anderes Bild, als sie erwartet hatten, nahmen vielleicht auch die Besuchenden der Wanderausstellung "1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal" wahr, die letztes Jahr an 21 Stationen im Fricktal zu Gast war. Die Erkenntnisse des vorangehenden Auswertungsprojektes zeichneten nämlich ein anderes Bild als die bisherige Vorstellung von einem ärmlichen Leben auf dem Lande im Mittelalter. Reich verzierte Kachelöfen und damit wohlig warme Wohnstuben mit verglasten Fenstern zeugten von einem Wohnstandard, den man bisher so nicht erwartet hatte.

Das ist überraschend und ändert das Bild, das wir bis jetzt gehabt haben.

Thomas Doppler, Kantonsarchäologe SRF Regionaljournal vom 28.02.2024

Die Vergangenheit hat noch Vieles nicht preisgegeben. Die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie stossen jeden Tag wieder ins Unbekannte vor. Sie enthüllen Verborgenes aus der Erde, sie legen im Restaurierungslabor zur Unkenntlichkeit gealterte Objekte frei, sie entdecken in den Depots immer wieder neue Kostbarkeiten, die ihre Vorgänger vor Jahrzehnten in Kisten gelegt haben. Sie entlocken in Forschungsprojekten mit modernen Methoden den alten Objekten ihre Geheimnisse. Und die Erkenntnisse ihrer täglichen Arbeit vermitteln die Mitarbeitenden mit Freude und Engagement an Sie weiter – damit auch Ihr Bild der Vergangenheit à jour bleibt.

Was uns 2024 beschäftigt und bewegt hat

Schützen und erhalten

Schützen und erhalten

Die Burgruine Alt-Tierstein
Burgruine Alt-Tierstein

In der Aargauer Landschaft sind viele Geländemonumente aus der Vergangenheit erhalten und bekannt, doch unbekannt ist oft, wie genau der Zustand dieser Zeitzeugen ist; ob es ihnen gut geht und sie dem Zahn der Zeit trotzen können oder nicht. Deshalb hat die Kantonsarchäologie 2024 zwei ausgewählte Burgruinen genauer untersuchen lassen. Im Rahmen einer Zustandskontrolle wurden bei der Alt-Tierstein in Gipf-Oberfrick und bei der Alt-Wartburg in Oftringen Schadenskartierungen und eine ausführliche Dokumentation erstellt. Von Sträuchern überwucherte und mit Moos bewachsene Burgruinen mögen zwar unserem romantischen Bild entsprechen, der Bewuchs schadet aber oft der archäologischen Substanz. So weisen die Mauern der Alt-Tierstein und der Alt-Wartburg verschiedene Schäden auf wie Risse und Abplatzungen sowie Ausbrüche. Die ausführlichen Schadenskartierungen bilden die Grundlage für künftige Sanierungsmassnahmen und für ein kontinuierliches Monitoring dieser prägenden Landschaftsmarken.

Burgen im Aargau

Der Kanton Aargau ist ein Burgenkanton. Rund 100 Burgen sind bekannt und viele von ihnen sind archäologisch erforscht.

Untersuchen und dokumentieren

Untersuchen und Dokumentieren

Drohnenaufnahme von der Grabungsfläche.
Ausgrabung Gebenstorf-Steinacher.

Die Feldarbeit brachte letztes Jahr an mehreren Orten im Kanton bisher Unbekanntes zutage. Zwei grosse Projektgrabungen prägten den Arbeitsalltag. In Kaiseraugst wurde in der Flur "Schürmatt" ein 2000 Quadratmeter grosses Areal im Bereich des spätantiken Kastells untersucht. In Gebenstorf stand eine römische Siedlungsstelle 2,2 Kilometer vom römischen Legionslager Vindonissa entfernt im Fokus. Im 3200 Quadratmeter grossen Areal kamen die Reste eines grossen Speicher- oder Magazinbaus zum Vorschein. Obwohl frühere Sondierungen und Untersuchungen bereits Hinweise auf den Monumentalbau lieferten, war das Grabungsteam ob der Mächtigkeit der Schichten überrascht. Unter dem Speicherbau kamen nämlich Überreste von Fachwerkbauten zutage, deren Wände bunt bemalt waren. Im Restaurierungslabor wurden die Fragmente sorgfältig gereinigt und konserviert. Beide Grossgrabungen beschäftigen die Kantonsarchäologie noch im laufenden Jahr.

Zwei Freiwillige an der Arbeit mit dem Pickel.
Feldkurs in Besenbüren.

Eine Reise ins Unbekannte war auch der diesjährige Feldkurs in Besenbüren. Hier untersuchte die Kantonsarchäologie zusammen mit Freiwilligen eine Wallanlage. Ein Schnitt durch den Wall brachte erstmals konkrete Informationen zum Aufbau der Anlage. Die zunächst als frühe Burg interpretierte Anlage gab bis zum Abschluss des Feldkurses nicht alle Geheimnisse preis. Die wenigen Funde in Form von zwei Scherben und ein paar Holzkohlestücken gaben keinen Aufschluss über die Datierung der Fundstelle. C14-Untersuchungen der Holzkohle bringen womöglich in diesem Jahr neue Erkenntnisse.

Fragmentierte brsune Scherbe mit eingedrücktem Dekor.
Fragmente eines Glockenbechers.

In Thalheim führte die Kantonsarchäologie im Herbst eine kleinere Ausgrabung durch, die zuerst nichts Ungewöhnliches zum Vorschein brachte: einen Teil eines befestigten Platzes aus dem Frühmittelalter (6./7. Jahrhundert). In Aargauer Dorfkernen sind Überreste aus dieser Zeit relativ häufig zu finden. Doch als die Grabungsmitarbeitenden in tiefere Schichten vorstiessen, kam Überraschendes zum Vorschein: gut erhaltene Scherben aus dem Ende der Jungsteinzeit, aus der sogenannten Glockenbecherkultur (2450−2150 v. Chr.). Eine archäologische Rarität! Fundstellen aus dieser Zeit sind in der Schweiz sehr selten. Im Aargau gibt es nur zwei davon: Jene in Thalheim und eine in Herznach, die bei Ausgrabungen 2023 entdeckt wurde. Der Aargauer Boden verbirgt also noch viel Unbekanntes.

Die Grabungen

Die Zahlen

Grafik Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Sammeln und inventarisieren

Sammeln und inventarisieren

Galeriansicht der Datenbank mit Fotos von archäologischen Objekten.
Blick in die Datenbank: Fundobjekte der Grabung Gebenstorf.

Oft sind archäologische Funde erst im Restaurierungslabor besser einzuschätzen und zu deuten. Die vielen Metallfunde der beiden Grossgrabungen werden unter dem Binokular sorgfältig von Erde und Korrosion befreit. Zu tun gab es viel: Die Ausgrabung in Gebenstorf lieferte bisher rund 1000 Metallobjekte, die durch die Restauratorinnen und Restauratoren konserviert wurden. Einen grossen Teil machen Münzen aus, es gab aber auch Buntmetallobjekte wie Werkzeuge, Fibeln, Möbelbeschläge, Toilettegeräte, Fragmente von Gefässen, Pferdegeschirrbestandteile. Es besondere Herausforderung war die Reinigung und Konservierung der bemalten Wandverputze aus Gebenstorf – eine bisher unbekannte Erfahrung dieser Grössenordnung für das Restauratorenteam.

Damit auch in den Depots eingelagerte Funde für die Öffentlichkeit zugänglich sind, hat der Kanton Aargau sich dem Kulturgüterportal Nordwestschweiz angeschlossen. Dadurch werden archäologische Objekte sichtbar und recherchierbar. Die Mitarbeitenden der archäologischen Sammlung haben letztes Jahres über 60 Objekte erfasst, die nun auf dem Portal zugänglich sind.

Erforschen

Erforschen

Fünf Personen stehen und einem römischen Grabstein, der in einer Kiste liegt..
Ana Maspoli und Team begutachten den Grabstein der Maxsimila.

Erst die Erforschung der archäologischen Hinterlassenschaften liefert neue Erkenntnisse, deckt Zusammenhänge auf und bringt auch bisher Unbekanntes zum Vorschein. Das Forschungsprojekt zum römischen Gräberfeld Brugg-Remigersteig liefert ungewöhnlich viele und überraschende Einsichten. So muss die Vorstellung von der Romanisierung, wie sie bisher gesehen wurde, neu gedacht werden. Bisher war das prägende Narrativ, dass die Römer eine Region erobern, und die einheimische Bevölkerung übernimmt die römischen Kultur- und Lebensformen. Das dem nicht so ist, zeigt das Grab der Maxsimila und Heuprosinis.

Da entsteht aus der Mischung von Römischem und Lokalem etwas Neues, ein Lebensstil, den es vorher nie so gab.

Ana Maspoli, Projektleiterin NZZ vom 12.01.2025

Die 40-jährige Maxsimila und die 10-jährige Sklavin Heuprosinis wurden im 1. Jahrhundert n. Chr. zusammen bestattet. Auf dem Grabstein geben sie sich in inniger Verbundenheit die Hand – eine extrem ungewöhnliche Szene. Auch die Darstellung als Ganzfigur ist ungewöhnlich, bei den Römern war das vorher nur für Gottheiten üblich. Die Ausgestaltung des Grabsteins ist also etwas Neues, bisher Unbekanntes – eine Mischung, die es vorher nicht gab. Die Auswertung des Gräberfelds am Remigersteig läuft noch bis Ende 2025 und wird vermutlich weitere, vielleicht auch überraschende Resultate bringen.

Für die Ewigkeit

Römische Gräber aus Vindonissa: Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt widmet sich dem 2012 entdeckten Gräberfeld am Remigersteig in Brugg.

Vermitteln

Vermitteln

Visualisierung eines römischen Grabsteins.
Grabstein des Jungen Quietus. 1. Jahrhundert n. Chr.

Ein Vorstoss ins Unbekannte der besonderen Art gelang im Bereich Vermittlung. Mit dem Projekt Digi-INS, das durch das Fördergefässes DigiCulture unterstützt wurde, konnten archäologische Objekte mit Augmented Reality sichtbar gemacht werden. Mit Bezug zur Ausstellung "In Stein gemeisselt. Grabsteine aus Vindonissa" in der Vitrine Aktuell sind nun fünf römische Grabsteine in Originalgrösse im Museum oder auch im eigenen Wohnzimmer virtuell erlebbar.

Archäologie Augmented: Digi-INS

Digi-INS macht verborgene archäologische Hinterlassenschaften fürs Publikum zugänglich. Mit Augmented Reality werden römische Grabsteine sichtbar.

Die Aktivitäten

Bücher

Ausstellungen

Veranstaltungen

Neues

Freiwilligenprogramm

Die Medienberichte

Aufgaben der Kantonsarchäologie

Der archäologische Kreislauf

Die Kantonsarchäologie kümmert sich um sämtliche archäologischen Belange im Kanton Aargau. Ziel ist, die archäologischen Grundlagen zur Rekonstruktionen unser aller Vergangenheit zu sichern. Damit ist die Kantonsarchäologie Hüterin und Fürsprecherin des Kulturerbes, sowie eine wissenschaftliche Fachstelle im Auftrag der Gesellschaft.