Ist der Kanton Aargau bei der Umsetzung seiner Klimastrategie auf gutem Weg? Das vierjährliche Monitoring der Klimastrategie gibt Auskunft. Was mit konkreten Massnahmen bereits erreicht wurde und wo es im Kanton Aargau noch Handlungsbedarf gibt, findet sich in den sogenannten "Spotlights Klima"" in den einzelnen Themenbereichen. Eine Auflistung aller Spotlights befindet sich auf der Webseite des Klimamonitorings.
U12 Klima
Trotz Rückgang der Treibhausgasemissionen seit 1990 braucht es im Kanton Aargau verstärkte Anstrengungen, damit das Klimaschutzziel des Bundes und des Kantons Aargau erreicht werden kann. Dieses sieht Netto-Null Emissionen bis ins Jahr 2050 vor.
Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft und stellt für eine nachhaltige Entwicklung eine grosse Herausforderung dar. Es gilt den Klimawandel durch eine rasche Absenkung der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) zu bremsen, negative Auswirkungen zu minimieren und die klimabedingten Chancen zu nutzen. Bevölkerung, Sachwerte und natürliche Lebensgrundlagen müssen geschützt und die Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft erhöht werden. Dies bedingt, dass die verschiedenen Akteursgruppen über die notwendigen Informationen und Handlungskompetenzen verfügen.
Der Kanton Aargau unterstützt das internationale und nationale Klimaziel und hat mit der Klimastrategie des Regierungsrats die zu erreichende Ziele festgelegt: Netto-Null THG-Emissionen bis 2050 (Klimaschutz) sowie die Minimierung der klimabedingten Risiken (Klimaanpassung). Das Klima- und Innovationsgesetz (KlG) des Bundes gibt die entsprechenden Rahmenbedingungen vor. Auch der Klimaparagraf in der Verfassung des Kantons Aargau (§ 42a Klima) verpflichtet Kanton und Gemeinden, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinanderzusetzen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Indikatoren: Kantonale Treibhausgasemissionen und Anzahl Hitzetage
Der Indikator "Kantonale Treibhausgasemissionen" zeigt die jährlich ausgestossene Menge Treibhausgase im Kanton Aargau. Die Treibhausgasbilanz wird nach der gleichen Methode erstellt, welche der Bund für die Klima-Berichterstattung im Rahmen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) verwendet. Dieses nationale Treibhausgasinventar wird jährlich vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) erstellt. Die webbasierte Software Ecospeed Region berechnet daraus die kantonale Treibhausgasbilanz. Vorgelagerte Emissionen im In- und Ausland (z. B. Energieerzeugung, Rohstoffförderung, Raffinierung) und der internationale Flug- und Schiffsverkehr werden nicht berücksichtigt.
Der Indikator "Anzahl Hitzetage" misst die Anzahl Tage im Jahr, an welchen bei der Messstation Buchs-Aarau die Temperatur 30 °C oder höher ist.
Im Unterschied zur Anzahl Hitzetage, welche in direktem Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung steht, können die kantonalen THG-Emissionen direkter durch lokale Massnahmen beeinflusst werden. Die kantonalen THG-Emissionen sollen bis 2050 Netto-Null Emissionen erreichen. Bezüglich Nachhaltigkeit wäre bei der Anzahl Hitzetage eine Stabilisierung gefolgt von einer Abnahme wünschenswert. Gemäss heutigem Wissensstand ist solch eine Entwicklung jedoch unrealistisch. Beide Indikatoren stammen aus der kantonalen Klima-Metrik.
Die kantonalen Treibhausgasemissionen werden – in Anlehnung an das Treibhausgasinventar des BAFU – mit Hilfe eines Modells (Ecospeed Region) berechnet und in Tonnen CO₂-Äquivalenten (CO₂-eq) ausgewiesen. Dabei werden nationale Statistiken mit kantonalen Daten ergänzt. Emissionen, die durch Importgüter im Ausland anfallen, werden nicht berücksichtigt.
Der Indikator der Treibhausgasemissionen im Kanton Aargau ist Teil der kantonalen Klima-Metrik.
Treibhausgasemissionen, Aargau, 2000 - 2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | unverändert |
Der Indikator zeigt für die Messstation Buchs-Aarau, an wie vielen Tagen im Jahr die Temperatur 30 °C oder höher ist. Die Daten werden jährlich von MeteoSchweiz erhoben.
Der Indikator der Anzahl Hitzetage pro Jahr im Kanton Aargau ist Teil der kantonalen Klima-Metrik.
Anzahl Hitzetage pro Jahr, Buchs-Aarau, 2000 - 2023
langfristig (seit 2000) | negativ |
kurzfristig (seit 2020) | negativ |
Stand 2024
Treibhausgasemissionen nehmen nur langsam ab, spürbare Auswirkungen des Klimawandels auch im Kanton Aargau
Mit einem Anteil von fast 85 Prozent aller CO₂-Emissionen der Schweiz sind fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle) nach wie vor sehr verbreitet. Im Kanton Aargau, wie auch in der restlichen Schweiz, wurden die THG-Emissionen in den letzten 30 Jahren um etwa 20 Prozent reduziert, vornehmlich durch Effizienzmassnahmen und den Ersatz von fossilen Energieträgern in den Sektoren "Haushalte" und "Wirtschaft und Industrie". Obwohl der Anteil an Elektromobilität zunimmt, sind weitere und kontinuierliche Anstrengungen von zentraler Bedeutung, um die THG aus dem Verkehr langfristig zu senken. Um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen ist ein steilerer Absenkpfad nötig: alle Sektoren müssen sukzessive ihre Emissionen verringern und bis in 25 Jahren weitgehend fossilfrei sein – eine grosse Herausforderung. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfen bis 2050 weder Öl- und Gasheizungen noch Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr in Betrieb sein.
Die kantonale Treibhausgasbilanz zeigt einen Absenkpfad auf, welcher die notwendigen Reduktionen der jeweiligen Sektoren bis 2050 aufzeigt. Ab 2030 sollen zunehmend auch Negativemissionstechnologien eingesetzt werden, damit die schwer vermeidbaren Emissionen aus der Industrie und Landwirtschaft kompensiert werden können. Mit Ausnahme von vereinzelten Abklärungen und Projekten im Bereich der Landwirtschaft (Massnahmenplan Klima), steht der Kanton Aargau in Bezug auf Negativemissionstechnologien noch am Anfang.
Nehmen die globalen THG-Emissionen zukünftig weiter stark zu, ist im Mittelland bis 2060 mit einer Erwärmung um weitere 2 bis 3 °C zu rechnen. Die Temperatur im Kanton Aargau hat sich seit 1864 bereits um 2 °C erhöht. Die Vegetationsperiode dauert heute zwei bis vier Wochen länger als in den 1960er-Jahren.
Die Anzahl der Hitzetage pro Jahr ist ein Mass für die Auswirkungen des Klimawandels. Der 3-Jahres-Durchschnitt stieg von 13 (1990–1992) auf 21 Tage (2021–2023) an (MeteoSchweiz, 2024). Gemäss den Schweizer Klimaszenarien des National Centre for Climate Services (NCCS) wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten verstärken. Noch erheblicher als die Durchschnittstemperaturen steigen die Höchsttemperaturen. Hitzewellen und Tropennächte werden häufiger und extremer (NCCS, 2021). Trotz der Zunahme an Hitzetagen, nimmt die Anzahl hitzebedingter Todesfälle in der Region Nordwestschweiz tendenziell ab (Ragettli M.S. et al., 2023). Dies ist ein Hinweis darauf, dass Präventions- und Sensibilisierungsmassnahmen Wirkung zeigen.
Als Folge des Klimawandels lassen sich in bisherigen Messreihen auch zunehmende Starkniederschläge eindeutig erkennen: Sie sind stärker und häufiger als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch die Niederschlagsmengen im Winter haben zugenommen.
Neben den Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt, hat der Klimawandel auch Auswirkungen wirtschaftlicher Art. Unter anderem steigen die mit der Häufung der Extremereignisse (Hochwasser und Oberflächenabfluss, Rutschprozesse, Sturm, Hagel) zusammenhängenden Schadenfälle an Gebäuden und Infrastrukturen auch im Kanton Aargau an.
Aufgrund der Bedeutung des Themas hat der Regierungsrat 2019 im Aufgaben- und Finanzplan 2020–2023 den Entwicklungsschwerpunkt "Klimaschutz und Klimaanpassung" (ESP Klima) geschaffen. Mit dem ESP Klima werden bereits bestehende und neue Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Klimawandel gezielt verstärkt, koordiniert und kommuniziert. Mit dem Klimakompass als Teil der Klimastrategie (Regierungsrat 2021) werden die Handlungsfelder und Stossrichtungen für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmassnahmen im Kanton Aargau festgelegt.
Der Kanton Aargau hat im Rahmen der Nordwestschweizer Regierungskonferenz (NWRK) eine gemeinsame Klima-Charta verabschiedet und verpflichtet sich zur verstärkten Zusammenarbeit in der Klimapolitik. Im Rahmen der Umsetzung der Klima-Charta wurden Leitsätze zu den Themen nachhaltiges Bauen, nachhaltige öffentliche Beschaffung sowie klimaverträgliche und nachhaltige Finanzanlagen verabschiedet (Nordwestschweizer Regierungskonferenz 2023). Die Umsetzung dieser Leitsätze obliegt nun den unterzeichnenden Kantonen.
Herausforderungen
- Für den Kanton Aargau bringt der Klimawandel grosse Herausforderungen mit sich. Das Klimaziel Netto-Null erfordert bis 2050 zusätzliche, effektive Klimaschutzmassnahmen in allen treibhausgasrelevanten Sektoren. Ohne zusätzlichen Anstrengungen kann das Ziel nicht erreicht werden.
- Emissionsbedingt besonders relevant sind dabei die Bereiche Industrie und Gewerbe, der Verkehr sowie die Haushalte. Insbesondere im letztgenannten Bereich liegt die Hauptverantwortung für klimapolitische Massnahmen bei den Kantonen.
- Die durch Importgüter im Ausland verursachten THG-Emissionen der Schweiz sind deutlich über dem internationalen Durchschnitt (wenn auch nicht Teil der kantonalen Treibhausgasbilanz). Somit ist die Reduktion dieser indirekten Emissionen (Scope 3) eine grosse Herausforderung für den Kanton Aargau, wie auch für die Schweiz.
- Bereits heute sind die Auswirkungen des Klimawandels in zahlreichen Bereichen spürbar, mit Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. In den kommenden Jahrzehnten wird die Temperatur weiter ansteigen. Längere Trockenperioden, häufigere und längere Hitzewellen und mehr Starkniederschläge werden das Aargauer Klima prägen. Hier gilt es, sich rechtzeitig an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.
Verweise
Für das Thema "Klima" relevante SDGs der Agenda 2030
Zusätzlich steht das Kapitel U12 "Klima" mit diversen weiteren SDGs in Zusammenhang. Insbesondere mit den SDGs 4, 6, 9, 12, 15 und 17.
Das Thema "Klima" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
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Referenzen |
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